Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum



Vec Makropulos
(Die Sache Makropulos)


Oper in drei Akten
Musik von Leoš Janáček
Text vom Komponisten nach der gleichnamigen Komödie von Karel Čapek


in tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (eine Pause)

Premiere an der Wiener Staatsoper am 14. Dezember 2015


Homepage

Wiener Staatsoper
(Homepage)

Der Alptraum von der ewigen Jugend

Von Roberto Becker / Fotos: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Es ist schon erstaunlich, dass es der große Tscheche Leoš Janáček ausgerechnet in Wien so schwer hat. Für Die Sache Makropulos war die aktuelle Premiere an der Staatsoper tatsächlich die erste Inszenierung an diesem Haus, das sich ja immer noch für Weltspitze hält. Dabei liegt die Uraufführung von Janáčeks vorletzter Oper in Brünn schon 89 Jahre zurück. Diese Abstinenz sieht fast schon wie ein verspäteter k.u.k.-Trotz nach dem Motto aus: wenn Ihr Böhmen und Mähren schon nicht mehr zu uns gehören wollt, dann spielt's euch euren Janá#269;ek doch selbst.

Szenenfoto kommt später

In der Anwaltskanzlei

Nun gibt es also die Geschichte von der Frau mit den Kürzeln E.M., die mit über 300 Jahren immer noch so aussieht, als hätte sie die ominösen 39 noch nicht erreicht; die sich in einen komplizierten Erbschaftsstreit vertieft, um an das Rezept für die ewige Jugend zu kommen, das einst ihr Vater für den Kaiser Rudolf II. entwickelt hatte und an ihr ausprobieren musste. Halbwegs erfolgreich, wie man in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts sieht, wo Karel #268;apek, auf dem Janá#269;ek basiert, seine Geschichte angesiedelt hat. Oder eben auch nicht, denn wenn man als Individuum (und sei es als erfolgreiche Sängerin) über 300 Jahre lebt, dann wird man als soziales Wesen einsam und stirbt viele Tode.

Szenenfoto kommt später

Der Blick von Emilias Garderobe in den Saal

In Wien wurde die überfällige Premiere - um es mit einem Kalauer zu sagen: in Stein gemeißelt auf die Bühne gebracht. Bei Regisseur Peter Stein wäre es eine Überraschung, wenn er da eine Ebene der Hinterfragen einziehen würde, die man nicht auf dem ganz kurzen Wege aus der Partitur und dem Librettotext herleiten könnte. Mit seinem ausgestellten Altersgroll auf den Opern-Betrieb bezeichnet sich Stein selbst in einem seiner reichlichen Vorfeldinterviews ohne Probleme als reaktionär. Jedenfalls ist er einer, der jede Deutungsambition für Teufelszeug hält. Seine jubelnden Anhänger (wohl aus Italien mit angereist) ficht das nicht an. Und doch ist es eine Leistung, so langweilig und vorhersehbar in den effektvoll üppigen Bühnenbildner von Ferdinand Wögerbauer zu arrangieren. Und das nicht mal präzise.

Szenenfoto kommt später

Emilia und ihr viel zu junger Verehrer

Eine üppige Anwaltskanzlei, eine Bühne mit Blick in den Zuschauerraum und die Art-Deco-Suite für den Star sehen zwar hübsch aus, reißen aber den Abend nicht. Das schafft auch die Emilia von Laura Aikin nicht wirklich - und da muss man nicht gleich mit der Makropulos-Legende Anja Silja kommen. Da reicht schon die Erinnerung an Angela Denoke in Salzburg vor vier Jahren. Zum Schluss freilich, wenn das Geheimnis enthüllt ist, lässt Peter Stein seine Heldin in Minutenbruchteilen den aufgeschobenen Alterungsprozess nachholen: Die Enttarnte wankt wie eine Mumie zur Rampe, um zusammen mit dem in den aufgedimmten Zuschauerraum marschierenden Chor, die Moral von der Geschichte zu verkünden. Da Peter Stein für die Selbstparodie der Humor fehlt - ein ziemlicher Kitschunfall.

Gesungen wird insgesamt eher auf gutem Niveau - das Wiener Opernorchester unter der Leitung von Jakub Hrůša setzt auf atmosphärisches Strömen, wobei man sich das durchaus noch raffinierter an den Sound der Sprache angeschmiegter vorstellen kann. Das Sängerensemble, das Laura Aikin anführte, war solide. Dabei ragten vor allem die prägnante Margarita Gritskova als Kristina und Markus Marquardt als Jaroslav Prus heraus. Heinz Zednik lieferte - sozusagen außer Konkurrenz - die anrührende Studie eines alt und schrullig gewordenen Hauk-Sendorf.


FAZIT

Der Jubel in Wien war einhellig. Sofern er Jan#aček betraf war dieses verspätete Votum auch voll und ganz nachvollziehbar. Das Problem dieser überfälligen Wiener Erstaufführung war die Regieverweigerung durch Peter Stein.


Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Jakub Hrůša

Inszenierung
Peter Stein

Bühne
Ferdinand Wögerbauer

Kostüme
Annamaria Heinreich

Licht
Joachim Barth



Orchester der Wiener Staatsoper


Solisten

Emilia Marty
Laura Aikin

Albert Gregor
Ludovit Ludha

Krista
Margarita Gritskova

Jaroslav Prus
Markus Marquardt

Janek Prus
Carlos Osuna

Dr. Kolenaty
Wolfgang Bankl

Hauk-Sendorf
Heinz Zednik

Vítek
Thomas Ebenstein

Maschinist
Marcus Pelz

Aufräumerin
Aura Twarowska

Kammermädchen
Ilseyar Khayrullova



Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Wiener Staatsoper
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2015 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -