- -

Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum



Die tote Stadt

Oper in drei Bildern
Libretto von Paul Schott nach Georges Rodenbachs Roman Bruges-la-Morte
Musik von Erich Wolfgang Korngold


In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 50' (eine Pause)

Premiere an der Sächsische Staatsoper Dresden am 16. Dezember 2017


Homepage

Sächsische Staatsoper Dresden
(Homepage)
Im Bann des Vergangenen

Von Roberto Becker / Fotos © David Baltzer

In Dresden steht die Vergangenheit hoch im Kurs. Was verschiedene Gesichter hat und heutzutage nicht immer das pure Wohlbehagen erzeugt. In der Semperoper gehört der Blick zurück aber zum Sinn und Zweck des Hauses. Dazu gehören Wiederbegegnungen ebenso, wie jetzt die späte Rückkehr von Erich Wolfgang Korngolds Die tote Stadt. Und das gleich im Format einer Sternstunde und des musikalischen Hochgefühls. Das funktioniert alles auch ohne den Chefdirigenten Christian Thielemann.

Vergrößerung in
neuem Fenster

Paul in seiner „Kirche des Gewesenen“

Es ist ein schwelgerisches Werk mit zwei unverwüstlichen Ohrwürmern: "Glück, das mir verblieb…" und "Mein Sehnen, mein Wähnen, …". Dazu ein musikalisches Drumherum aus dem Graben und auf der Bühne, das ohne weiteres mit den großen Opern von Richard Strauss oder Puccini mithalten kann. Als diese Oper 1920 zeitgleich in Köln und Hamburg uraufgeführt wurde, war der Komponist gerade mal 23 Jahre. Allerdings längst unter Genieverdacht und als Wunderkind etabliert. Korngolds Karriere endete in Deutschland mit dem zur Staatsdoktrin gewordenen Rassenwahn der Nazis. Er ging in die USA nahm sich der Entwicklung der Filmmusik in Hollywood an. Mit der metaphorischen toten Stadt ist das reale Brügge gemeint bzw. dessen symbolistische Überhöhung im Roman Bruges-la-Morte, aus dem Korngolds Vater unter dem Pseudonym "Paul Schott" das Libretto geschrieben hat.

Vergrößerung in
neuem Fenster

Für Paul ist Marietta wie ein Engel

Paul kommt nicht über den Tod seiner Ehefrau Marie hinweg. Er hat sich im morbiden Brügge eine "Kirche des Gewesenen" eingerichtet, ihr Bild und eine Haarsträhne zum Altar gemacht, die Fenster zugezogen. So düster gruftig wie das klingt, so sieht die Bühne bei Patrick Bannwart auch aus. Der Name Marie ist an die Wand eines riesigen Raumes gesprayt, manchmal taucht ihr Bild als Negativvideo an der Wand auf. Oder die musikalisch aufgedonnerte Prozession als Schattenspiel. Hier lebt einer in den Ruinen seines Lebens. Er wird von blonden Zombies heimgesucht und einmal füllen sage und schreibe spektakuläre 128 Kilometer blonde Haare den ganzen Bühnenraum.

Vergrößerung in neuem Fenster

Die Prozession als Schatten an der Wand

Als ihm die lebenslustige Marietta über den Weg läuft, die der Toten ähnelt, wird für ihn daraus eine Art Wiedergängerin. Die junge Tänzerin, die hier einbricht, kann natürlich dem Vergleich mit der Toten nicht standhalten. Es geht soweit, dass Paul sie erwürgt. Was sich allerdings als ein Tagtraum herausstellt. Denn in der letzten Szene sieht wieder alles aus wie zu Beginn. Samt der Haushälterin Brigitta, die den Besuch jener jungen Frau ankündigt, von der man zwischendurch mal befürchten musste, dass sie die Begegnung mit Paul nicht überlebt hat. Sie hat. Sie könnte seine Rückfahrkarte ins Leben sein.

Bei Regisseur David Bösch, der sich ziemlich unverstellt an die Vorlage hält, wird sie es nicht. Als alles vorbei ist und sein Freund ihn auffordert, mit ihm gemeinsam abzureisen, findet er unter dem Teppich doch noch eine Haarsträhne und bleibt mit ihr zusammen am Boden liegen.

Vergrößerung in
neuem Fenster

Eingesponnen in den Haaren der Toten - ein Alptraum

Musikalisch ist diese Produktion ein Wurf! Das gilt natürlich für die Sächsische Staatskapelle, die diesmal unter Leitung von Dmitri Jurowski ihre unbestrittene Kompetenz als Strauss-Orchester Korngolds schwelgerischer Musik borgt. Und die passt haargenau hierher. Dazu kommt eine Besetzung, die mit Burkhard Fritz als standfestem, aber auch zur Melancholie fähigem Paul und Manuela Uhl als lebenslustige Marietta die beiden Hauptpartien exzellent ausstattet. Ein Glücksfall ist Christa Meyer als Haushälterin Brigitta und Christoph Pohl in der Doppelrolle als Pauls Freund Frank und als Mariettas Künstlerkollege Fritz. Einhelliger Jubel für eine grandiose Premiere.


FAZIT

Die Semperoper in Dresden landet zum Jahresabschluss mit Erich Wolfgang Korngolds Oper Die Tote Stadt einen Coup!


Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Dmitri Jurowski

Inszenierung
David Bösch

Bühne
Patrick Bannwart

Kostüme
Falko Herold

Licht
Fabio Antoci

Chor
Jörn Hinnerk Andresen

Dramaturgie
Stefan Ulrich



Sächsischer Staatsopernchor Dresden

Kinderchor der Sächsischen Staatsoper Dresden

Sächsische Staatskapelle Dresden


Solisten

Paul
Burkhard Fritz

Marietta
Manuela Uhl

Frank / Fritz
Christoph Pohl

Brigitta
Christa Mayer

Juliette
Tahnee Niboro

Lucienne
Grace Durham

Victorin
Khanyiso Gwenxane

Graf Albert
Timothy Oliver



Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Sächsische Staatsoper Dresden
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2017 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -