Besonderen Zuspruch fanden dieses Jahr auch wieder die Nachtkonzerte, von denen die ersten drei in der St. Marien Kirche stattfanden. Das NACHTKONZERT 1 war ausschließlich der Cembalomusik gewidmet. Pierre Hantai spielte im ersten Teil Werke aus der Familie der Couperins (Louis, François und Armand-Louis) und von Jean Philippe Rameau. Nach der Pause präsentierte er Händels Suite Nr. 1 A-Dur (HWV 426) und J.S. Bach Suite e-Moll (BWV 996) in differenziert und lebendig gestalteten Interpretationen.
Im NACHTKONZERT 2 standen neben Instrumentalkompositionen von Robert de Visée, J. Ph. Rameau und M. Marais Kantaten von Buxtehude, F Couperin und Händel auf dem Programm. Hierbei erwies sich die Sopranistin Dorothee Mields-Blotzki als eine Meisterin ihres Fachs. Mit ihrer glockenklaren, "engelhaften" Stimme bezauberte sie auch durch perlende Koloraturen, reiche Verzierungen und durch mit Leichtigkeit angesetzte lange Töne, die sie dann leuchtend aufblühen ließ.
Das den Abend musikalisch beschließende Gloria HWV (deest) von G. F. Händel, das im letzten Jahr in Göttingen zum ersten Mal öffentlich zu hören war, scheint geradezu wie für sie geschrieben. Seine virtuose Anlage, die in stark kontrastierenden Affekten ausgedeuteten Textabschnitte, der großer Stimmumfang und die triomäßig mit zwei Violinen konzertiert eingesetzte Sopranstimme bieten der Stimme alle Möglichkeiten, sich ausgiebig zu entfalten. Das abschließende, jubelnde Amen bildet dabei die Krönung eines kleinen, aber feinen Juwels aus Händels umfangreichen Schaffen.
Daniel Deuter und Wolfgang von Kessinger (Violine), Andreas Arend (Theorbe), Ingelore Schubert (Cembalo) und Hans-Georg Kramer (Viola da gamba und Leitung) waren ihr nicht nur aufmerksame und stilsichere Begleiter, sondern präsentierten sich ihrerseits auch als versierte Solisten.
Das NACHTKONZERT 3 geriet leider so lang, dass gegen Ende die Aufnahmekapazität bei vielen Besuchern längst erreicht bzw. auch schon überschritten war. Als Kammerkonzert mit Lesung deutscher Barockdichtungen anspruchsvoll konzipiert, begeisterten Paolo Pandolfo (Viola da gamba) und Mitzi Meyerson (Cembalo) - beide auf ihre Weise virtuos, kreativ und ungeheuer mitreißend - Händels Sonate g-Moll (HWV 364b), sowie Werke von Antoine Forqueray, Jean-Baptiste Forqueray und Marin Marais.
Fritz Lichtenhahn las in der ersten Abteilung zunächst aus geistlichen Dichtungen, u.a. von Grimmelshausen (Simplizissimus), Barthold Heinrich Brockes und Paul Gerhard. In der zweiten Abteilung rezitierte er dann Liebeslyrik von Christian Reuther bis Martin Opitz. Trotz seiner eindringlichen Vortragsweise nahmen die Textbeiträge, obwohl interessant, im Verhältnis zum musikalischen Teil des Programms zu viel Raum ein. So dauerte das Konzert nicht wie vorgesehen eineinviertel Stunde, sondern knapp zwei Stunden.