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I am still here

Ks. Hannes Brock kehrt zurück
Galakonzert mit Ks. Hannes Brock und Deborah Woodson

Aufführungsdauer: ca. 2h 45' (eine Pause)

Aufführung im Opernhaus Dortmund am 16. Februar 2019



Theater Dortmund
(Homepage)

Hannes Brock ist wieder / noch da

Von Thomas Molke / Fotos folgen

Zum Ende der Ära Jens-Daniel Herzog hat sich der Kammersänger und Publikumsliebling Hannes Brock mit einem großen Galaabend eigentlich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Beim Eröffnungswochenende des neuen Intendanten Heribert Germeshausen stand er allerdings in der Premiere von Rossinis Il barbiere di Siviglia als Erzähler wieder auf der Bühne, und bei der Premiere von Puccinis Turandot vor einer Woche schlüpfte er in die Rolle des Kaisers Altoum, so dass man das Gefühl hat, dass er gar nicht weg gewesen sei und immer noch als fester Bestandteil zum Dortmunder Ensemble gehöre. Folglich erhält er auch in dieser Spielzeit einen Konzertabend mit dem passenden Titel I am still here. Sein Auftrittssong könnte an diesem Abend vom Titel her auch kaum passender gewählt sein: "As If We Never Said Goodbye" aus dem Musical Sunset Boulevard. Allerdings ist er natürlich weit entfernt von der alternden Diva Norma Desmond, die in Webbers Musical nach vielen Jahren Bühnenabstinenz auf ein Comeback hofft, als sie an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehrt, ohne zu ahnen, dass man nur ihren schicken Wagen für einen neuen Film benötigt.

Der Titel des Abends beschreibt nicht nur die Tatsache, dass sich Brock auch als Rentner nicht ins Privatleben zurückziehen will, sondern ist auch ein Song aus Stephen Sondheims Musical Follies. Darin lädt der Impresario eines legendären Revue-Theaters der 1920er Jahre sein ehemaliges Ensemble zu einer Abschiedsvorstellung in das Theater ein, das nun abgerissen werden soll. "I'm Still Here" ist ein Song, in dem die mittlerweile in die Jahre gekommene Carlotta Erinnerungen an ihre Zeit im Theater Revue passieren lässt. Der Originaltext wäre für Brock absolut unpassend gewesen, da er auf zahlreiche Ereignisse der amerikanischen Geschichte anspielt, mit denen weder er noch die Zuschauer etwas verbinden. Bei der Planung des Abends hat sich aber Martin G. Berger, der Regisseur des Barbiere, der Follies bereits für eine Produktion in Deutschland bearbeitet hatte, bereit erklärt, diesen Song auf Brock umzuschreiben. So präsentiert Brock an diesem Abend eine ganz spezielle auf ihn zugeschnittene Fassung des Songs, die auch seine Zeit am Theater Hagen, und Essen mit einbezieht.

Das übrige Programm ist ein abwechslungsreicher Mix aus Musicalnummern und Songs, zu denen Brock eine besondere Beziehung hat und die er "immer schon mal singen wollte". Dabei führt er gewohnt charmant kokettierend durch den Abend und geht wunderbar auf das Publikum ein. Unter anderem stellt er leicht erschrocken fest, dass die von ihm ausgewählten Songs ein bisschen in die Jahre gekommen seien, dabei aber dennoch nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben. Zur Seite steht ihm dabei neben den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Philipp Armbruster eine sechsköpfige Band, mit der er in den vergangenen Jahren bereits einige musikalische Abenden im Schauspielhaus präsentiert hat. Simone Witt agiert dabei nicht nur als "Frau am Klavier", sondern übernimmt auch bei einigen Songs die Zweitstimme.

Als Special Guest hat Brock Deborah Woodson eingeladen, die den Dortmundern sicherlich noch als Motormouth Maybelle aus dem Musical Hairspray in der letzten Spielzeit in guter Erinnerung ist und erneut mit ihrer kräftigen Soulstimme und in pompösem, stets wechselndem Outfit den Saal zum Toben bringt. Mit dem berühmten "I Will Survive" löst sie regelrechtes Disco-Fieber aus und reißt das Publikum bei ihrem anschließenden "Proud Mary" nicht nur von den Sitzen, sondern fordert auch noch zum Mitsingen auf. Nach der Pause präsentiert sie dann noch den Song "Listen" aus dem Musical Dreamgirls, in dem sie unter anderem in der Produktion am Broadway auf der Bühne gestanden hat und der von Beyoncé in die Verfilmung des Musicals eingebaut wurde. Zum Abschluss begeistert sie das Publikum noch mit dem Klassiker "I Will Always Love You" in der Version, die Dolly Parton gewidmet war, bevor sie von Whitney Houston gecovert wurde und zum Welthit avancierte.

Natürlich lässt es sich Brock nicht nehmen, mit dieser großartigen Sängerin auch ein Duett zu präsentieren. Die Wahl ist dabei auf "New York, New York" gefallen, einen Song, den Brock in seinen Solo-Programmen auch häufiger bereits allein präsentiert hat. Im Duett mit Woodson geht von beiden allerdings eine solche Begeisterung aus, dass er danach äußert, sich kaum noch vorstellen zu können, diesen Song noch einmal ohne Woodson singen zu wollen. Natürlich erwartet das Publikum bei dieser Besetzung auch einen Auszug aus dem Musical Hairspray, mit dem Woodson als Motormouth Maybelle und Brock als Edna in Dortmund einen riesigen Erfolg gefeiert haben. Den gibt es auch schließlich als Zugabe. Brock und Woodson schlüpfen noch einmal in ihre Rollen und bringen den Saal mit "You Can't Stop The Beat" zum Toben. Als weitere Zugabe darf natürlich auch Brocks Interpretation des Songs "I Am What I Am" aus dem Musical La Cage aux Folles nicht fehlen, mit dem er allein in Dortmund in zwei Produktionen in den 90er Jahren und in der ersten Dekade des neuen Jahrtausends Theatergeschichte geschrieben hat. Nachdem der Zugabenblock mit dem melancholischen und durchaus passenden "My Way" eingeleitet worden ist, verabschiedet sich Brock von seinem begeisterten Publikum mit einer Nummer, die er wohl häufig bei seinen Konzertabenden an den Schluss gestellt hat: "Bird On The Wire" von Leonard Cohen.

FAZIT

Kammersänger Hannes Brock gelingt es mit Deborah Woodson, das Dortmunder Publikum fast drei Stunden bestens und äußerst kurzweilig zu unterhalten. Wer diesen großartigen Abend verpasst hat, hat am 12. April 2019 noch einmal Gelegenheit, das Konzert im Dortmunder Opernhaus zu erleben.

Programm:

Jule Styne: Ouvertüre aus Gypsy

Andrew Lloyd Webber / Donald Black / Christopher Hampton: "As If We Never Said Goodbye" aus Sunset Boulevard

Carole King: "Beautiful"

Freddie Perren / Dino Fekaris: "I Will Survive"

Marvin Hamlisch: "What I Did For Love" aus A Chorus Line

Joe Darion / Mitch Leigh: "Man of La Mancha" aus Man of La Mancha

Claude-Michel Schönberg: "The American Dream" aus Miss Saigon

John Fogerty: "Proud Mary"

John Lennon / Paul McCartney: "In My Life"

Paul Simon: "Bridge Over Troubled Water"

Pete Seeger: "Turn, Turn, Turn"

Claude-Michel Schönber: "Empty Chairs At Empty Tables" aus Les Misérables

Stephen Sondheim: "I'm Still Here" aus Follies

Henry Krieger: "Listen" aus Dreamgirls

John Kander: "New York, New York"

Billy Joel: "Piano Man"

Arthur Herzog Jr. / Billie Holiday: "God Bless The Child"

Dolly Parton: "I Will Always Love You"

Anthony Newley / Leslie Bricusse: "Feeling Good"

 

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Mitwirkende

Musikalische Leitung
Philipp Armbruster

Regie, Modderation, Programm und Gesang
Ks. Hannes Brock

Special Guest
Deborah Woodson

Dortmunder Philharmoniker

Band
Gitarre
Markus Ottenberg

Piano und Bandleitung
Simone Witt

Bass
Bernd Zinsius

Drums
Jan Rohlfing

Keyboard
Ana-Maria Dafova

Leadtrompete
Axel Riesenweber

 

 


Weitere
Informationen

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Theater Dortmund
(Homepage)



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