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Musiktheater
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Petruschka

Burlesque in vier Szenen
Musik von Igor Strawinsky

L'enfant et les sortilèges
(Das Kind und der Zauberspuk)

Lyrische Phantasie in zwei Teilen
Libretto von Sidonie-Gabrielle Colette
Musik von Maurice Ravel


in französischer Sprache mit mehrsprachigen Untertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h (eine Pause)

Koproduktion mit der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/ Duisburg
Premiere an der Komischen Oper Berlin am 28. Januar 2017


Homepage

Komische Oper Berlin
(Homepage)
In der Handtasche auf dem Kettenkarussell

Von Roberto Becker / Fotos von Iko Freese - drama-berlin.de

Manchmal ist es der Erfolg einer auffallenden oder ausgefallen Bühnen-Ästhetik, der den Premierenplan eines Hauses mitbestimmt. Das ist bei Barrie Kosky an der Komischen Oper in Berlin auch nicht anders. Wer liebt schon nicht die sichere Bank beim Publikum und für die Kasse. Es lag nahe, nach der Zauberflöte vor fünf Jahren, genau die britische Theatergruppe „1927“, die als Ausstatterteam in der Hauptsache für diesen Sensationserfolg sorgte und die Produktion obendrein zu einem Exportschlager machte, wieder ans Haus zu holen. Für deren spezifischen Zugriff ist sowohl Igor Strawinskys Petruschka ebenso geeignet wie Maurice Ravels L’Enfant et les Sortilèges (Das Kind und der Zauberspuk) aus dem Jahre 1925.

Vergrößerung Der Clown und die Akrobatin

Diese Vorlagen sind Geschichten für einen Opernbesuch mit der ganzen Familie. An der Komischen Oper sieht das nun auch bewusst so aus. Es ist ein zwar doppelter, aber gleichwohl eher kleiner, feiner Abend eigenen ästhetischen Rechts geworden, der vor allem auf die optischen Effekte setzt und von ihnen lebt. Dabei springt der Amüsierfunke durchaus auch hörbar auf manch einen im Publikum über. Dass es diesmal am Ende eine sehr freundliche, aber doch ohne das Feuer rückhaltloser Zauberflöten-Begeisterung auskommende Zustimmung zu dieser Produktion gab, mag daran liegen, dass die Menschen auf der Bühne allzu sehr aufs akrobatische Ornament oder eine kaum sichtbare vokale Zugabe reduziert waren.

Vergrößerung

Petruschkas Flucht mit der Rakete

Strawinskis Petruschka wurde 1911 zu einem Ballett-Juwel von Serge Diaghilevs Ballets Russe. In Berlin wird unter Leitung von Markus Poschner die Fassung von 1947 gespielt, die so kraftvoll, lebendig und bunt daherkommt wie die Bildergeschichte mit Akrobaten, die Suzanne Andrade und Esme Appleton zusammen mit den Animationen von Paul Barritt daraus machen. Im Schwarm fliegende Vögel, die bei der Landung zu menschlichen bzw. Fantasiefiguren werden; ein bunter Jahrmarkt, bei dem die Ausrufer ihre Sensationen in Sprechblasen mit kyrillischen Buchstaben füllen; und immer wieder der perfekte millimetergenau sitzende Wechsel zwischen der Zweidimensionalität der bewegten Projektionen und dem leibhaftig auftretenden Clown Petruschka (Tiago Alexandre Fonseca), der Aktobatin Ptitschka (Pauliina Räsänen) und Patap, dem Muskelmann (Slava Volkow) - das ist perfekt aufeinander abgestimmt, sitzt millimetergenau. Wunderbar wenn der Clown in der Handtasche einer Frau auf dem Kettenkarussell mit durch die Luft fliegt, oder dann gar mit der Laika 1 in den Weltraum startet. Eigentlich geht es um den unheimlich und finster dreinblickenden Gaukler, der seine drei Puppen mit Magie zum Leben erweckt, sie dann aber zu Schau stellt und quält. Bis zumindest Petruschka die Flucht versucht, die ihm erst als Geist gelingt. Auf diesem Jahrmarkt sind freilich Bewegung und Effekt alles; die Geschichte selbst aber fast nichts.


Vergrößerung In der Traumwelt fliegt man im Schwarm

Richtig didaktisch wird es dann mit Maurice Ravels L’Enfant et les Sortilèges (Das Kind und der Zauberspuk). Hier wird ein rebellierendes Problemkind von der überforderten (oder klugen?) Mutter letztlich für eine Weile mit seinem aus Bosheit angerichteten Chaos, aber auch mit sich und seinen Alpträumen allein gelassen. Der Witz der Geschichte liegt in der Rebellion der gequälten Tiere und zerstörten Gegenstände, die sich - lebendig geworden - zur Wehr setzten. Mit durchschlagendem pädagogischen Erfolg. Auch hier das gleiche Spiel aus bewegtem Comic-Kino und gelegentlich mitspielenden Sängern.

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Das Kind und die Riesenkatzen

Ganz großartig etwa, wenn die Sonne (auch vokal imponierend strahlend: Talya Lieberman vom Opernstudio des Hauses) ganz oben rechts im Bild als flammenumkränzte Sonne singt und das Kind ihre Strahlen mit einer Lupe bündelt, umleitet und damit ein Haus in Brand setzt. Das erinnert schon an die Königin der Nacht. Oder wenn das füllige Kind (imponierend gesungen von Nadja Machantaf) vor der Katze in den Mäusebau flieht und dann die verfolgende Katzenpfote es vor der ebenso bedrohlich großen Maus rettet. Die Sache geht gut. Mama ist eben doch die Beste. Für Opernanfänger ist das besten geeignet.


FAZIT

Die britische Theatergruppe „1927“ macht aus Strawinskiys Petruschka und Ravels L’Enfant et les Sortilèges vor allem einen Augenschmaus für die ganze Familie


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Markus Poschner

Inszenierung
Suzanne Andrade
Esme Appleton

Animation
Paul Barritt

Konzeption
„1927“
(Suzanne Andrade,
Esme Appleton,
Paul Barritt)

Bühne
1927, Pia Leong

Kostüme
1927, Katrin Kath

Licht
Diego Leetz

Chor
Andrew Crooks

Kinderchor
Dagmar Fiebach

Dramaturgie
Ulrich Lenz



Orchester der Komischen Oper Berlin

Kinderchor und Komparserie
der Komischen Oper Berlin

Vocalconsort Berlin

Orchester der Komischen Oper


Solisten

Das Kind
Nadja Mchantaf

Die Mutter, Die Tasse, Die Libelle
Ezgi Kutlu

Die Sonne, Die Prinzessin, Die Nachtigall
Talya Liebermann

Die Katze, Das Eichhörnchen
Maria Fiselier

Eine Schäferin, Die Fledermaus
Brigitte Geller

Der Lehnsessel, Die Eule
Mirka Wagner

Der Armsessel, Ein Baum
Carsten Sabrowski

Die Uhr, Der Kater
Denis Milo

Der kleine Greis, Die Teekanne, Der Frosch
Ivan Turšić

Ein Schäfer
Katarzyna Włodarczyk



Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Komischen Oper Berlin
(Homepage)



Da capo al Fine

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