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Veranstaltungen & Kritiken Festspiele |
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![]() 5. - 10. Juni 1998 |
Händel-Festspielein Halle 1998Festspielbericht |
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![]() KMD Prof. Helmut Gleim |
![]() Bühnenbildmodell von Pet Halmen |
Neben dem Poro stand noch eine weitere Oper Händels mit einem Text von Pietro Metastasio auf dem Programm. Im herrlichen Goethe-Theater Bad Lauchstädt konnte man den Ezio in der Inszenierung von Pet Halmen - der auch für die Bühnenausstattung, Kostüme und Licht verantwortlich zeichnete - erleben. Die an eine Seifenoper erinnernden Figuren (und Kostümierungen) im vom "Säulenscheiben-Ruinismus" und den Farben Rot, Weiss und Schwarz dominierten Bühnenbild agierten präzis und handwerklich gut geführt. Dass nicht alles - trotz ironischer Zutaten - völlig überzeugen konnte, machte der insgesamt geschlossenen Interpretation keinen Abbruch. Musikalisch stand dieser Ezio auf höchstem Niveau. Howard Arman und das Freiburger Barockorchester liessen Händels Musik in allen Facetten erklingen. Hinzu kam die (fast) optimale Besetzung der Protagonisten mit David Cordier (Ezio), Ricard Bordas (Valentiniano), der für diesen "kleinen" Raum stimmlich etwas überdimensionierten Lena Lootens (Fulvia), Catherine Denley (Onoria), Kobie van Rensburg (Massimo) und Raimund Nolte (Varo).
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Äusserlich recht sparsam fiel dieses Jahr die
Georg-Friedrich-Händel-Gala im Opernhaus Halle aus (3sat hatte sich dieses Jahr auf die Übertragung des Messiah mit Trevor Pinnock konzentriert). Musikalisch jedoch wurde das Konzert einer Gala durchaus gerecht.
Auf dem Programm standen neben der Ode for St. Cecila's Day (HWV 76) Arien und Duette aus Opern Händels.
Howard Armann und das Händelfestspielorchester des Opernhauses Halle sorgten für ein differenziertes und ausbalanciertes instrumentales Fundament, auf dem sich sowohl der Favorit- und Capellchor Leipzig, als auch die Solisten Claron McFadden (Sopran), Axel Köhler (Alt) und Kobie van Rensburg (Tenor) vokal äusserst präsent und wirkungsvoll präsentieren konnten.
Ein besonderes Erlebnis bescherte die Veranstaltung Der Hercules-Mythos in den Vertonungen von Hasse und Händel in den Franckeschen Stiftungen. Neben Georg Friedrich Händels Musical Interlude The choice of Hercules (HWV 69) von 1751 wirkte die Festa Teatrale Alcide al bivio in einem Akt von Johann Adolf Hasse von 1760 ungleich dramatischer und abwechslungsreicher, obwohl - oder vielleicht auch weil - einige kürzere und längere Passagen (aus Zeitgründen) gestrichen wurden. Jedenfalls gab es ganz hervorragende und effektvolle Musik von Hasse zu hören, die vor allem von den beiden erstklassigen Sopranistinnen Heidrun Kordes und Martina Rüping in beeindruckender Weise gestaltet wurde. Arno Raunig (Mezzosopran), dessen Stimme vor allem in den oberen Regionen oft eruptionsartig ausbricht ist dagegen Geschmackssache, während Christian Elsner die Tenorpartien souverän und ausdrucksvoll vortrug. Michael Schneider liess sein Ensemble La Stagione (Frankfurt/Main) frisch und engagiert aufspielen, unterstützt vom klangschön singenden Favorit- und Capellchor Leipzig.
Eine ganz besonders attraktive Veranstaltung wurde in den historischen Kuranlagen Bad Lauchstädt mit Amore mio - Händel auf dem Teich, einem Ballettabend der besonderen Art angeboten. Zusammen mit dem Ballettensemble des Opernhauses Halle tanzten die Mitglieder des BarockTanzTheatersBremen in der Choreographie und Inszenierung Jürgen Schrape (Bühnenbild: Bernd Leistner, Kostüme: Götz Lanzelot Fischer). Unter der Leitung von Stephen Stubbs musizierten Mitglieder des Orchesters des Opernhauses Halle.
Die Sonderausstellung 50 Jahre Musikmuseum Händel-Haus machte neben den Hinweisen auf seine Spezialbibliothek, die umfangreiche Bildsammlung und seine historischen Musikinstrumente, vor allem auf die langjährigen Aktivitäten des Händel-Hauses,
wie Führungen durch die Ausstellung (auch auf Tonträgern und in mehreren Sprachen), regelmässige Konzertveranstaltungen (allein vier Konzerte mit Barockmusik während der Festspiele), Vorträge, Gesprächsabende und spezielle Aktionen für Kinder und Jugendliche (wie z.B. das Händel-Kinder-Spektakel) aufmerksam.
Unter dem Motto Händels open gab es in dem "Konzert-Restaurant" auf dem Markt neben reichlichen Gaumenfreuden die unteschiedlichsten Darbietungen zu sehen, unter anderem die Live-Übertragung des Messiah aus der schon lange im Voraus ausverkauften Ulrichskirche.
Der Markt war auch Schauplatz der Feierstunde am Händel-Denkmal, bei der vor einem grossen Publikum neben der obligatorischen Kranzniederlegung wieder zahlreich musikalische Beiträge quer durch die Musikgeschichte - darunter natürlich viel von Händel - für eine abwechslungsreiche Unterhaltung sorgten.
Zwei Sonderführung ergänzten das überreiche Programm der Festspiele. So präsentierte die Staatliche Galerie Moritzburg in ihrer Ausstellung Barbaren ziehen gen Westen zwei neue Werke von Max Ernst, während die Franckesche Stiftungen mit ihrer Jubiläumsaustellung 300 Jahre Franckesche Stiftungen ausgiebig das Leben und Wirken des Gemeindepfarrers, Universitätsprofessors und Schuldirektors August Hermann Francke gedachten.
Einen Vorgeschmack auf die Festspiele im nächsten Jahr konnte man bei dem Baustellenkonzert in der Georg-Friedrich-Händel-Halle bekommen. Der riesige Komplex Halle Spitze wächst stetig und nimmt schon konkrete Formen an.
Beendet wurden die Festspiele traditionsgemäss mit dem beliebten Abschlusskonzert mit Feuerwerk in der Galgenbergschlucht.
Abschliessend ist noch auf eine nennenswerte Besonderheit hinzuweisen: die Veröffentlichung des Tolomeo aus dem Jahre 1996 auf CD in der Reihe Edition Opernhaus Halle. Es handelt sich hierbei um die erste Gesamtaufnahme einer Händel-Oper mit dem Händelfestspielorchester des Opernhauses Halle (auf historischen Instrumenten). Sie ist nicht nur als Erinnerungsstück von besonderem Wert, sondern auch als musikalisch äusserst spannende und hervorragend musizierte Aufnahme nur wärmstens zu empfehlen!
Mitwirkende: Axel Köhler (Tolomeo), Linda Perillo (Seleuce), Romelia Lichtenstein (Elisa), Brian Bannatyne-Scott (Arsape) und Jennifer Lane (Alessandro)
Zu beziehen über das
Die nächsten Händel-Festspiele in Halle finden - nach den Festspielen in Karlsruhe (18. bis 28. Februar 1999) und Göttingen (27. Mai bis 1. Juni 1999) - vom 4. bis 13. Juni 1999 statt (Info-Seiten).