![]() ![]() |
Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
![]() ![]() ![]() ![]() |
|
Der Abend der Susan Mclean
Von Sebastian Hanusa
/
Fotos von finest arts
Sie schreit, sie fiebert, sie wütet und verführt; eine Frau ohne Gewissen, von Machtgier besessen, skrupellos mordend und zugleich hilflos gefangen in einem Alptraum aus Blut und Gewalt. Und trotzdem ist Verdis Lady Macbeth kein seelenloses Monster, sondern Zeugnis für die hohe Kunst der Differenzierung im psychischen Extrem, von glaubwürdiger Psychologie noch im äußersten Wahn. So ist die Lady zugleich eine Frau, deren Ehe in einer archaischen Gesellschaft kinderlos bleibt, die den Fortbestand des Hauses an oberster Stelle handelt, die der Erotik des Tötens genauso erliegt wie dem banalen Streben nach Einfluss und Macht. Ihr Mann kann es neben einer derart schillernden Figur nur schwer haben, erscheint als der ehrgeizige, wie zunächst harmlose Politiker. Erst das phantastische Moment der Prophezeiung durch die Hexen lässt ihn die Grenze zum Königsmord überschreiten. Er verstrickt sich fast unwillkürlich in einer Spirale immer neuer Morde und Greueltaten. ![]()
Susan Mclean sang nicht die Lady Macbeth, sie war Lady Macbeth. Die Partie mit ihrem enormen Ambitus und dramatischen Ausbrüchen, sowie anspruchsvollen Kolloraturen gehört zu den Herausforderungen des Fachs. Umso beeindruckender die Selbstverständlichkeit, mit der Frau Mclean die technischen Anforderungen bewältigte. Zugleich gelang es ihr, szenisch den differenzierten Charakter zu füllen, die Spannung bis hin zur Wahnsinns-Szene am Schluss zu halten und mitunter mit nur kleinsten Gesten ganze Gefühlsslagen auszudrücken. So war ihre Lady eine Frau latent auf der Kippe, die zunächst mit Kraftausbrüchen alles überspielt, sich ihren Mann mit Leichtigkeit unterwirft, im gesellschaftlichen Spiel brilliert. Wunderbar ausgespielt dann die Szene, wenn im zweiten Akt das Erscheinen von Banquos Geist Macbeth fast die Fassung verlieren lässt und nur das Eingreifen seiner Frau die Situation rettet - oder die Schlussszene, in der die Lady die Grenze zum Wahnsinn bereits überschritten hat. ![]() ...und ein König am Rande des Wahnsinns.
Es scheint fast, als sei Urs Häberlis Inszenierung nur für seine "Lady" geschaffen - wenn man hiermit nicht die unprätenziöse Brillanz der Regiearbeit abwerten würde. So bot diese Raum fŸr psychologische Feinheiten und überzeugte durch eine geschickte Behandlung der allgegenwärtigen Chormassen. Leider waren besonders die Damen des Chores in musikalischer Hinsicht die gro§e Enttäuschung des Abends. Hier war Uneineinigkeit über Tempo und Tonhöhe leider nicht die Ausnahme. Die Inszenierung der Hexen war auch szenisch der schwächste Teil der Produktion. Die Kostüe erinnerten mit ihren pailletten-besetzten Oberteilen eher an den kleinbürgerlichen Chic deutscher Provinzstädte denn an schottische Hexen und mancherlei unmotiviertes Rudern mit den Armen fiel aus dem Rahmen einer insgesamt stimmigen Inszenierung. ![]()
Peter Kovacs war als Macbeth überfordert und hatte nicht allein wegen der Anlage der Partitur gegen das Übergewicht der Lady Macbeth anzukämpfen. Wenngleich szenisch solide, konnte Kovacs trotz Gewaltanwendung an Stimmbändern und Kehlkopf nur mit Mühe den Text der Partitur reproduzieren. Dafür waren die wenigen Nebenrollen umso besser besetzt. Insbesondere Steffen Schantz als Macduff und Mario Podrecnik als Malcolm verbreiteten tenoralen Glanz. Einen weiteren Glanzpunkt setzte das Orchester unter seinem GMD Corti. Düstere Ausbrüche, reichlicher Einsatz des Blechs, gro§e Tableaus wie das durchsichtige Vorspiel zum dritten Akt wurden mit einer für Theater dieser Größe überdurchschnittlichen Musikalität gespielt, die weit über die technisch präzise Ausführung des Notentextes hinausging.
Hingehen und Susan Mclean feiern! Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Dramaturgie
Chor
Solisten* AlternativbesetzungMacbeth, schottischer Edler Peter Kovacs
Lady Macbeth,
Banquo,
Macduff,
Malcolm,
Kammerfrau
Ein Artzt
Ein Diener
Ein Mörder
Duncan,
Fleance,
Erscheinungen
|
© 2003 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de
- Fine -