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Lady Macbeth von Mzensk

Oper in vier Akten (neun Bildern)
Libretto von Alexander G. Preis und vom Komponisten nach der gleichnamigen Erzählung von Nikolaj S. Leskow
Musik von Dmitri D. Schostakowitsch

In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 3h 15' (eine Pause)

Premiere am 28. November 2016 an der Bayerischen Staatsoper München




Bayerische Staatsoper München
(Homepage)

Die Frau im Schatten

Von Roberto Becker / Fotos von Wilfried Hösl

Für die jüngste Schostakowitsch-Premiere hat der Münchner Staatsopernintendant Nikolaus Bachler einen der Stars (noch) in den eigenen Reihen. Für den Russen Kirill Petrenko hat diese Musik nicht nur die Aura des muttersprachlichen Idioms. Schostakowitschs Meisterwerk ist ihm auch schon lange vertraut. Damit gab er vor 17 Jahren sein Debüt als Chefdirigent in Meiningen. Da heizte er vom Graben aus einer Inszenierung von Christine Mielitz ein. Mit dem darauf folgenden gemeinsamen Ring startete er zu seiner Weltkarriere durch. Für Petrenko und das Bayerisches Staatsorchester ist diese Neuproduktion denn auch ein weiterer unbestrittener Erfolg. Grandios, wie er mit den orchestralen Zwischenspielen auftrumpft, es in der Liebesnacht krachen lässt, aber auch die dunkle Lyrik vor allem von Katerinas Abschied zelebriert.

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Opulenz in der Industriehalle ist angesagt bei Ismailows

Es ist ein vitaler und kraftvoller Schostakowitsch, ein hin- und mitreißendes Plädoyer für ein Meisterwerk, das seine Legitimation nicht nur aus der historischen Verbannung bezieht, in die Stalin es zwei Jahre nach der Uraufführung von 1934 (mit Prawda-Donnerwort „Chaos statt Musik“) schickte, sondern längst aus sich selbst heraus und seiner Vitalität.

Ein anderer Star ist Regisseur Harry Kupfer. Auch der mit seinen mittlerweile 81 Jahren immer noch höchst rührige Regiealtmeister ist der Lady Macbeth schon einmal begegnet. 1988 in Köln. Vor der Wende dominierte er nicht nur die (Ost-)Berliner Opernszene, sondern war auch ein West-Export-Schlager der DDR-Kulturpolitik. Ein Protagonist einer sich in parallelen Welten entwickelnden Opernkultur. Dass deren östlicher Teil die westliche Konkurrenz nicht zu fürchten brauchte, das belegte gerade Harry Kupfer damals immer wieder. Dass der Chor der Komischen Oper Personenregie sozusagen in seinen Genen hat, ist auch Kupfer zu verdanken. Gerade weil das so ist, machen läppische Rückzüge auf Tableau-Arrangements wie bei seiner ärgerlichen, fünften Fidelio-Auflage im Schillertheater oder jetzt auch in München eher traurig als wütend. Unter ein bestimmtes Mindestniveau sinkt das natürlich nie. Aber unter das von Kupfer, und das ärgert dann doch. Vielleicht sollte er sich auferlegen, nur noch Erstinszenierungen zu machen.

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Katerina vertreibt sich die Zeit mit Sergej

Das Bühnenbild von Hans Schavernoch kommt daher, als wäre es ein abgebrannter Rest von irgendwas. In diese ausgestellte „Post“-Ästhetik wogt ein properes Proletarier-Personal hinein und hinaus. Das passt genauso wenig wirklich zusammen wie Katerinas gutbürgerliche Kleidung (oder gar die Kaiserzeithüte der Hochzeitsgäste) mit der löchrigen, verrußten Container-Absteige, in der ihre Matratze auf ein paar Paletten liegt und die ausgerechnet der schäbigste Suffkopp nach oben schweben oder herunterfahren lassen kann. Dass die Polizeistation unter der Hochzeitstafel liegt und aus der Versenkung nach oben fährt, während der Hochzeitsgesellschaft jede Bewegung einfriert, ist zwar ein ganz hübscher Effekt. Aber mehr auch nicht. Und für Chorabgänge, bei denen die rechts Stehenden nach links (und umgekehrt) von der Bühne rennen, damit Bewegung entsteht, braucht man keine Regielegenden.

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Eine Hochzeitstafel über einer Leiche im Keller

So geht es recht brav (und ohne das wirklich szenische Spannung aufkommt) Mord für Mord auf den Sprung ins Wasser zu, mit dem Katerina ihre Konkurrentin um die Liebe ihres abtrünnigen Sergej und sich selbst umbringt. Bei Schavernoch ist der See mit den lockenden schwarzen Wellen gleich ein ganzes Meer mit grau dräuenden Wolken. Das von Kupfer angekündigte Aufbegehren der Frau gegen männliche Unterdrückung mit verbrecherischen Mitteln, ahnt man. Wirklich unter die Haut geht das, was man sieht, aber nicht.

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Am Abgrund vor dem Sprung ins Wasser

Immerhin geht die Sache musikalisch auch vokal auf. Anja Kampe ist eine fabelhafte Katerina, die sich mehr und mehr in die Rolle einfühlt und besonders im letzten Akt die Verzweiflung der Verlassenen glaubhaft macht. Als Schwiegervater Boris bietet Anatoli Kotscherga alle Boshaftigkeit auf, die er noch hat. Misha Didyk ist ein eloquent sicherer Sergej. Alle übrigen Rollen sind auf dem im München üblichen Niveau besetzt.

FAZIT

Kirill Petrenko und Harry Kupfer begeistern das Münchner Publikum mit Schostakowitschs mörderischem Meisterwerk Lady Macbeth von Mzensk. Das Publikum war am Ende mit allem zufrieden.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Kirill Petrenko

Inszenierung
Harry Kupfer

Bühne
Hans Schavernoch

Kostüme
Yan Tax

Licht
Jürgen Hoffmann

Video
Thomas Reimer

Chor
Sören Eckhoff

Dramaturgie
Malte Krasting



Bayerischer Staatsopernchor


Solisten

Boris Timofejewitsch Ismailow
Anatoli Kotscherga

Sinowi Borissowitsch Ismailow
Sergey Skorokhodov

Katerina Lwowna Ismailowa
Anja Kampe

Sergej
Misha Didyk

Axinja
Heike Grötzinger

Schäbiger
Kevin Conners

Verwalter
Christian Rieger

Hausknecht
Sean Michael Plumb

Mühlenarbeiter
Milan Siljanov

Pope
Goran Jurić

Polizeichef
Alexander Tsymbalyuk

Polizist
Kristof Klorek

Lehrer
Dean Power

Sergeant
Peter Lobert

Wächter
Igor Tsarkov

Sonjetka
Anna Lapkovskaja

Alter Zwangsarbeiter
Alexander Tsymbalyuk

Zwangsarbeiterin
Selene Zanetti


Weitere
Informationen

erhalten Sie unter

 
Bayerische Staatsoper München
(Homepage)



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