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Heroes

Rock-Pop-Grunge-Theater-Party
Musik von Gary Jules, The Beatles, Nancy Sinatra, The Rolling Stones, Deep Purple, David Bowie, Noel Gallagher's High Flying Birds,
Patti Smith, The Who, Christina Aguilera, Nirvana, Yes, Lenny Kravitz, Iggy Pop, Meat Loaf, Janis Joplin, The Doors, Amy Winehouse,
Jimi Hendrix, Sting, Adele, John Lennon, Queen, Elton John, Coldplay u. a.

in englischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2h 55' (eine Pause)

Uraufführung im Theater Hagen am 4. Juni 2022
(rezensierte Aufführung: 12.06.2022)


Logo: Theater Hagen

Theater Hagen
(Homepage)
Helden der Rockmusik

Von Thomas Molke / Fotos von Matthias Jung

Nachdem das Theater Hagen die Spielzeit 2018/2019 mit einem bunten Streifzug durch die Rock-Musik der 60er, 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts in der Undergroundparty Take a Walk on the Wild Side eröffnet hatte (siehe auch unsere Rezension), und zwei Jahre später gewissermaßen eine Fortsetzung unter dem Titel Wenn die Nacht am tiefsten (... ist der Tag am nächsten) als Rock-Punk-Pop-Theater-Party mit dem Schwerpunkt auf der deutschen Rock-, Punk- und Pop-Welle folgte (siehe auch unsere Rezension), beschließt nun eine Rock-Pop-Grunge-Theater-Party unter dem Titel Heroes die Spielzeit. Bezug genommen wird dabei auf den gleichnamigen Song von David Bowie aus dem Jahr 1977. Bowie träumt in dem Lied davon, die das Leben erschwerenden Umstände zu vergessen und zumindest für einen Tag ein Held des Alltags zu sein. Dieser Traum ist nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen in vielerlei Hinsicht nachvollziehbar, und so taucht das Publikum in eine Welt der Rockmusik der vergangenen Jahrzehnte ein und begegnet dabei zahlreichen Rock-Ikonen, die man vielleicht als Held*innen bezeichnen kann. Wie bei den beiden vorangegangenen Produktionen hat Andres Reukauf die Songs neu arrangiert und heizt dem Saal mit der fünfköpfigen Band, die zum Großteil auch schon an den vorherigen Partys beteiligt war, so richtig ein.

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Vanessa Henning

Natürlich darf auch Vanessa Henning als Frontsängerin nicht fehlen, die schon in Take a Walk on the Wild Side und Wenn die Nacht am tiefsten (... ist der Tag am nächsten) mit ihrer unglaublichen Energie den Abend dominiert hat und den von ihr interpretierten Songs stets eine ganz eigene Note verleiht, ohne das Original zu kopieren. Sie eröffnet die Vorstellung mit "Mad World" von Gary Jules, das nach zwei Jahren Pandemie und mehreren Monaten Krieg in der Ukraine erschreckend aktuell daherkommt. Regelrecht entrückt wirkt Henning in einem Meer von Videoprojektionen (Hans-Joachim Köster), in denen man gesichtslose Menschenmassen in den Wirren einer Großstadtmetropole sieht. Ein kleiner Junge erscheint dabei auf der Bühne, über dem eine Gitarre hängt. Er greift nach dieser Gitarre und macht sich auf den Weg, vielleicht um in der Musik Befreiung zu finden. In anderen Songs sucht Henning den Kontakt zum Publikum und fordert alle zum Mitsingen, Mittanzen und Mitklatschen auf. Dabei springt ihre Begeisterung auf den Saal über. Zu erwähnen sind hier die Songs "Because the Night" von Patti Smith und "Viva la Vida" von Coldplay, mit dem sie den offiziellen Teil des Programms beendet. Dazwischen setzt sie emotionale Akzente mit ihrer Interpretation von "Back to  Black" von Amy Winehouse oder dem relativ ruhigen, dabei aber inhaltlich erschütternden "Bang Bang" von Nancy Sinatra.

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Patrick Sühl mit "Child In Time" von Deep Purple

Auch Patrick Sühl ist wieder mit von der Partie und überzeugt mit seinem Gesang und an der E-Gitarre. Ruhig und melancholisch gestaltet er den Einstieg mit "Eleanor Rigby" von den Beatles. Die düstere Atmosphäre des Songs wird durch einen schwarzen Sarg unterstrichen, der in den einzelnen Strophen aus dem Bühnenboden gefahren wird und jeweils einen Menschen zeigt, um den die Background-Vocals trauern. Beim "Pinball Wizard" von The Who dreht Rühl dann richtig auf. Hier fliegen riesige leichte Bälle in den Zuschauerraum und verwandeln den Saal in ein Pinball-Match. Das Publikum wirft mit viel Vergnügen die Bälle zurück auf die Bühne und durch die Reihen. Ein musikalischer Glanzpunkt in Sühls Interpretation ist dann "Smells Like Teen Spirit" von Nirvana. Hier kann Sühl mit expressivem Spiel auf der E-Gitarre und wehender Mähne sein ganzes Rock-Potenzial entfalten. Doch auch als Rockabilly Teenie überzeugt er auf ganzer Linie, wenn er Vanessa Henning zu "Dead Ringer for Love" von Meat Loaf anbaggert. Dritter im Bunde ist dieses Mal Hannes Staffler, der vor allem als "English Man in New York" von Sting Akzente setzt. Die Bühne von Lena Brexendorff lässt durch Einsatz der Drehbühne mit einem serpentinartig ansteigenden Steg, zwei kreisrunden Podesten und einem Lichtkreis immer wieder neue Bilder entstehen, bei denen auch die Unterbühne genutzt wird. Einen roten Faden durch die einzelnen Musiknummern gibt es zwar nicht, dafür aber eine abwechslungsreiche und durch zahlreiche Lichteffekte unterstützte beeindruckende Bühnen-Show.

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Hannes Staffler (rechts) als "Englishman in New York" von Sting (links: Andreas Laux, Mitte: Andres Reukauf)

Neu ist, dass auch der Chor des Theaters Hagen und ein Streichquartett des Philharmonischen Orchesters Hagen zum Einsatz kommen. Der Chor liefert sich mit Staffler bei "You Can't Always Get What You Want" von den Rolling Stones einen großartigen Schlagabtausch. Die Choristen legen den Song zunächst wie eine Art Kirchenchoral an und wirken wie eine verkrustete engstirnige Gesellschaft, die dazu auffordert, sich mit dem abzufinden, was man hat. Dem bietet Staffler im Solo-Gesang Paroli und setzt mit den Background-Vocals ganz neue Akzente. Während in den ersten beiden Abenden Background-Vocals und Tänzer*innen in getrennten Gruppen zum Einsatz kamen, gibt es nun eine Gruppe von sechs Tänzer*innen und Sänger*innen, die sowohl den Background-Gesang als auch die Choreographien von Riccardo De Nigris mit großem Körpereinsatz umsetzen. Brexendorff hat für sie auch für die einzelnen Songs sehr variable und passende Kostüme gefunden. So treten sie beispielsweise bei "Owner Of a Lonely Heart" von Yes in roten Mänteln auf, die in der Form an Herzen erinnern. Besonders eindrucksvoll sind auch die schwarzen viktorianischen Kostüme, die sie zu "Back to Black" tragen. Die vier Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Hagen integrieren sich mit ihren eher klassischen Instrumenten gekonnt in den rockigen Sound der Vorstellung.

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Vanessa Henning mit den Background-Vocals: "Back to Black" von Amy Winehouse

Auch wenn die meisten Songs aus den 60er, 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts stammen, werden aktuelle Bezüge zur Gegenwart geschaffen. Bei John Lennons "Friedens"-Song "Imagine" sieht man Bilder von zerbombten Städten, die den Irrsinn des aktuellen Kriegs in der Ukraine vor Augen führen. Dieser Song wird von Henning, Sühl und Staffler mit Unterstützung des Streichquartetts interpretiert. Als Antwort darauf präsentiert Sühl in schwarzem Mantel mit Federnkragen "The Show Must Go On" von Queen, und Staffler betont "I'm Still Standing" von Elton John. In beiden Songs wirkt auch der Chor des Theaters Hagen mit. Den Abschluss des offiziellen Programms macht dann der relativ hoffnungsvolle Song "Viva la Vida" von Coldplay, den Henning mit viel Spiel- und Lebensfreude anlegt. Natürlich lässt das Publikum die drei nicht ohne Zugaben gehen. Nach "So What" von P!nk in der Interpretation von Henning und einem rockigen "Whole Lotta Love" von Led Zeppelin, bei dem Sühl noch einmal alles gibt, beschließt Staffler mit Robbie Williams' "Let Me Entertain You" die Vorstellung. In den Saal werden dazu von den Seiten Kissen geworfen, und es entbrennt zur Musik eine leidenschaftliche Kissenschlacht. Nach knapp drei Stunden rockiger Unterhaltung ist dann endgültig Schluss.

FAZIT

Wer es laut und rockig liebt, sollte sich diese Produktion im Theater Hagen nicht entgehen lassen.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung, Arrangements und  Keyboard
Andres Reukauf

Inszenierung
Thilo Borowczak

Choreographie
Riccardo De Nigris

Bühne und Kostüme
Lena Brexendorff

Licht und Video
Hans-Joachim Köster

Dramaturgie und Konzept
Francis Hüsers

Dramaturgie
Francis Hüsers
Ina Wragge

 

Guitar
*Kevin Jost /
Arjuna De Souza /
*Patrick Sühl

Saxophone
Andreas Laux

Bass
Rudolf Behrend

Drums
Volker Reichling

Mitglieder des Philharmonischen
Orchesters Hagen
1. Violine
*Yutaka Shimoda /
Werner Köhn

2. Violine
Barbara Wanner /
*Franziska Polyzoides

Viola
*Axel Kühne /
Kety Macharavariani

Violoncello
*Yumin Lee /
Isabel Martin

Chor des Theaters Hagen

Statisterie des Theaters Hagen


Solistinnen und Solisten

Vocals
Vanessa Henning
Hannes Staffler
Patrick Sühl

Background-Vocals und Mover*innen
Odbayar Batsuuri
Pedro Henrique de Paula Ferreira
Jacqueline Krell
Amber Neumann
Elena Otten
Janneke Thomassen

 


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Hagen
(Homepage)




Da capo al Fine

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