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Marlene und die Dietrich

Musikalischer Abend mit Gudrun Schade

Aufführungsdauer: ca. 1h 20' (eine Pause)

Gastspiel-Premiere im Kleinen Haus im MiR am 13. September 2020
(rezensierte Aufführung: 20.09.2020)

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Musiktheater im Revier
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Von der "Berliner Jöre" zur Filmgöttin

Von Thomas Molke / Fotos:© Monika Willner

Das Kleine Haus im Musiktheater im Revier verbindet man seit einigen Jahren auch mit den erfolgreichen Chanson-Abenden, in denen Christa Platzer in die Rolle der Edith Piaf oder zuletzt auch Barbara geschlüpft ist. Nun widmet sich Gudrun Schade einer weiteren Ikone des 20. Jahrhunderts: Marlene Dietrich. Im letzten Jahr kam Schade, die seit vielen Jahren im Musical-Genre Erfolge feiert, auf die Idee der "blonden Legende" eine musikalische Biographie zu widmen. Dabei stand die Produktion zunächst nicht unter einem guten Stern. Im KatiElli Theater in Datteln, wo die Premiere eigentlich stattfinden sollte, brannte es eine Woche vor der Premiere, so dass die Bühne nicht bespielt werden konnte. Die Uraufführung fand dann am 7. Februar 2020 in der Stadthalle Waltrop statt. Weitere Aufführungen fielen dann der Corona-Pandemie zum Opfer. Nachdem der Spielbetrieb nun wieder angelaufen ist, kann die Produktion viermal im Kleinen Haus gespielt werden, allerdings mit stark ausgedünnten Reihen, so dass nur sehr wenig Publikum in den Genuss dieses doch sehr kurzweiligen Abends kommen kann. Es bleibt zu hoffen, dass sich bei den weiteren Aufführungen im Februar und März 2021 die Lage so weit entspannt hat, dass wieder mehr Publikum ins Kleine Haus gelassen werden kann.

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Gudrun Schade als die junge Marlene

Carsten Kirchmeier führt Regie und hat auch das Buch für diesen Abend geschrieben. Im Verlauf des Stückes erleben die Zuschauer*innen, begleitet von zahlreichen Liedern, wie sich aus der "Berliner Jöre" Marlene die Kunstfigur "Die Dietrich" entwickelt. Dabei schlüpft Schade zum einen in die Rolle einer mehr oder weniger objektiven Erzählerin, die mit einem Wechsel in der Stimme, Mimik und Gestik zu Marlene Dietrich wird und die "wahre" Geschichte zu einer Legende verklärt. Auf der Bühne stehen drei Koffer in unterschiedlicher Größe, die in mehrfacher Weise einen Bezug zur Dietrich herstellen. Zum einen ist es der "Koffer in Berlin", der sie immer wieder in ihre "alte Heimat" führt. Zum anderen deuten die Koffer an, dass die Dietrich auch in Paris und den USA zu Hause war und die ganze Welt bereiste. Neben der blonden Perücke im Marlene-Stil trägt Schade natürlich auch die legendären hochgeschnittenen Hosen, erst ganz in Weiß, später dann in Schwarz.

Mit großer Spielfreude und Esprit begleitet Schade Marlene Dietrich nun durch die verschiedenen Stationen ihres Lebens. Der Abend startet mit dem Lied "Das war in Schöneberg", wo Marlene Dietrich unter ihrem bürgerlichen Namen Marie Magdalene Dietrich am 27. Dezember 1901 geboren wird. Sehr schnell wird ihr klar, dass sie Filmstar werden will. Mit frecher Berliner Schnauze schlüpft Schade in die Rolle der jungen Frau, die sich fortan Marlene Dietrich nennt und mit großem Selbstbewusstsein von ihrer Liebe zu den Männern berichtet: "Kinder, heut' Abend, da such' ich mir was aus, einen Mann, einen richtigen Mann". Dabei spielt Schade auch kokett mit dem Publikum. Im wahren Leben heiratet Marlene dann bereits Anfang der 20er Jahre den damaligen Aufnahmeleiter und späteren Filmproduzenten Rudolf Sieber. Auch wenn sich ihre Wege Anfang der 30er Jahre trennen, bleiben sie verheiratet. Der Durchbruch gelingt Marlene dann mit dem Film Der blaue Engel, der die Dietrich dann auch in die USA führt. Hier darf natürlich "Die fesche Lola" als Lied nicht fehlen. Das Vorsingen, das zum Engagement führt, wird später von Schade als alter Marlene zu einer Legende verklärt.

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Gudrun Schade als die Diva Dietrich

In den USA genießt Marlene ihr Leben in vollen Zügen, stürzt sich von einer Liebschaft in die nächste, so dass bekannte Lieder wie "Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre" und "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" einen engen Bezug zu ihrem Lebensstil aufweisen. Doch Schade / Dietrich findet auch immer wieder sehr melancholische Töne. Zu nennen ist hier beispielsweise "Ne me quitte pas" von Jacques Brel. Auch ihre politische Einstellung und die Kritik am Krieg wird thematisiert. "In den Kasernen" berichtet von der Sinnlosigkeit des Krieges, dem immer mehr Menschen zum Opfer fallen. Naiv wirkt die Vorstellung der Dietrich, dass sie vielleicht den Zweiten Weltkrieg und das Schicksal der Juden hätte verhindern können, wenn sie das Angebot der Nationalsozialisten angenommen und als Aushängeschild für Deutschland fungiert hätte. Eindringlich gestaltet Schade die Verbitterung der Dietrich darüber, auch Jahre später von Teilen in Deutschland immer noch als "Verräterin" betrachtet zu werden. Glaubhaft zeigt Schade den Verfall der Dietrich, wenn sie immer mehr von Medikamenten und Alkohol abhängig wird. Hier imitiert Schade in der Intonation sehr überzeugend die alte Marlene, wie man sie aus den wenigen Aufnahmen, die es von ihr im hohen Alter gibt, noch in Erinnerung hat.

Der Abend endet mit "Ich hab' noch einen Koffer in Berlin" dort, wo letztendlich alles angefangen hat. Still und leise verlässt Schade die Bühne. Großes Lob verdient auch Matthias Stötzel am Klavier, der Schade nicht nur großartig begleitet, sondern sie auch bei einzelnen Liedern gesanglich unterstützt. Als Zugabe gibt es noch eines der bekanntesten Lieder der Dietrich, das erneut ihre politisch kritische Haltung zum Ausdruck bringt: "Sag mir, wo die Blumen sind". Das Publikum spendet zu Recht frenetischen Beifall.

FAZIT

Der Abend ist am 26. Februar und 14. März 2021 noch im Kleinen Haus zu erleben. Man sollte sich frühzeitig Karten sichern.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Matthias Stötzel

Buch und Regie
Carsten Kirchmeier

Licht
Thomas Ratzinger

 

Solistin

Marlene Dietrich
Gudrun Schade

 

 


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Informationen

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Musiktheater im Revier
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