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Musiktheater
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Die Walküre

Erster Tag des Bühnenfestspiels Der Ring des Nibelungen
Text und Musik von Richrd Wagner
Fassung für Kinder ab acht Jahren von Brigitta Gillesen und Rainer Mühlbach
Arrangement von Stefan Behrisch


in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 1h 10' (keine Pause)

Premiere im Staatenhaus Köln-Deutz (Saal 3) am 21. Oktober 2018


Logo: Oper Köln

Oper Köln
(Homepage)

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Von Stefan Schmöe / Fotos von Paul Leclair

Eines lernen die Kinder in dieser Aufführung ganz schnell: Es geht laut zu bei Wagner. Besonders wenn der Heldentenor auftritt. Young Woo Kim singt sich als Siegmund schon mal warm für größere Säle, mit nicht zu hellem, kraftvollem Tenor, souverän in der Höhe, leider eher farblos im Piano und nicht ohne Brüche zwischen großen und kleinen Lautstärken. Die Akustik im Saal 3 im Obergeschoss des Staatenhauses, wo die Kinderoper gerade spielt, sprengt er mühelos. Und Insik Choi hält als Wotan dagegen, macht- und klangvoll. Jessica Stavros als Brünnhilde und Claudia Rohrbach als Sieglinde passen sich den akustischen Verhältnissen besser an, ohne an Intensität einzubüßen, und Yunus Schahinger ist ein dunkel-düsterer Hunding; Regina Rechter hat als Fricka leider kaum etwas zu singen in dieser Fassung, die wenigen Töne gestaltet sie überzeugend. Es gibt also ordentlich was auf die Ohren. Wagner hat halt für größere Räume komponiert.

Szenenfoto

Sieglinde und Siegmund

Ziemlich dünn ist dagegen die instrumentale Seite, insbesondere die (zu) wenigen Streicher - daran zu knausern ist keine so gute Idee, denn das Klangbild ist ziemlich unausgewogen. Die Bläser kommen gut durch, das ist kein Problem. Um den Klang aufzufüllen, hat Arrangeur Stefan Behrisch, und das ist jetzt kein Scherz, ein Marimbaphon eingefügt - man muss kein Purist sein, um das fragwürdig zu finden. Aber überhaupt ist das Arrangement der große Schwachpunkt der Produktion. Natürlich muss man kürzen und reduzieren, wenn man eine Fassung für Kinder spielen möchte. (Wobei man, wenn man sich schon an Wagner heranwagt, mehr als 70 Minuten Spieldauer einplanen könnte - warum nicht mit Pause? Auch daran dürfte der angehende Wagnerianer schonmal gewöhnen: Lange Abende, viel Pause.) Stefan Behrisch beginnt mit der Gewittermusik vom Beginn des ersten Aufzugs, um dann unvermittelt und wenig plausibel zum Walkürenritt zu wechseln, der doch erst zwei Akte später dran wäre. Auch das eine reichlich merkwürdige Entscheidung, haben doch die drei Akte jeweils eine ganz eigene Musikdramaturgie, und auch die sollte man in einer solchen Fassung idealerweise vermitteln. Das gelingt aber überhaupt nicht. Behrisch reiht, extrem gekürzt, Szene an Szene, aber weder musikalisch noch inhaltlich können sich Spannungsbögen entwickeln. Dazu sind die Kürzungen stellenweise absurd; lassen die Musik schon mal mitten in einem Leitmotiv abbrechen. Überhaupt wäre es doch sinnvoll, sich beim Ring auch musikalisch eben davon, ja: leiten zu lassen und diesen Leitmotiven entsprechende Bedeutung einzuräumen. Den Wiedererkennungseffekt zu erleben hieße ja, viel von der Idee des Ring aufgenommen zu haben. Solche Möglichkeiten werden verschenkt.

Szenenfoto

Wotan und Brünnhilde

An mehreren Stellen wird die Musik unterbrochen, um im gesprochenen Dialog die Handlung zu verdeutlichen. Grundsätzlich nicht falsch, aber es unterbricht eben auch den musikalischen Fluss. An einigen Stellen wird über die Musik gesprochen, was grundsätzlich keine schlechte Lösung scheint. Den gesungenen Text auf Monitore einzublenden, die ziemlich weit außen rechts und links der Bühne stehen, scheint die Kinder eher abzulenken als auf das Bühnengeschehen zu fokussieren. Der hier gespielten Fassung fehlt der Mut, über das brave Nacherzählen hinaus Schwerpunkte zu setzen, die für sich sprechen (auch wenn nicht jedes Detail verstanden wird) - da wäre die Übertitelung auch überflüssig.

Szenenfoto

Feuerzauber

Jenseits des großen Zusammenhangs müsste den Personenkonstellationen mehr Gewicht eingeräumt werden: Der tragischen Liebe von Sieglinde und Siegmund wie der nicht minder tragischen Vater-Tochter-Beziehung von Wotan und Brünnhilde. Auch die an sich recht hübsche Inszenierung von Brigitta Gillesen, die sich als fantasievolles, nicht zu naives Märchenspiel gibt, versäumt das. Die Ausstattung (Christof Cremer) muss wohl schon mangels Bühnentechnik auf ein Einheitsbühnenbild setzen mit der Betonburg Walhall oben und einem allzu harmlos geratenen Kunstrasen unten, dazwischen eine recht imposante Esche und ein paar Steinblöcke für die wilde Felslandschaft - das erweist sich aber als praktikabel. An den Kostümen, die die Märchenwelt mit historischen Bezügen verbinden, können sich auch gestandene Wagnerianer erfreuen (etwa an Frickas Frisur, die Widderhörner aufgreift). Zum Feuerzauber gibt es ein paar echte Flammen. Aber nur ganz kleine.


FAZIT

Rechte Ring-Begeisterung will auch nach der Walküre nicht aufkommen - dazu fehlt es der allzu brav die Geschichte abhandelnden Produktion an den großen Momenten.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Rainer Mühlbach

Inszenierung
Brigitta Gillesen

Bühne und Kostüme
Christof Cremer

Licht
Nicol Hungsberg

Dramaturgie
Tanja Fasching


Gürzenich-Orchester Köln


Solisten

* Besetzung der rezensierten Aufführung

Siegmund
* Young Woo Kim /
Jeongki Cho

Sieglinde
* Claudia Rohrbach /
Adriana Bastidas-Gamboa

Hunding
* Yunus Schahinger /
Julian Schulzki

Wotan
* Insik Choi /
Matthias Hoffmann

Brünnhilde
* Jessica Stavros /
Christiane Kohl

Fricke / Schwertleite
* Regina Richter /
Judith Thielsen

Helmwige
Veronika Lee

Rossweiße
Kathrin Zukowski

zur Rezension von
Das Rheingold





Weitere
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