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Die Fledermaus


Operette in drei Akten
nach Henri Meilhac und Ludovic Halévy
von Carl Haffner und Richard Genée
Musik von Johann Strauß

Premiere Samstag 29. Juni 1996 an der Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf

Besetzung
Musik
Inszenierung
Fotos
Publikumsreaktionen
Fazit
weitere Aufführungen
Kartenbestellung


Von Heike Schumacher




Besetzung

Musikalische Leitung:Hans Wallat
Choreinstudierung: Wolfgang Dünwald
Inszenierung und Bühnenbild:  Wilfried Minks
Kostüme: Florence von Gerkan
Choreographische Mitarbeit: Falco Kapuste

Gabriel von Eisenstein, Rentier Horst Hoffmann
Rosalinde, seine Frau Beatrice Niehoff
Frank, Gefängnisdirektor Peter Nikolaus Kante
Prinz Orlofsky Gabriele Reinholz
Alfred, Tenor Raul Melo
Dr. Falke, Notar Stefan Heidemann
Dr. Blind, Advokat Wilhelm Richter
Adele, Kammermädchen Rosalindes Lisa Griffith
Frosch, Gerichtsdiener Wolf-Dietrich Sprenger
Ivan, Kammerdiener des Prinzen Detlef Baule
Ida, Tänzerin Romana Noack
Chor der Deutschen Oper am Rhein
Die Düsseldorfer Symphoniker




Musik

Schauspielerisch und gesanglich perfekt: Gabriele Reinholz als Graf Orloswski. So gut hat man selten eine Hosenrolle gesehen, da stimmte jede Bewegung. Keck und koloratursicher Lisa Griffith als Kammermädchen Adele, die auch vom Publikum innig geliebt wurde. Der etwas ölige Tenor Alfred wurde von Raul Malo treffsicher verkörpert. Glanzpunkt des dritten Aktes war der Gerichtsdiener Frosch (in der einzigen Sprechrolle: Wolf-Dietrich Sprenger) - da kam ein Flair von Wiener Volkstheater auf. Stimmlich imposant und eindrücklich Beatrice Niehoff als Rosalinde. Ihr Gemahl, Gabriel von Eisenstein, verkörpert von Horst Hoffmann, hatte etwas unter leichter stimmlicher Indisposition zu leiden, ansonsten war er auch schauspielerisch und musikalisch gut besetzt. Unter den Männern ragte stimmlich noch Stefan Heidemann als Dr. Falke hervor, der klar und überzeugend wirkte.

Spielfreudig und gesanglich bestens einstudiert präsentierte sich der Chor der Deutschen Oper am Rhein. Dem Orchester dagegen fehlte der Schwung und die richtigen Walzertempi, manches klang zu verhetzt und mehr nach Kurorchester, denn nach erster Besetzung. Besonders störend das harte Schlagzeug, das im Parkett eher wie Maschinengewehrsalven klang. Doch von diesen kleineren Mißstimmigkeiten abgesehen, war es ein musikalisch harmonischer und gelungenener Abend, durch den Hans Wallat souverän führte.




Inszenierung

Das Bühnenportal mit österreichischem Doppeladler und barock-ornamentalem Goldrahmen stimmte ein auf einen Wiener Abend mit der Fledermaus, dem Klassiker der Operettenliteratur, prickelnd, voller Champagnerlaune, Walzerseligkeit und einem Schuß Morbidität. Wilfried Minks, der für Inszenierung und Bühne verantwortlich zeichnete, betonte aber gerade nicht die Walzerseligkeit, sondern die Absurdität und Scheinheiligkeit dieser Gesellschaft. Mag sein, daß deshalb die prickelnde Champagnerlaune beim Publikum nicht so recht aufkommen wollte. Die Leichtigkeit der Strauss'schen Musik war dem morbiden Grundgedanken des Verfalls leider zum Opfer gefallen. Die Inszenierung wollte wohl allzu sehr das Statische, Morbide, das die Fledermaus auch (!) enthält, betonen, um nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, hier würde nur unterhalten.

Einleuchtend das Bühnenbild. Im ersten Akt spielt alles auf einer riesigen Grammophonplatte, die zentral in der Bühnenmitte im schwülstigen Rahmen und unter dem Doppeladler rotiert. Im Zentrum der Bühne die Chaiselongue, um die sich alles dreht, und die keiner so recht in Schwung bringt.

Der zweite Akt zeigt leider nicht mehr die symbolhafte Zurückhaltung, hier wird voll in die opulente Ausstattungskiste gegriffen. Ein der Wiener Jahrhundertwende angemessener schwülstiger Stil-Mischmasch bildet den Hintergrund für das Fest des Grafen Orlofsky. Weiterhin im Zentrum die Grammophonplatte, ergänzt durch einen riesigen Trichter, der alles überragt. (Ärgerlich hier nur die lange Umbauzeit und die Berieselung des Publikums mit Strauss-Musik aus der Konserve - das muß nicht sein, und schafft eher eine Art Wühltisch-Atmosphäre).

Der dritte Akt mit dem Gefängnis wiederum ist wirkungsvoll und sparsam in den Mitteln, die Tristesse hat nun auch die Grammophonplatte erreicht, die ein dicker grauer Filz abdeckt. Lobenswert, daß hier nicht eine verlogene Gefängnisromantik aufgebaut wurde.

Die Kostüme blieben völlig im traditionellen Rahmen, überraschend war nur in diesem Zusammenhang das Erscheinen der "Playboy-Häschen-Serviererinnen". Dies war wohl den sparsam eingesetzten Verfremdungen zuzurechen. Ein ähnlicher Verfremdungseffekt sollte wohl mit dem riesigen Damenschuh und einem feurigen Comic-Blitz am Ende des zweiten Aktes erzielt werden, die den Untergang der Gesellschaft sinnbildlich unterstrichen. Dies wirkte aber etwas aufgesetzt, zumal es nur ein kurzer Moment war und im sonstigen schwülstigen Bühnenbild des zweiten Aktes keine weitere Unterstützung fand.

Personenführung und Bühnenbild harmonierten ansonsten gut, Situationskomik war zielsicher eingesetzt, kleinere Aktualisierungen z.B. in den Zeitungsnachrichten, die der Gefängnisdiener Frosch vorliest, lockerten auf. Und dennoch sprang der Funke nicht über.

Woran es genau gelegen hat? Vielleicht fehlte ein wenig der "Wiener Schmäh", die österreichische Wurstigkeit, der Schwung beim Tanz über dem Abgrund.




Fotos




Publikumsreaktion

Warmer, aber nicht enthusiastischer Applaus für das Ensemble, einzelne, lautstarke Buhrufe für Inszenierung und Kostüme. Ovationen für die Buffo-Rollen Lisa Griffith (Adele) und Detlef Baule (Frosch, Gerichtsdiener).




Fazit

Keine schlechte Inszenierung, die aber den rechten Schwung vermissen ließ. Aus einem prickelnden Strauss'schen Champagner wurde ein eher abgestandener Düsseldorfer Sekt.




weitere Aufführungen

bis zum Spielzeitende:

30. Juni (19.00 Uhr),
2.,4. und 6.Juli (jeweils 19.30 Uhr)




Kartenbestellung

Kasse im Opernhaus Düsseldorf
Heinrich-Heine-Allee 16 a
40213 Düsseldorf

Tel.: 02 11 / 89 08 - 211 (mo-fr 9-17 Uhr)
Telefax: 02 11 / 89 08 - 365

Außerdem bei allen Vorverkaufsstellen von NRW-Ticket und CTS-Verbundsystem.



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