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Der goldene Hahn

Oper in drei Akten
Libretto von W.I. Bjelski nach einem Märchen von Alexander Puschkin
Musik von Nikolai Rimsky-Korsakow Premiere am 5. November 2022, Deutsches Nationaltheater Weimar


in deutscher Sprache mit Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (eine Pause)

Premiere am 5. November 2022


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Deutsches Nationaltheater Weimar
(Homepage)

Zarendämmerung zum Hahnenschrei

Von Roberto Becker / Fotos: © Candy Welz

Die TV-Branche schenkt sich von Zeit zu Zeit einen Publikumspreis mit dem Namen Goldene Henne. Das Deutsche Nationaltheater in Weimar schenkte sich und seinem Publikum jetzt einen Goldenen Hahn. Der auf der Bühne freilich auch eine Hähnin war. Aber so heißt nun mal die eigentlich selten gespielte, letzte Oper von Nikolai Rimsky-Korsakow (1844-1908), die in jüngster Zeit fast parallel in Magdeburg und Coburg ebenfalls Premiere hatte. Die Weimarer Operndirektorin Andrea Moses hat dafür den renommierten Schauspielregisseur Stefan Kimmig zu einem seiner seltenen Ausflüge in die Opernregie ans Haus geholt. Verglichen mit seinem Don-Giovanni-Versuch von 2009 und auch mit seinem Manege-frei-Rheingold als Auftakt des aktuellen Stuttgarter Nibelungen-Rings ist seine Inszenierung in Weimar ein exemplarisch gelungenes Beispiel für einen szenischen Blick hinter die märchenhafte Fassade eines Stückes, das man auch als opulent ausgeschmücktes Märchen erzählen könnte.

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Rimsky-Korsakow war nicht der erste russische Komponist, der einen, nennen wir es: verhaltensauffälligen Zaren ins Zentrum einer Oper rückte (und Probleme mit der Zensur bekam. Bei ihm heißt der sicherheitshalber König Dodon. Er residiert in einem märchenhaften Irgendwo. Von einem Astrologen bekommt der amtsmüde Herrscher einen goldenen Hahn geschenkt. Bei äußerer Gefahr kräht dieses Unikum. Heike Porstein sorgt als Wundervogel für die alarmierenden Warnungen. Als das Befürchtete tatsächlich einritt, schickt Dodon (mit kraftvoller Präsenz: Tadas Girininkas) seine beiden nur mäßig begabten Söhne in den Krieg. Als die von Jörn Eichler und Alik Abdukayumov verkörperten Prinzen sich gegenseitig, aber nicht den Feind zur Strecke bringen, zieht er selbst los. Gegen die Königin von Schemacha ist er aber letztlich machtlos, weil diese ihre Reize als Waffe einsetzt und ihn so einwickelt, dass sie als Zarin an der Seite Dodons in dessen Reich zurückkehrt, wo beide pompös begrüßt werden.

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Wie die rätselhafte Frau mit ihren Verführungskünsten den mittleren Akt dieser dreiaktigen Oper, die mit einem Prolog eröffnet und einen Epilog beschlossen wird, dominiert, das ist ein musikalisches Glanzstück. Vor allem weil Ylva Stenberg eine so koloratursichere wie treffgenau spielende (und tanzende!) Schemacha ist, die obendrein mit dem Pfund eines phantastischen Kostüms wuchern kann. Sie wickelt Dodon hier wohl auch deshalb um den Finger, weil sie schon zu Beginn durch seine Phantasien spukt.

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Im dritten Akt kippt das Geschehen in die Katastrophe, denn der Astrologe fordert zu allseitigem Erstaunen als Preis für den Wunderhahn von Dodon nicht weniger als Schemata. Der löst das Problem nach Zarenart - er erschießt kurzerhand den Astrologen. Daraufhin stürzen sich der Hahn und alle Umstehenden auf den Zaren und töten ihn. Rimsky-Korsakow lässt den Astrologen wieder auferstehen, aus der Handlung treten und das Ganze als Spiel relativieren. Er fügt aber die Aufforderung hinzu, daraus gleichwohl etwas zu lernen. Taejun Sun macht daraus ein Kabinettstück.

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Kimmig und seine Bühnenbildnerin Katja Haß sind seinem Rat gefolgt und haben das Geschehen in eine verfallene Ruine einer modernen Machtzentrale verlegt. Die Betonsäulen und ein Schreibtisch deuten darauf ebenso hin wie die Kostüme von Anja Rabes. Ein paar Vorhänge und kunstvoll atmosphärische Videos von Mirko Borscht sorgen für das Changieren zwischen Wahn und Wirklichkeit, in dem auch das Volk (in Gestalt des von Jens Petereit einstudierten Chors) seinen opportunistischen Part spielt. Andreas Wolf sorgt am Pult der Staatskapelle für die spätromantische Klangopulenz im Graben, die die Protagonisten zu Hochform animiert und die Zuschauer begeistert.

FAZIT

Die neue Weimarer Inszenierung belegt überzeugend, dass Rimsky-Korsakows selten zu sehende Oper Der goldene Hahn es auch heute noch in sich hat.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Andreas Wolf

Inszenierung
Stephan Kimmig

Bühnenbild
Katja Haß

Kostüme
Anja Rabes

Sounddesign
Modjgan Hashemian

Video
Mirko Borscht

Chor
Jens Petereit

Dramaturgie
Judith Drühe


Chor des DNT

Staatskapelle Weimar


Sänger

König Dodon
Tadas Girininkas

Prinz Gwidon
Jörn Eichler

Prinz Afron
Alik Abdukayumov

General Polkan
Andreas Koch

Amelfa
Sarah Mehnert

Der Astrologe
Taejun Sun

Die Königin von Schemacha
Ylva Sofia Stenberg

Der goldene Hahn
Heike Porstein



Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Deutschen Nationaltheater Weimar
(Homepage)
 



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