Menschen, Tiere, Sensationen
Ein gigantisches Arenaspektakel
Von Gerhard Menzel
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Die Aida-Landschaft im Innenraum der Arena AufSchalke
Mit der Aufführung von Verdis Oper Aida wurde die am 13. August 2001 eröffnete Arena AufSchalke zum größten Opernhaus Europas proklamiert. Dieses modernste und zur Zeit wohl eindrucksvollste Fußballstadion, dessen Dach vollständig geschlossen und dessen komplette Rasenfläche mittels einer ausgeklügelten Technik aus dem Innenraum herausgefahren werden kann, präsentierte sich auch bei dieser Opernproduktion als adäquater und attraktiver Veranstaltungsort. Damit dürfte die Arena AufSchalke zumindest Europas vielseitigste Veranstaltungsstätte für Großveranstaltungen aller Art sein.
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Tänzerinnen, "heilige" Feuer und stimmungsvolles Licht sorgen für die richtige Tempelatmosphäre.
Diese Aida-Produktion, deren Erstaufführung am 23. Januar 1998 in Rotterdam stattfand, ist mit über 800 Mitwirkenden in der Tat eine Megaproduktion, wie sie zum ersten Mal in Deutschland zu erleben war. Bernard Arnould, der schon seit 1994 als Bühnenausstatter für die Companions-Produktionen arbeitet, schuf im 12.000 Quadratmeter großen Arena-Innenraum eine märchenhafte und geheimnisvolle ägyptische Sandlandschaft mit Palmen, Wasserflächen, Tempelbauten, Zelten und Obelisken. Seine Kostüme (Kostümdesign Addy Broeders und Dré Meulenbroek) komplettierten dieses imposante Nil-Szenario aus 1001 Nacht.
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Triumphnarsch und große Staatsaktion mit viel Pomp und Effekt.
Gemma van Zeventer, die für die Einstudierung und Adaption der Regie von Petrika Ionesco
in der Arena verantwortlich war, hatte alle Hände voll zu tun, auf dieser riesigen Spielfläche die über 300 Frauen, Männer und Kinder, dazu das Ballet Arabesque mit 40 Balletttänzerinnen und -tänzer (Choreographie: Krzytof Pastor), Bogenschützen, Falkner und Bodybuilder, sowie Pferdewagen und Kamele zu koordinieren und sie in die zur Zeit der Pharaonen spielende Geschichte um Liebe, Eifersucht und Krieg zu integrieren. Das dabei auftretende Problem der langen Auf- und Abtrittswege - vor allem für die Solisten - wurde meist durch die stimmungsvolle Lichtregie von Marc Heinz gelöst. Opferflammen, die zum Teil weit in die Höhe emporschossen, ein brennender Reiter und weitere pyrotechnische Effekte sorgten für eine aufsehenerregende Bühnenshow. Damit auch die nicht so gut mit dem Stück vertrauten Besucher das Geschehen nachvollziehen konnten, führte ein Erzähler in die einzelnen Szenen ein.
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Aida und Radames schreiten gemeinsam in das Grab.
Dafür, dass diese optisch aufwendige Produktion auch akustisch ein Erlebnis werden konnte, sorgte der kanadische Sound Designer Guy Desrochers mit einer ungemein aufwendigen Tonanlage. Desrochers arbeitet seit 1992 auf den Tourneen des Cirque du Soleil und war unter anderem schon für Bryan Adams, Celine Dion sowie Chris de Burgh tätig. 1994 wurde er sogar als "Soundman Of The Year" ausgezeichnet.
Von der außerordentlich guten Beschallung der Arena profitierte nicht nur die Neue Philharmonie Westfalen mit ihren 120 Musikern unter der impulsiven Leitung ihres GMD Johannes Wildner und der 160-köpfige Bulgarische National Chor, der von Louis Buskens einstudiert wurde (Buskens leitet schon seit 1993 die Chöre der großen Opernproduktionen von Companions), sondern auch die international renommierten Solisten. Die russische Sopranistin Olga Romanko sang eine anrührend schöne Aida. Als ihr stolzer Vater Amonasro überzeugte der deutsche Bariton Franz Grundheber durch seine ausdrucksstarke Stimme und seine große Ausstrahlung. Der spanische Tenor Ignacio Encinas präsentierte sich als strahlender Liebhaber Radames und die eifersüchtige Nebenbuhlerin Amneris wurde von der bulgarischen Sopranistin Ghena Dimitrova stimmlich beeindruckend gestaltet. Auch die übrigen Partien waren mit Marco Spotti (Il Re), Orlin Anastassov (Ramphis), Erla Kollaku (Sacerdote) und Cristiano Olivieri (Messagero) adäquat besetzt und garantierten somit eine nicht nur optische, sondern auch musikalisch eindrucksvolle Aufführung.
FAZIT
Trotz bekannter Vorbehalte gegen solche "Showveranstaltungen" blieb die Musik Verdis hier nicht auf der Strecke. Für die meisten Besucher, die nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus den Nachbarländern angereist waren, wird diese Aida als der absolute Höhepunkt dieses Verdi-Jahres in Erinnerung bleiben.
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