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Ganz dem Werk und dessen inhaltlicher Aussage gewidmet war dagegen die Aufführung der Athalia (HWV 52) in der Marktkirche. Zu diesem Oratorium Händels gab es im benachbarten Händel-Haus sogar einen ausführlichen Einführungsvortrag von Dr. Erik Dremel (Theologische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), der dieses Werk speziell auf die biblische Gestalt der Athalia und deren Vorgeschichte hin detailliert erläuterte.
Michael Schneider und sein Ensemble La Stagione Frankfurt ließen - ohne übertriebene Tempi und Dynamik - keinen Zweifel darüber aufkommen, warum dieses Werk schon bei seiner Uraufführung 1733 zu einem triumphalen Erfolg geriet. Es bietet neben schönen Arien und Duetten auch mächtige, oft doppelchörig angelegte, Chöre, die vom Deutschen Kammerchor mit viel Intensität und Ausdrucksstärke interpretiert wurden. Außerdem spitzt sich das Drama zum Ende hin durch kürzer werdende Arien und den häufigeren Wechsel mit Rezitativen immer weiter zu. Athalia ist in der Tat ein wirklich biblisches Drama.
Die Titelpartie verkörperte Elisabeth Scholl mit allen ihr zur Verfügung stehenden vokalen Mitteln spannend und ausdrucksvoll. Martina Rüping brachte ihren engelgleichen Sopran mit ein und auch Yosemeh Adjei gefiel mit seinem warmen, angenehmen Timbre. Tobias Klenke, ein Knabensolist des Thomanerchores Leipzig, überzeugte mit seinem klaren, hellen und intonationssicheren Sopran. Markus Schäfer und Peter Harvey (mit etwas dünner Tiefe) komplettierten das farbenreiche Ensemble.
Surftip:
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Athalia
in der Marktkirche
Foto: Gerhard Menzel
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Trionfi e Tradimenti
Joyce Di Donato, Simone Kermes,
Alan Curtis und das Ensemble
Il Complesso Barocco
Foto: Patricia Reese
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Trionfi e Tradimenti
Eine ganz ungewöhnliche Veranstaltung im Rahmen der Händel-Festspiele war die KRIMI-NACHT bei Händel. Sie begann mit einem Konzert (neues theater) und fand nach einer Prozession durch die City - seine Fortsetzung im Hof des Händel-Hauses. Als Aufmacher fungierte die amerikanische Krimiautorin und bekennender Händeljunkie Donna Leon. In den letzten Jahren hatte sie immer in Göttingen die Händel-Festspiele besucht und dort solche Promotionkonzerte mit Lesungen aus ihren neuesten Werken in Kombination mit Musik Händels gegeben. Nun war dieses Jahr anscheinend einmal Halle an der Reihe. Ihre Freunde und treue Begleiter - Alan Curtis mit seinem Ensemble Il Complesso Barocco und Simone Kermes - waren natürlich wieder mit von der Partie. Als Mezzosopran war dieses Mal Joyce Di Donato engagiert worden, die sich allerdings gegen den absoluten Turbosopran von Simone Kermes nur bedingt behaupten konnte. Die Sendung dieses von ZDF und 3SAT aufgenommenen und aufwendig produzierten Beitrags von den Händel-Festspielen in Halle 2005 präsentierte allerdings alles in bestem Bild und Ton und ließ die im Konzert aufgetretenen Unebenheiten schnell vergessen.
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Nach diesem von Krimi-Lesungen garnierten Konzert mit Opernarien und -duetten von Händel folgte die eigentliche Krimi-Nacht im Händel-Haus. Heidrun von der Strauch und ihre 'schillerBühne Halle' präsentierten die Uraufführung des Mitternachtskrimis in 4 Bildern Die Rache der Cuzzoni. Augangs- und Endpunkt war der Hof des Händel-Hauses. Die beiden mittleren Bilder spielten im Saal und im Glashaus des Händel-Hauses. Leider sorgten einige widrige Umstände und Unterbrechungen (unfreundliche Witterung, eine Signierstunde von Donna Leon und die Vorführung einer TV-Produktion der Verfilmung eines Romans von Donna Leon) für eine ständige Abwanderung des Publikums, sodass am Ende (gegen 1 Uhr ! ) nur noch eine ganz kleine Gruppe von Hartgesottenen auch die Auflösung des Falles miterlebten.
Surftip:
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schillerBühne Halle: Die Rache der Cuzzoni
Eva Stephan, Robert Naumann,
Heidrun von der Strauch, Bartel Wesarg,
Dr. Jürgen Schumann und Katrin Schinköth-Haase
Foto: Gerhard Menzel
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Los Otros: TINTO
Steve Player, Hille Perl und Lee Santana
Foto: Gerhard Menzel
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Eine ebenfalls außergewöhnliche Veranstaltung im Festspielprogramm präsentierte das Ensembles Los Otros unter dem Titel TINTO, ein Konzert mit Tanzperformance. Hille Perl (Viola da gamba, Gitarre), Lee Santana (Gitarre, Chitarrone) und Steve Player (Gitarre, Tanz) spielten Werke von Diego Ortiz, Vincenzo Bonnizzi, Girolamo Kapsberger, Richardo Rognono, Lucas Ruiz de Ribayaz, Francesco Corbetta und Antonio Martín Y Coll. Als erfahrene Alte-Musik-Spezialisten basieren ihre Interpretationen zwar auf den Erkenntnissen der historischen Aufführungspraxis, doch nehmen sie sich im Konzert die größtmögliche musikalische und gestalterische Freiheit. Die von Steve Player ausgeführten historischen Tänze wie Galliarden, Balli und Folias, die durch Aufzeichnungen von Tanzmeistern wie Cesare Negri oder Fabricia Carosa überliefert sind, waren ein Erlebnis der besonderen Art. Leider erwies sich die Aula der Universität als ein dafür denkbar ungeeigneter Ort - gerade für solche Veranstaltungen, bei denen auch das Visuelle eine große Rolle spielt -, da nur von den ersten Reihen aus eine Sicht auf die Ausführenden gegeben ist.
Surftip:
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