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Musikfestspiele
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Karlsruhe: 23. Händel-Festspiele 2000

23. Händel-Festspiele
in Karlsruhe 2000

Von Gerhard Menzel



Die diesjährigen Festspiele in Karlsruhe wurden am Tage von Händels 315. Geburtstag mit seinem wohl populärsten Werk eröffnet: The Messiah, Oratorium in drei Teilen (HWV 56).
Im Anschluss an diese "hauseigene" Produktion des Badischen Staatstheaters Karlsruhe unter der musikalischen Leitung von Michael Hofstetter, fand im Foyer noch eine Geburtstagsfeier zu Ehren Händels statt.


Georg Friedrich Händel: Flavio.
Karlsruhe 2000: Flavio
Foto: Jochen Klenk
Als neue Opernpremiere der diesjährigen Festspiele kam Händels Flavio, Re de'Longobardi zur Aufführung. Dabei begeisterte neben der insgesamt gelungenen musikalischen Interpretation, für die Andreas Spering verantwortlich war, vor allem ein fantastisches "Protagonistenpaar".

Die Erfolgsproduktion der Händel-Festspiele 1999, Alessandro Scarlattis "komische" Oper Der Triumph der Ehre, riss auch dieses Jahr - in unveränderter Besetzung - das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Die von Sven Severin übersetzten und bearbeiteten Rezitative wirkten auch bei der Wiederaufnahme so spritzig und unverbraucht, dass es eine reine Freude war! Schade, dass diese beispielhafte Produktion nicht noch öfter und auch an anderen Orten zu erleben ist!

A. Scarlatti: Der Triumph der Ehre
Karlsruhe: Der Triumph der Ehre
Christian Baumgärtel (Riccardo)
und Manuela Uhl (Doralice)

Foto: Bettina Strauß

Karlsruhe 2000
Neben den Festspielaufführungen des Badischen Staatstheaters fand vom 26. Februar bis 7. März auch die 15. Internationale Händel-Akademie 2000 der Internationalen Händel-Gesellschaft Karlsruhe statt.

Als Fortsetzung der einzelnen Instrumentalkurse, die in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe und dem Badischen Staatstheater Karlsruhe unter der künstlerischen Leitung von Christine Daxelhofer stattfanden, bildete die von Andreas Spering geleitete Orchester-Akademie für die Teilnehmer eine gute Möglichkeit, Erfahrung im musizieren in einem Barock-Orchester zu sammeln, was in zwei Abschlusskonzerten begutachtet werden konnte.
Zu den Dozenten der Instrumentalkurse gehörten die international bekannten Musikerpersönlichkeiten Kenneth Gilbert (Cembalo), Anton Steck (Barock-Violine), Phoebe Carrai (Barock-Violoncello), Dane Roberts (Historischer Kontrabass, Violone), Martin Stadler (Barock-Oboe) und Marion Verbruggen (Blockflöte).

Da neben den Bemühungen, im Musikalischen einer historischen Aufführungspraxis möglichst nahe zu kommen, die szenische Annäherung an die damaligen Verhältnisse - von den Göttinger Händel-Festspielen, bei denen die historische Darstellung der Opern Händels im Mittelpunkt steht einmal abgesehen - weitestgehend unberücksichtigt blieben und es auf diesem Gebiet nur wenige Ausbildungsmöglichkeiten gibt, bot die Internationale Händel-Akademie zu diesem Thema eine spezielle Opern-Werkstatt im Schloss Gottesaue an (27.02 - 02.03). In diesem Zusammenhang wurde vor allem Wert auf die Gestaltung des Rezitativs gelegt. Mit Jesper Christensen (Generalbass), Reinhold Kubik: (Szenische Aufführungspraxis, Regie), Margit Legler: (Barock-Gestik und Aufführungspraxis) und Inger Wierød (Barock-Gesang) standen hervorragende Dozenten zur Verfügung, die ihr Wissen in höchst kompetenter und konzentrierter Form sowohl für Sänger/innen als auch Continuo-Spieler/innen vermitteln konnten.


Symposium der
15. Internationalen Händel-Akademie

Karlsruhe: Symposium 2000
Burrows, Gutknecht, Krones, Schmalzriedt, Marx, Kubik
Foto: Gerhard Menzel
Das Symposium der 15. Internationalen Händel-Akademie stand unter dem Motto Ästhetik und Aufführungspraxis des Rezitativs im Werk Händels und beleuchtete das Thema der Opern-Werkstatt aus theoretisch-wissenschaftlicher Sicht. Neben Prof. Dr. Siegfried Schmalzriedt (Karlsruhe), der in das Thema einführte und auch die Gesprächsleitung hatte, referierten Prof. Dr. Donald Burrows (Cranfield/GB) ["Handel and English Recitative"], Prof. Dr. Hans-Joachim Marx (Hamburg) ["Formen des Rezitativs in den oratorischen Werken Händels"], Dr. Reinhold Kubik (Wien) ["Nebeneinander - miteinander? Beobachtungen zu Beziehungen zwischen Rezitativ und Arie bei Händel"], Prof. Dr. Hartmut Krones (Wien) ["Zur Gesangsausführung des Rezitativs bei G. F. Händels Rezitativen"] und Prof. Dr. Dieter Gutknecht (Köln) ["Möglichkeiten und Erfordernisse des Continuos in Händels Rezitativen"]. Ein abschließender Kritikpunkt in der Diskussion war wieder einmal, dass die Verbindung bzw. der Austausch zwischen Wissenschaftlern und Ausführenden erneut nicht zustande gekommen war, was fast immer angemahnt wird, aber so gut wie nie zu irgendwelchen Konsequenzen führt.


Prof. Dr. Siegfried Schmalzriedt
und Frithjof Kessel überreichen
die Urkunden an die Preisträger:
Karlsruhe: 1. Preisträgerin: Marion Fröleke
Marion Fröleke (Querflöte)
1. Preis (Kategorie I: Solostücke und Duos)

Foto: Gerhard Menzel
Karlsruhe: 2. Preisträgerin: Cosima Streich
Cosima Streich (Violoncello)
2. Preis (Kategorie I: Solostücke und Duos)

Foto: Gerhard Menzel
Der diesjährige Höhepunkt der 1993 initiierten Jugend-Barock-Reihe "Georg Friedrich Händel und seine Zeit" war das Preisträgerkonzert des V. Karlsruher Händel-Jugendwettbewerbs 2000. Prof. Dr. Siegfried Schmalzriedt, Vorsitzender der Internationalen Händel-Akademie Karlsruhe, und Frithjof Kessel, die organisatorische Seele der Händel-Akademie überreichten den Preisträgern ihre Urkunden.

In der Kategorie I, Solostücke und Duos, ging der 1. Preis an Marion Fröleke (Querflöte) vom Clara-Schumann-Gymnasium Lahr/Schwarzwald, die Händels Sonate Nr. 8 a-moll für Flöte und Cembalo (mit Magdalena Broks a.G.) und Telemanns Fantasie Nr. 12 für Flöte solo vortrug. Den 2. Preis erhielt Cosima Streich (Violoncello) vom Helmholtz-Gymnasiums Karlsruhe. Sie wagte sich an Johann Sebastian Bachs Suite Nr. 3 C-dur für Violoncello solo (BWV 1009) und bestand diese Herausforderung mit achtbarem Erfolg.

Kompositionen für große Ensembles bilden die Kategorie III dieses Wettbewerbs. Den 2. Preis bekamen Yamuna Dirringer (Flöte) und das Streichorchester des Helmholtz-Gymnasiums Karlsruhe unter der Leitung von Detlef Mahrenholz zugesprochen. Sie eröffneten das Konzert mit Bachs Ouvertüre h-moll für Flöte und Streicher (BWV 1067). Den Abschluss des Konzerts gestalteten der Chor und das Orchester des Gymnasiums am Hoptbühl Villingen/Schwenningen unter der Leitung von Steffen Jahnke mit der Symphony und einigen Chöre aus Händels Messiah. Sie waren die 1. Preisträger in dieser Kategorie.

Im Festkonzert der Deutschen Händel-Solisten unter der Leitung von Arnold Östmann mit Werken von J. S. Bach, G. P. Telemann und Händel bekam das "Karlsruher Festivalorchester seinen verdienten Auftritt.



Fazit:
Wie im letzten Jahr war es Scarlattis Il trionfo dell'onore / Der Triumph der Ehre, die für den absoluten Opernhöhepunkt der Festspiele sorgte! Andreas Spering (Musikalischer Leiter der beiden Opernproduktionen), sowie Isabel Bayrakdarian (Emilia) und Jonny Maldonado (Guido) im Flavio setzten Glanzlichter, die weit in die Festspiellandschaft leuchten.




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