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Krach im HühnerstallVon Thomas Molke / Fotos von Paul LeclaireObwohl Domenico Cimarosa als Bindeglied zwischen Mozart und Rossini gilt und im 19. Jahrhundert als Opernkomponist in ganz Europa große Erfolge feiern konnte, ist von seinen zahlreichen Opern heute meistens nur noch Il matrimonio segreto im Repertoire der Theater zu erleben. Dieses Dramma giocoso, das 1792 anlässlich der Unterzeichnung der Allianz zwischen Österreich und Preußen gegen die französische Revolutionsregierung seine Uraufführung in Wien erlebte, gefiel dem Kaiser Leopold II. so gut, dass er - so sagt man - die Aufführung am gleichen Tag noch in seinen Privatgemächern habe wiederholen lassen, eine Ehre, die keinem anderen Komponisten jemals zuteil geworden ist. An der Oper Köln hat man nun zum Ende der Spielzeit eine Produktion übernommen, die bereits vor zwei Jahren bei den Festwochen der Alten Musik in Innsbruck Premiere feierte (siehe auch unsere Rezension) und erweitert nach Rossinis Mosè in Egitto als Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen und Gassmanns Gli uccellatori als Übernahme des Theater an der Wien in der Kammeroper einmal mehr durch Kooperationen mit anderen Bühnen den vielfältigen Spielplan dieser Saison. Carolina (Anna Palimina) und Paolino (Norman Reinhardt) haben heimlich geheiratet.
Noch sind sich Geronimo (Donato di Stefano, links) und Graf Robinson (Renato Girolami, rechts) handelseinig. Das Regie-Team um Renaud Doucet verlegt das Geschehen in einen Hühnerstall aus dem 18. Jahrhundert. Bühnen- und Kostümbildner André Barbe hat dafür eine Scheune in Schwarzweißgravur und Sepiatönen mit gemaltem Hintergrund und 3D-Elementen illustriert, die den Zuschauer alles aus der Hühner-Perspektive betrachten lassen. Überdimensional ausgemusterte Bücher führen auf der linken Seite zu einem Gehege empor, hinter dem sich Carolinas Zimmer befindet. Auf der rechten Seite befindet sich auf der Sitzfläche eines riesigen Stuhls ein Korb, in dem Fidalma residiert und die Hennen ihre Eier hinterlegen. In der Mitte befindet sich ein Kasten, in dem unter anderem Maiskolben als Nahrung gelagert werden. Ein wenig makaber mutet das Beil an, das am Ausgang des Hühnerstalls in einem Baumstamm steckt und andeutet, dass das eine oder andere Tier früher oder später im Kochtopf landet. Die Kostüme gestaltet Barbe als Crossover-Mix aus Roben des 18. Jahrhunderts und Gefieder, wobei Busen und Bausch übertrieben angelegt sind und die unterschiedlichen Kleider verschiedene Arten von Federvieh darstellen. Die Männer sind natürlich Hähne, bei denen helle Federn in die aufwändig ausgestatteten farbenfrohen Anzüge eingewoben sind. Selbst die Perücken stellen eine Mischung aus Frisuren der Zeit und einem Hahnenkamm dar. So trägt beispielsweise Graf Robinson als Hahn aus Schottland einen Kilt mit Schottenkaro, der um lange Schwanzfedern ergänzt wird. Graf Robinson (Renato Girolami) will Elisetta (Emily Hindrichs) nicht heiraten. Auch in die Personenregie übernimmt Doucet die Hühner-Idee, lässt dabei die einzelnen Figuren im Gang wie Hühner stolzieren, mit den Füßen scharren und den Kopf und Hals in Hühnermanier nach vorne und hinten bewegen. Die bunten Schuhe erinnern dabei an Hühnerfüße. Ab und zu schütteln sie auch ihre Federn und krähen sogar. Die Dienerschaft wuselt in Form von Statisten als Tauben durch diesen Stall, wobei Matthias Jantz und Justin Jöris beeindruckende akrobatische Kunststücke vollbringen. Dabei geht das Konzept geschickt auf und harmoniert mit der Musik. Fast gewinnt man den Eindruck, Cimarosa habe das Stück bereits so konzipiert, zumal ja auch die Idee, menschliches Verhalten durch Tiere zu karikieren, bis in die Antike zurückreicht, wie beispielsweise die Fabeln des Aesop zeigen. Folglich scheint es gar nicht so weit hergeholt zu sein, miteinander streitende und konkurrierende Primadonnen wie die beiden Schwestern als gackernde Hühner oder eitle Herren als selbstverliebte Gockel zu parodieren. Fidalma (Jennifer Larmore, Mitte) und Elisetta (Emily Hindrichs, rechts) betrachten Carolina (Anna Palimina, links) als Rivalin. Wie in Innsbruck übernehmen auch in Köln die beiden Buffo-Bässe Renato Girolami und Donato di Stefano die Partien des Grafen Robinson und des Geronimo und begeistern erneut mit großem Spielwitz und beweglichem Bass. Große Komik entfaltet di Stefano als etwas schwerhöriger Geronimo, wenn er seine hohe Perücke im Takt wippen lässt oder verzweifelt versucht, seinen Frauenhaushalt in den Griff zu bekommen. Girolami punktet bei seinem eitlen Spiel ebenfalls mit überbordender Komik. Anna Palimina gestaltet die Partie der Carolina mit leuchtendem Sopran als kesses und hübsches "Hühnchen", so dass gut nachvollziehbar wird, dass der Graf ihr den Vorzug gibt. Emily Hindrichs legt die Partie der älteren Schwester Elisetta darstellerisch recht arrogant an und macht glaubhaft, dass sie um jeden Preis Gräfin werden will. Auch Hindrichs punktet durch große Beweglichkeit in den Koloraturen und sauber angesetzte Spitzentöne, die vor allem in ihrer großen Rachearie im zweiten Akt, "Se son vendicata", zur Geltung kommen. Jennifer Larmore verleiht der Partie der Fidalma mit sattem Mezzosopran die Komik einer ältlichen Jungfer, die davon träumt, den jungen Paolino für sich zu gewinnen. Norman Reinhardt lässt sich an diesem Abend als Paolino zwar als indisponiert entschuldigen, meistert die Partie des Dieners und heimlichen Ehemanns von Carolina aber mit sauberem Tenor. Gianluca Capuano arbeitet mit dem Gürzenich-Orchester Köln die Klangvielfalt der Partitur differenziert heraus, so dass es am Ende großen und verdienten Beifall für alle Beteiligten gibt. FAZIT Das Hühner-Konzept bietet für Cimarosas Oper einen unterhaltsamen Ansatz, der mit dem spielfreudigen Ensemble wunderbar umgesetzt wird. So wird der Wunsch geweckt, von diesem Komponisten noch mehr zu hören.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung Inszenierung Bühne und Kostüme Licht
Gürzenich-Orchester Köln Statisterie der Oper Köln SolistenGeronimo, ein reicher Kaufmann Elisetta,
seine Tochter Carolina,
seine Tochter Fidalma,
seine Schwester Graf
Robinson
Paolino, Buchhalter bei Geronimo
Akrobaten-Tauben
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