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Musiktheater
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Carmen
Oper in drei Akten
von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
nach der Novelle von Prosper Merimée
Musik von Georges Bizet

In französischer Sprache

Aufführungsdauer: 4h (eine Pause)

Aufführung am 6. September 2003
in der Arena AufSchake

Homepage Arena AufSchalke
(Homepage)

Nachtpanorama-Vergrößerung

Ein großes Arenaspektakel,
aber nur für die Augen

Von Gerhard Menzel / Fotos von Companions

Nach der in jeder Beziehung sensationellen Aida-Produktion in der Arena AufSchalke am 6. September 2001, erwies sich die diesjährige Carmen als ziemlich enttäuschend. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass sie vom szenischen Aufwand her eine Nummer kleiner ausfiel (statt ca. 800 "nur" ca. 700 Mitwirkende, weniger imposante Bühnenaufbauten und märchenhafter Zauber), sondern vor allem an der erstaunlich schlechten akustischen Präsentation. Entweder wurde dieses Mal daran zu sehr gespart, oder es lag an der ungünstigen Platzzuweisung auf der - bei Fußballspielen sicherlich optimale Sicht gewährenden - Pressetribühne hoch oben unter dem Arenadach, unmittelbar vor den Stadionlautsprechern.
Vor allem die Szenen, an denen Johannes von Duisburg als Escamillo beteiligt war, überschritten - trotz seines ansonsten schönen Stimmmaterials - durch katastrophale Intonation deutlich die Schmerzgrenze, wodurch der vierstündige Abend dann und wann doch ganz schön lang wurde.



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Dabei hinterließ die Aufführung musikalisch weitestgehend positive Eindrücke. Hermine May als dunkel timbrierte Carmen und Bojidar Nikolov als jugendlich frischer Don José bildeten ein hervorragendes, ungleiches Liebespaar, dessen unglücklicher Ausgang ihrer Beziehung schon zu Beginn absehbar war.

Sowohl Althea-Maria Papoulia (Micaela) als auch das "Schmugglerquartett" mit Olatz Saitua-Iribar (Frasquita), Alexandra Rivas (Mercédès), Alessandro Cosentino (Remendado) und Arturo Cauli (Dancairo) sorgten für ein gutes musikalisches Niveau der Aufführung, in das sich Paolo Ruggiero (Moralès) und Rainer Zaun (Zuniga) mühelos einreihten.



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Wie schon bei der Aida, sorgte Johannes Wildner und das 85-köpfige Orchester der Neuen Philharmonie Westfalen für orchestrale Klangpracht und ungetrübte Melodienseligkeit. Auch der mit über 70 Sängerinnen und Sängern besetzte tschechische Chor "Vox Pragae" (Leitung: Miriam Nemcova) und der 52-köpfige Gelsenkirchener Kinderchor (Dirigent: Alfred Schulze-Aulenkamp), die neben dem Orchester postiertet waren, ließen nichts an musikalischer Präsenz vermissen.



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Neben den musikalischen Qualitäten der Carmen kamen die meisten der über 31.000 Besucher jedoch, um ein beeindruckendes, szenisches Spektakel zu sehen. Dieses bekamen sie auch geboten. Immerhin hat die Companions Opera bereits viel Erfahrungen mit Großveranstaltungen dieser Art - speziell auch mit Carmen-Produktionen - sammeln können (zum ersten Mal im Januar 1995 in Amsterdam).



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Der 12 000 Quadratmeter große Innenraum der Arena - auf dem sonst die Spieler des FC Schalke 04 und deren Kontrahenten die Hauptdarsteller sind - war mit etwas 300 Tonnen rötlich-braunem Sand in einen riesigen spanischen Festplatz verwandelt worden. Auf die niedrigen, den Platz begrenzenden Mauern wurden dann und wann Großaufnahmen z. B. von Augen, Messern etc. projiziert, was zwar für optische Abwechslung sorgte, aber ansonsten ziemlich überflüssig erschien. Ein Ersatz für die - zumindest für die ohne Ferngläser angereisten Zuschauer - nicht sichtbare Mimik und Gestik der Protagonisten war dieses jedenfalls nicht. Es hätten schon Großaufnahmen auf dem für alle einsehbaren, riesigen Projektionswürfel über dem Spielfeld sein müssen.

Ansonsten war das Bühnenbild sehr übersichtlich angeordnet: neben der einrahmenden, kleinen Mauer gab es die Fassade eines Gebäudes, einen Torbogen, einen Fahnenmast und einen Brunnen zu sehen. Um die 10 Solisten, 36 Flamenco-Tänzer, etwa 400 Statisten und zahlreichen Tiere auf dieser Überdimensionierten Spielfläche sinnfällig agieren zu lassen, bedarf es schon einiger Erfahrung und guter Einfälle. Diese hatte der Regisseur Bernard Broca, der - bereits schwer krank - nahezu bis zu seinem Lebensende im Januar 2003, an der Regie von Carmen arbeitete. Auf seinen Ideen aufbauend, hat das Regieteam um Ausführungs-Regisseurin Gemma van Zeventer, die bereits für die Regie von "Aida" 2001 in der Arena AufSchalke verantwortlich zeichnete, die Aufführung der Carmen für die Arena AufSchalke nach seinem Tod abgeschlossen. Das Ergebnis war eine über weite Strecken sinnfällige Choreographie der Massen, in denen die Protagonisten meist durch Lichtspots herausgehoben wurden. Neben den prächtigen Kostümen und den von den Flamenco-Spezialisten Alberto Alarcón und Rosa Montes choreographierten Einlagen, sorgten vor allem die abwechslungsreiche Beleuchtung, Lichterketten und Feuereffekte für stimmungsvolle Szenen.
Getreu dem Motto von Companions "Bringing Art to Entertainment", wurde das vom Publikum erwartete Spektakel durchaus erfüllt.

Nach dieser Premiere der Stadion-Version von Georges Bizets "Carmen" in der Arena AufSchalke, steht auch die Indoor-Version dieser Produktion im Dezember im Züricher Hallenstadion auf dem Programm von Companions. Bleibt zu hoffen, das die akustische Seite dieses Spektakels dort besser gelöst wird. Wie es besser geht, bewies schließlich der kanadische Sound Designer Guy Desrochers, der mit einer ungemein aufwendigen Tonanlage die Aida-Produktion in der Arena AufSchalke im September 2001 auch zu einem klanglichen Erlebnis werden ließ.



FAZIT

Beeindruckendes Licht- und Volksspektakel, aber - im Gegensatz zur Aida 2001 - nichts für die Ohren.




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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Johannes Wildner

Chordirigentin
Miriam Nemcova

Regie
Gemma van Zeventer
(nach Bernard Broca †)

Choreographie
Alberto Alarcón und Rosa Montes

Bühnenbild und Kostüme
Bernard Arnould

Ton
Stan Taal

Licht-Design
Simon Mills


Chor: Vox Pragae

Gelsenkirchener Kinderchor

Neue Philharmonie Westfalen

Komparsen

Flamenco-Tänzer


Solisten

Carmen
Hermine May

Don José
Bojidar Nikolov

Escamillo
Johannes von Duisburg

Micaela
Althea-Maria Papoulia

Frasquita
Olatz Saitua-Iribar

Mercédès
Alexandra Rivas

Moralès
Paolo Ruggiero

Zuniga
Rainer Zaun

Remendado
Alessandro Cosentino

Dancairo
Arturo Cauli


Weitere Informationen
Arena AufSchalke
(Homepage)

Companions
(Homepage)



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