My Fair Lady
Buch und Gesangstexte von Alan Jay Lerner
nach dem Stück Pygmalion (1912) von George Bernhard Shaw
Deutsch von Robert Gilbert
Musik von Frederick Loewe
Premiere im Aalto-Musiktheater Essen
am 4. Oktober 1997
Von Gerhard Menzel
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Fotos von Matthias Jung
Eine sympathische Fair Lady
Bücher, Bücher, Bücher. Professor Henry Higgins beschäftigt sich ausschliesslich mit Sprachen. Er hört, bestimmt, fixiert sie auf Papier und Walzen, liest und schreibt. Dieses nimmt Susanne Thaler in ihrer Bühnenausstattung als Ansatzpunkt, um die Räume aus überdimensionalen Büchern und Buchseiten zu gestalten: wissenschaftliche Ausgaben bei den hohen Herrschaften der Bildungsgesellschaft und Graffity-Schriftzüge (z.B. "Do-little") im Reich des Alfred P. Doolittle. Im allgemeinen dominieren klare Farben und die Kostüme sind ansprechend und charakterisierend. Eine farbige, aber nie grelle Ausstattung.
In diesem Ambiente lässt Karl Wesseler die Figuren dezent bis ausgelassen agieren. Er schafft es, in der ständigen Abfolge von Musik- (Ballett-) und Schauspielszenen, das Wechselbad der Gefühle und deren Entwicklung eindrucksvoll nachzuzeichnen.
Hierbei stehen ihm glücklicherweise ganz ausgezeichnete Protagonisten zur Verfügung. Allen voran Stella Fürst als Eliza Doolittle: ein echtes Temperamentbündel. Ihre Metamorphose vom ordinären Gör zur feinen Lady gelingt eindrucksvoll und anrührend. In Erscheinung, Sprache, Gesang und Tanz gleichermassen überzeugend, wurde sie schnell zum Liebling des Abends.
Nur nicht für Prof. Henry Higgins, für den sie, bzw. das ganze nichts weiter als ein Experiment ist. Charles Bauer als Higgins ist ein Ekelpaket, wie es im Buche steht. Nicht Gefühle, sondern nur wissenschaftliche Ergebnisse interessiern ihn. Besonders stolz ist er darauf, dass er alle Menschen gleich schlecht behandelt. Das geht auch so lange gut, wie alles nach seinem Willen geht. Als Eliza aber eigenständig handelt und ihn in seine Schranken weist, fällt ihm nichts anderes mehr ein, als nach seiner Mutter zu rufen.
Ebenfalls hervorragend waren die Portraits von Thomas Weber-Schallauer als sympatischer Oberst Pickering, Ulrich Wildgruber als Elizas "Rabenvater" Alfred P. Doolittle und Rainer Maria Röhr als permanent erfolgloser Freddy Eynsford-Hill. Auch das übrige Ensemble (ob Sänger, Schauspieler oder Tänzer) hatte seinen Anteil an dieser rundum gelungenen Produktion.
Alexander Eberle, der kurzfristig die musikalische Leitung der Produktion übernehmen musste (bzw. konnte) nutzte die Gunst der Stunde und präsentierte eine Fair Lady, die sich hören lassen kann. Schon die Ouvertüre erklang mitreissend und spritzig. Auch die lyrischen Momente waren fein gezeichnet, aber danach gab es dann wieder kein Halten mehr. Einen glänzenden Eindruck hinterliess auch die Neue Philharmonie Westfalen (eigentlich das Hausorchester des Musiktheaters Gelsenkirchen), die sich hier auch einmal als treffliches Musicalorchester präsentieren konnte.
Generell stimmte an diesem Abend einfach das Timing zwischen Graben und Bühne, sowohl mit den Solisten, als auch mit dem von Alexander Eberle selbst einstudierten Chor.
FAZIT:
Eine nette Unterhaltung mit einem vorzüglichen Ensemble und spritziger Musik.
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Musikalische Leitung
Alexander Eberle
Inszenierung
Karl Wesseler
Ausstattung
Susanne Thaler
Choreographie
Winfried Schneider
Choreinstudierung
Alexander Eberle
Dramaturgie
Ina Wragge
Solisten
Professor Henry Higgins
Charles Bauer
Mrs. Higgins, seine Mutter
Angela Pschigode
Eliza Doolittle
Stella Fürst
Alfred P. Doolittle, ihr Vater
Ulrich Wildgruber
Oberst Pickering
Thomas Weber-Schallauer
Freddy Eynsford-Hill
Rainer Maria Röhr
Mrs. Eynsford-Hill, seine Mutter
Gisela Schroeter
Mrs. Pearce, Higgins' Haushälterin
Margarita Turner
u.v.a.
Opernchor
Tanzsolisten
Statisterie
Neue Philharmonie Westfalen
Weitere Aufführungen
Oktober '97: |
9., 12., 23., 24.
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November '97: |
5., 20. (19 Uhr, geschl. Vorst.)
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Dezember '97: |
25. (19.00 Uhr),
31. (18.00 Uhr)
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Januar '98: |
10., 29., 30.
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Februar '98: |
12., 26., 27.
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März '98: |
12., 13.
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April '98: |
2., 3., 22., 23.
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Mai '98: |
15., 17. (15.30 Uhr),
24. (19.00 Uhr)
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Juni '98: |
1. (19.00 Uhr)
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Stella Fürst (Eliza),
Thomas Weber-Schallauer (Oberst Pickering)
und Charles Brauer (Henry Higgins)
Michael Kühner (Jamie),
Ulrich Wildgruber (Alfred P. Doolittle)
und Thomas Sehrbrock (Harry)
Stella Fürst (Eliza),
Angela Pschigode (Mrs. Higgins)
und Opernchor
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