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Erinnerungen an die Zukunft
Von Joachim Lange
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Fotos ©Jean-Pierre Maurin Nach dem der Wechsel von Serge Dorny vom Chefposten der Oper Lyon nach Dresden bekanntlich nicht geklappt hat, macht er vorerst in Frankreich weiter. Mit seinem erfolgreichen Statiognehaus, an das er das einheimische, auch junge Publikum mit einem originellen Programm binden, ohne sich anzubiedern. Zur Personalreserve für die großen europäischen Häuser (wie Amsterdam oder München) gehört er jedenfalls wieder. Auf der Überfahrt
Für sein alljährliches thematisches Hingucker-Festival im März hat er sich diesmal etwas einfallen lassen, was von manchen Beobachtern gleich zu einem neuen Retro-Trend in der Opernregie erhoben wird. Dorny hat unter dem Motto Memoires drei zu ihrer Zeit als spektakulär geltende Inszenierungen rekonstruieren und neu einstudieren lassen. Ob Klaus Michael Grübers Krönung der Poppea, die 1999 das erste Mal in Aix-en-Provence über die Freiluftbühne des Théâtre de l’Archevêché ging, wirklich in diese Rubrik gehört, darüber kann man (erst recht jetzt nach der Wiederbegegnung) geteilter Meinung bleiben. Liebespaar im Rüstungswald
Mit den Hauptproduktionen im Opernhaus freilich verhält es sich anders. Das fängt schon mit den beiden so verschiedenen Theatergenies Ruth Berghaus (1927-1996) und Heiner Müller (1929-1995) an, die auch dann noch mit der DDR verbunden blieben, als sie mit den dort Herrschenden aneinander gerieten. Schon die Elektra-Inszenierung von Ruth Berghaus (Dresden 1986) passte als metaphorischer Raum wie maßgeschneidert in die dunkel nüchterne Arena in Lyon. Im Prinzip galt das auch für den instinktiven szenischen Geniestreich des immer verqueren Autors und Regisseurs Heiner Müller bei seinem Operndebüt, das 1993 gleich mit dem Tristan und gleich in Bayreuth über die Bühne ging. Und Furore machte. Tristan (fast) allein zu Haus
Was auch seine Richtigkeit hatte und auf Wolfgang Wagners Kappe ging. Auch hier ist es die Ästhetik der Reduktion, die besticht. Die neubayreuther Statuarik der Figuren, umrahmt Erich Wonder zunächst mit der ruhigen Farbenpracht, die von Marc Rothko inspiriert scheint. Dem fügt er ein metaphorisches Unterholz aus Harnischen und schließlich einen grauen Schotterboden a la Anselm Kiefer hinzu. Nicht zuletzt diese Affinität zur Kraft der bildenden Kunst macht die Szene zu einem in Lyon herangezoomten Bühnenzauberwürfel. Mit dem goldumfluteten Liebestod als Höhepunkt. Dass das in beiden Fällen auch zu einem frischen (retrofreien) musikalischen Ereignis von Rang wurde, ist in erster Linie Hartmut Haenchen zu verdanken. Und zwar nicht, weil der Dresdner mit dieser Elektra aus ihren Anfängen vertraut ist. Vergoldeter Liebestod
Sondern weil er in den letzten Jahrzehnten zu einer Strauss- und vor allem Wagner-Koryphäe wurde, die lange im Ausland mehr galt, als im eigenen Lande. Er schaffte es natürlich auch mitten in Frankreich mit dem heimischen französischen Orchester die Musik der beiden deutschen Richards lodern zu lassen, mit Präzision und Sängergenauigkeit zu bestechen und letztlich auch den Geist der Produktionen musikalisch gleichsam neu zu beschwören. Neben Ann Petersen (Isolde) und Daniel Kirch, der als eher belcantischer Tristan bis an seine Grenzen ging, war die Brangäne von Eve-Maud Hubeaux eine vokale Überraschung, Christof Fischesser ein eindrucksvoller Marke und Alejandro Marco-Buhrmester eine veritabler Kurwenal. FAZIT Solche Retro-Experimente, wie es Dorny gerade erfolgreich zelebriert, sind sicher nicht die Zukunft der Oper - aber sie erinnern an die Maßstäbe, an denen man messen kann. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Realisierung der Regie
Bühne
Rekreation
Kostüme
Licht
Rekreation
Solisten
Marke
Tristan
Isolde
Kurwenal
Melot
Brangäne
Junger Seemann, Hirte
Ein Steuermann
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