Im Festkonzert mit dem Festival-Motto "The King shall rejoice" kamen ausschließlich Kompositionen Händels für King George II zur Aufführung. Für dieses Konzert, das in Göttingen und in Hannover-Herrenhausen gegeben wurde, hatte Prinz Ernst August von Hannover die Schirmherrschaft übernommen und demonstrierte dadurch das Interesse und die enge Beziehung zwischen dem Königshaus Hannover und Händel.
Auf dem Programm standen die Coronation Anthems "Zadok, the Priest" (HWV 258) und "The King shall rejoice" (HWV 260), die Motette "Look down harmonious saint" (HWV 124), sowie das Dettinger Te Deum (HWV 283) und das Dettinger Anthem (HWV 265). Die relativ wenigen solistischen Passagen wurden gesungen von Kai Wessel (Altus), Thomas Cooley (Tenor) und Andrew Foster-Williams (Bass), der trotz eines Beinbruchs (mit Krücken) und Grippe eine überzeugende Leistung bot. Den Besuchern der letztjährigen Opernproduktion (Rinaldo) dürfte sein phänomenaler Argante ja noch in bester Erinnerung sein.
Der wesentlichste Part in diesem Festkonzert, das unter der Leitung von Nicholas McGegan zu den ganz besonderen Ereignissen dieser Festspiele gehörte, fiel allerdings neben dem Philharmonia Baroque Orchestra, das sich wieder als zuverlässiger Begleiter präsentierte dem Winchester Cathedral Choir zu. Sein charakteristischer Chorklang hob sie aus allen anderen bei diesem Festival zu hörenden Chören deutlich heraus. Eine wirkliche Bereicherung !
Eine eindrucksvolle Visitenkarte in puncto a capella Gesang gab der Winchester Cathedral Choir unter der Leitung von Andrew Lumsden im Chorkonzert in der St. Jacobi-Kirche ab. Er präsentierte geistliche Musik von Thomas Tallis, William Byrd und Henry Purcell, vor allem aber die ursprünglich aus dem lateinischen Antiphon entstandene englische Motetten-Sonderform des Anthems.
Thomas Tallis und der 40 Jahre jüngere William Byrd (die seit 1573 gemeinsam das Organistenamt an der Chapel Royal versahen) veröffentlichten zusammen die Sammlung Cantiones sacrae" zu Ehren der Königin Elisabeth. Da diese sich gerade im 17. Regierungsjahr befand, trug jeder der beiden wohl auch aus Dank für das von der Königin gewährte Alleinrecht zum Notendruck und -verkauf 17 lateinische Motetten zu dieser Sammlung bei. Im Gegensatz zu den Kompositionen von Tallis, sind Byrds Werke stilistisch moderner und warten mit größeren rhythmischen Freiheiten und stärker herausgearbeiteten Kontrasten auf. Neben den - nur von den Männerstimmen vorgetragenen - Lamentationes of Jeremiah" (Teil 1) von Thomas Tallis, blieb vor allem Henry Purcells Verse Anthem My beloved spake" nachhaltig in Erinnerung. Es ist eines der ersten Anthems mit instrumentaler Einleitung und Zwischenspielen. Die Besetzung wechselt abschnitts- oder versweise, und es sind solistische Teile eingefügt (vier Solo- und vier Chorstimmen), wodurch es den kontinentalen Kantatenkompositionen ähnelt. Die Instrumentalpassagen wurden auf zwei Orgeln von Andrew Lumsden und Sarah Baldock begleitet, die auch die Zwischenspiele zwischen den einzelnen Komponistenblöcken an der großen Ott-Orgel der St. Jacobi-Kirche intonierte. Ihr Spiel war jederzeit klar strukturiert, durchsichtig und präzise, was man John Butt, der am selben Ort ein Orgelkonzert mit Werken von Purcell, Händel, Stanley, Boyce, Wesley und J.S. Bach gab, nun wirklich nicht bescheinigen konnte.