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Franz Lehár Die lustige Witwe Einfach wunderbar ...Von Peter BilsingAngesichts der wirklich grauenhaften Harald-Schmidt-Witwe jüngst (Dezember 2009) an der Rheinoper zu Düsseldorf (unsere Rezension) habe ich mich zwangsweise nach guten DVD-Aufnahmen umgeschaut und bin bei einer einzigen (von zweien) fündig geworden. Zwar ist die Dresdener Aufnahme von 2008 gesanglich grandios (Skovhus, Schnitzer), doch was Jérôme Savary da szenisch abliefert ist übelstes Deja-vu-Theater aus den Siebzigern mit peinlichst platt aktualisierten Texten, billigem Antimilitarismus und noch peinlicherer Vergangenheitsaufarbeitung unerträglich. Doch dann lege ich mir die Life-Aufnahme von Arthaus (2004 aus der Züricher Oper) auf und tauche für zwei Stunden in eine wunderbare Operettenwelt ein. Dank Welser-Möst, und dem, wie immer, brillanten Orchester der Züricher Oper was können die eigentlich nicht spielen? - perlt die Musik wie ein Dom Perignon 96-er. So muß Operette gespielt werden. Da stört auch gelegentliches Klatschmarsch-Geplänkel des Publikums nicht, weil es im wirklich feurigen Rhythmus (Das Züricher Publikum hat anscheinend echtes musikalisches Feeling) der Musik erfolgt und nicht, wie bei uns häufig, in deutschen Landen, unseligen Parteitagspolonaisen ähnelt. Gesanglich wird man mit Dagmar Schellenberger und dem (sich manchmal - mir persönlich - zu melodramatisch einbringenden) Rodney Gilfry auch grandios unterhalten. Ute Gfrerer (Valencienne) und Piotr Beczala (Camille) sind ein zweites Traumpaar. Künstler, die Lehar wirklich singen und darstellerisch bezaubernd 'rüberbringen können. Da knistert auch die sonst häufig vergessene Erotik, welche man heutzutage meist mit allzu viel plakativer Direktheit leider erschlägt. Lehár kann nicht schöner, aufreizender und werktreuer inszeniert werden. Ein Rausch an tollen Bühnenbildern, phantastischen Kostümen (Rolf Langenfaß) und bezaubernder Tanzromantik bis hin zur Can-Can-Akrobatik. Dazu kommt tolle Choreographie (Giorgio Madia) geradezu ein Augenschmaus! Operette zu inszenieren ist sicherlich der schwierigste Job auf dem Theater überhaupt. Der eine (Harald Schmidt z.B.) kann es nicht, der große Helmut Lohner kann es. Das muß man einfach im Gefühl haben. Vielleicht kann dieses so perfekt auch nur ein Wiener. Der ausgebildete Schauspieler, Sänger und Theaterregisseur zeigt exemplarisch mit dieser Produktion, warum wir alle diese Gattung des Musiktheaters so lieben. Hier wurde mit ganz viel musikalischem Herzblut gearbeitet. Ich bin der festen Überzeugung, dass Lehár im Billig-Ambiente einfach nicht geht. Nur mit großem Aufwand, absolutem Qualitätszwang und relativer Zeitnähe zum Original vermittelt sich des Meisters Werk als das, was es ist: Unsterbliche, wahre und everlasting schöne Musik. Traumland Operette: Eine prachtvolle DVD ein ideales Geschenk für Musikfreunde und ein rechter Muntermacher für trübe Tage. Die etwas altbackene Bildregie schmälert den Silberling nicht, insoweit er sowohl in Dolby 5.1. als auch DTS abspielbar ist. Da klirren die Gläser und da knallen die Korken authentischer denn je und die Walzerfröhlichkeit erblüht in Perfektion, jeden Raum füllend. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Franz Lehár Die lustige Witwe
Oper Zürich, 2004
Weitere Informationen unter:
Sächsische Staatsoper Dresden, 2007
Weitere Informationen unter:
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