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Jeanine De Bique
Mirrors

Jeanine De Bique, Sopran
Concerto Köln
Musik von Georg Friedrich Händel, Carl-Heinrich Graun, Leonardo Vinci und Georg Philipp Telemann

in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2 h 15' (eine Pause)

Aufführung am Sonntag, 4. Mai 2025, 19.00 Uhr
Alfried Krupp Saal in der Philharmonie Essen

 


Theater und Philharmonie Essen
(Homepage)

Barocke Koloratur-Akrobatik

Von Thomas Molke / Foto: © Marco Borggreve

Jeanine De Bique gehört zu der jüngeren Generation der Shooting-Stars der Opernbranche. Die in Trinidad geborene Sopranistin hat sehr schnell mit einer makellosen Technik und funkelnden Koloraturen das Publikum rund um den Globus begeistert und besticht durch eine enorme Vielseitigkeit, die vom Barock über Verdis Traviata bis hin zu karibischen Volksliedern reicht. Von der Nationalen UNESCO-Kommission von Trinidad und Tobago wurde sie zur Jugendbotschafterin für den Frieden ernannt und ist Bärenreiter-Jubiläumsbotschafterin. Mit ihrem Debütalbum Mirrors tourt De Bique nun schon seit einiger Zeit erfolgreich gemeinsam mit dem renommierten Barock-Ensemble Concerto Köln durch Europa und kommt nun im Rahmen der Reihen "Große Stimmen" und "Alte Musik bei Kerzenschein" auch in die Philharmonie Essen.

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Jeanine De Bique

Die Idee des Programms Mirrors besteht darin, Arien aus Barockopern einander gegenüberzustellen, die unterschiedliche Komponisten, häufig auch in Konkurrenz, zum gleichen Stück, teilweise auch auf das gleiche Libretto, komponiert haben. Dafür hat De Bique Kompositionen von Georg Friedrich Händel, Carl-Heinrich Graun, Leonardo Vinci und Georg Philipp Telemann ausgewählt. Der erste große Block vor der Pause gehört Rodelinda, der Königin der Langobarden, die in einen Machtkampf um den Thron von Mailand gerät. Nachdem ihr Mann Bertarido, der König der Langobarden zum Hunnenkönig geflohen ist, drängt Grimoaldo, ein Verbündeter von Bertaridos ermordetem Bruder Gundeberto, Rodelinda zur Hochzeit und nutzt ihren Sohn Flavio als Druckmittel. In der ersten Arie von Graun, "Risolvere non oso", klagt Rodelinda ihr Leid, da sie einerseits ihren Sohn nicht verlieren, andererseits sich aber auch nicht auf eine Ehe mit Grimoaldo einlassen will. De Bique legt diese ergreifende Klage mit rundem Sopran an. Mit leuchtenden Koloraturen glänzt sie dann in der folgenden Arie, die aus Händels gleichnamiger Oper stammt, in der sie sich nach ihrem Gatten Bertarido sehnt. Dass Rodelinda eine willensstarke Frau ist, zeigt sie dann in der kämpferischen Arie "L'empio rigor del fato", die De Bique dann wieder aus Grauns Oper präsentiert. So entsteht ein faszinierendes musikalisches Bild einer Frau, der sich Graun und Händel innerhalb von 20 Jahren in London bzw. Berlin widmeten.

Emotionsgeladen begleitet werden die Arien von dem renommierten Barock-Ensemble Concerto Köln, das in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum feiert und ohne ausgewiesenen Dirigenten beim Konzert auftritt. Doch die Musikerinnen und Musiker stellen sich nicht nur hervorragend auf De Biques Gesang ein, sondern bekommen vor der Pause auch zwei Solo-Nummern, in denen ebenfalls das Konzept von De Biques Programm aufgegriffen wird. Zu Beginn gibt es die Ouvertüre aus Händels Oper Partenope, der nach dem ersten Gesangsblock die Sinfonia aus Leonardo Vincis gleichnamiger Oper gegenübergestellt wird. In beiden Stücken begeistert das Ensemble mit präzisem Klang und feinen Nuancen.

Auf der CD Mirrors präsentiert De Bique auch eine Arie aus Alcina, die in der Vertonung von Riccardo Broschi von Alcinas Schwester Morgana, in Händels Oper allerdings von der Titelfigur gesungen wird. Auf diesen Vergleich verzichtet De Bique im Konzert. Stattdessen präsentiert sie Alcinas Schluss-Arie aus dem zweiten Akt, "Ombre pallide", die von Concerto Köln mit dem Instrumentalstück "Entrée des songes agréables" aus der Oper eingeleitet wird, das das Publikum in die traumhafte Stimmung versetzt, in der Alcina ihren Geliebten Ruggiero auf ihrer Zauberinsel zu blenden versucht. Das wird von De Bique bewegend umgesetzt, zumal sie erneut mit strahlenden Koloraturen punktet. Der Idee des Programms wird es allerdings nur bedingt gerecht, was den musikalischen Genuss allerdings keineswegs schmälert.

Auch nach der Pause gibt es eigentlich nur einen richtigen Vergleich zweier Werke. Stattdessen sucht De Bique äußerst unterhaltsam den Dialog mit dem Publikum. So gibt sie interessante Einblicke in die Kunde von historischen Instrumenten und bittet dafür eine Violinistin, den Unterschied zwischen einer Geige eines barocken Klangkörpers und eines "normalen" klassischen Orchesters zu erklären, der, wie man erfährt, in der Biegung des Geigenbogens liegt. Außerdem sei der Bogen wesentlich leichter, was ein schnelleres Spiel ermögliche, zwar etwas leiser als bei einem modernen Instrument sei, den Raum aber dennoch klanglich füllen könne. Im Anschluss daran liefert sich De Bique ein exorbitantes "Koloratur-Duell" mit der Oboe in Agrippinas Arie "L'alma mia fra le tempeste" aus Händels gleichnamiger Oper.

Nach einem Instrumentalstück aus Händels erster für Italien komponierten Oper Rodrigo kommt dann noch die ägyptische Königin Cleopatra zu Wort, zunächst in Händels berühmter Oper Giulio Cesare in Egitto, dann in Grauns Vertonung Cleopatra e Cesare, die 1742 in Berlin uraufgeführt wurde und in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts in einer großartigen Einspielung des Concerto Köln unter der Leitung von René Jacobs wiederentdeckt wurde. De Bique startet mit Cleopatras Verzweiflungs-Arie "Se pietà di me non senti", in der die Königin glaubt, alles verloren zu haben. Dabei glänzt sie mit eindringlichen Emotionen und enormer Verletzlichkeit in der Stimme. In der Arie "Tra le procelle assorto" schießt de Bique anschließend noch einmal ein regelrechtes Koloraturfeuerwerk ab und punktet mit atemberaubenden Läufen, die die Königin auf dem Höhepunkt des Triumphes zeigen.

Das Publikum zeigt sich von De Biques Darbietung derart begeistert, dass es die Sopranistin natürlich nicht ohne Zugabe gehen lässt. Auch dafür hat De Bique etwas Besonderes vorbereitet. In Anlehnung an ihr Debüt, das sie 2022 in der Philharmonie als Bellezza in Händels Oratorium Il trionfo del Tempo e del Disinganno gegeben hat (siehe auch unsere Rezension), präsentiert sie noch einmal die Arie der von Tempo und Disinganno geläuterten Bellezza, "Tu del ciel ministro eletto", und begibt sich mit sanfter Stimmführung in nahezu transzendente Höhen. Das Publikum ist derart gerührt, dass es nach ihrem Vortrag einen Moment innehalten muss, bevor es in tosenden Applaus ausbricht. Als zweite Zugabe wiederholt De Bique noch einmal die Schlussarie des Konzertes, "Tra le procelle assorto" aus Grauns Oper Cleopatra e Cesare.

FAZIT

Jeanine De Bique begeistert nicht nur mit strahlendem Sopran und funkelnden Koloraturen, sondern stellt auch eine emotionale Verbindung zum Publikum her.



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Ausführende

Jeanine De Bique, Sopran

Concerto Köln


Werke

Georg Friedrich Händel
Ouvertüre zu Partenope d-Moll, HWV 27

Carl-Heinrich Graun
"Risolvere non oso"
Arie aus Rodelinda, regina de' Langobardi
GraunWV B:1:6

Georg Friedrich Händel
"Ritorna oh caro"
Arie aus Rodelinda, regina de' Langobardi
HVW 19

Leonardo Vinci
Sinfonia aus Partenope

Carl-Heinrich Graun
"L'empio rigor del fato"
Arie aus Rodelinda, regina de' Langobardi
GraunWV B:1:6

Georg Friedrich Händel
"Entrée des songes agréables"
Ballo aus Alcina HWV 34

"Ah! Ruggiero crudel - ombre pallide"
Rezitativ und Arie aus Alcina HWV 34

Georg Philipp Telemann
"Rimembranza crudel"
Arie aus Germanicus

Georg Friedrich Händel
"L'alma mia fra le tempeste"
Arie aus Agrippina HWV 6

Suite aus Rodrigo HWV 5
Gigue - Sarabande - Matelot

"Che sento? - Se pietà di me non senti"
Rezitativ und Arie aus
Giulio Cesare in Egitto HWV 17

Suite aus Rodrigo HWV 5
Bourrée I - Bourrée II - Passacaille

Carl-Heinrich Graun
"Tra le procelle assorto"
Arie aus Cleopatra e Cesare
GraunWV B:1:7


Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Theater und Philharmonie Essen
(Homepage)



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