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Romeo und Julia in Manhattan
Von Silvia Adler
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Fotos von Bettina Stöss Abrissreife Straßenzüge, dreckiger Asphalt. Schauplatz: die West Side von Manhattan. Auf dem Bühnenvorhang ist die Großstadt ins Wanken geraten: taumelnde Hochhäuser, schreiende, angstverzerrte Gesichter. Albtraum New York. Mitten im Bild ein eng umschlungenes Paar, von dem man nicht weiß, ob es tanzt oder flieht. Weit entfernt vom prachtvollen Verona der Renaissance erzählt die West Side Story die Geschichte von Romeo und Julia. Leonard Bersteins Version der Shakespeareschen Tragödie spielt in den Straßenschluchten des von Rassenunruhen geprägten New York. Jets und Sharks, zwei rivalisierenden Jugendgangs unterschiedlicher Hautfarbe, liefern sich erbitterte Machtkämpfe um die Herrschaft des Viertels. Das aus feindlichen Lagern stammende Liebespaar Tony und Maria - er Amerikaner, sie Puertoricanerin - ist zwischen die Fronten geraten. Wie bei Shakespeare wird ihnen der blinde, selbst zerstörerische Hass der verfeindeten Gruppen zum Verhängnis. Jeder Quadratzentimeter der heruntergekommen Straße scheint vermient. Doch der Hass auf alles Fremde überdeckt nur die dumpfe Langeweile. Im wirkungsvoll kargen Bühnenbild von Knut Hetzer beleuchtet der junge Regisseur Arthur Castro, der in Hamburg bei Götz Friedrich studiert hat, die lähmende Perspektivlosigkeit der Jugendlichen. Provozierend lungern sie vor einer eine abgewrackten Autowerkstatt herum. Ein kleinster Funke genügt, um das Pulverfass explodieren zu lassen.
"Tonight, tonight, ..." Jeffrey Treganza (Tony). (MP3-Datei)
Als Leonard Bernstein 1957 mit der Komposition der West Side Story begann, wurde ihm geraten, nicht unnütz seine Zeit zu verschwenden. Eine Tragödie ohne obligatorisches Happyend, die dazu noch die heikle Rassenproblematik aufgreift, würde sich am Broadway niemals durchsetzen. Der durchschlagende, bis heute anhaltende Erfolg des Stücks belehrte die Skeptiker eines Besseren.
Auch wenn die Dortmunder Inszenierung den Unterhaltungscharakter des Musicals zu keinem Zeitpunkt verleugnet, interessiert den Regisseur vor allem der sozialer Sprengstoff des Stückes. Leider wird der schlüssige Ansatz, das Musical als Sozialdrama zu inszenieren, nicht immer konsequent durchgehalten. Das Broadway-Musical bleibt das Happyend schuldig. Jeffrey Treganza (Tony) und Elsa Tarraga (Maria). Klangbeispiel: "I feel pretty"Elsa Tarraga (Maria). (MP3-Datei)
Bestens aufgelegt sorgten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Timor Oliver Chadik für die nötige Mischung aus Gefühl und Tempo. Mit glockenhellem Sopran und mädchenhaftem Charme gestaltete Elsa Tarraga die Partie der Maria. Typmäßig ideal besetzt war auch der wegen einer Erkältung stimmlich indisponierte Tenor Jeffrey Treganza. Trotz markierter Spitzentöne nahm er mit einer warm timbrierte Mittellage für sich ein. Temperament und Sexappeal verströmte die mit sattem Mezzosound ausgestattete Heike Susanne Daum.
Anders als im Original blieb das Herzstück des Musicals, das berühmte Duett "Somewhere" in der Dortmunder Inszenierung nicht dem tragischen Liebespaar vorbehalten. Der Traum von einer besseren, friedlichen Welt wurde im Wechselgesang von allen Jugendlichen gemeinsam heraufbeschworen. Das Solo teilten sich Tina Postawa und die stimmlich etwas unsicher wirkende Diane Blais. FAZIT Bernsteins Erfolgsmusical als Sozialdrama: Temperamentvoll, düster, pathetisch - jedoch nicht wirklich gefährlich. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Choreographie und Co-Regie
Bühne und Kostüm
SolistenDie JetsRiffRico Villavert
Tony
Action
A-Rab
Baby John
Snowboy
Big Deal
Diesel
Professor
Deren Mädchen
Anybodys
Graziella
Velma
Minnie
Clarice
Pauline
Jane
Judy
Die Sharks
Bernardo
Chino
Pepe
Indio
Luis
Anxious
Juano
Toro
Deren Mädchen
Maria
Anita
Rosalia
Consuelo
Teresita
Francisca
Estella
Margarita
Chita
Die Erwachsenen
Doc
Schrank
Krupke
Glad Hand
Pas de Deux "Traumsequenz"
Solo "Somewhere"
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