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Was lange währt, klingt gutVon Roberto Becker / Fotos: Oper Leipzig / Tom SchulzeManches verklärt sich in der Erinnerung. Der Leipziger Ring von Joachim Herz gehört sicher dazu. Vierzig Jahre sind eine lange Zeit. Im Zuschauerraum gibt es sicher den einen oder anderen Augen- und Ohrenzeugen. Einschließlich der damalige Brünnhilde Sigrid Kehl. Einen Videomitschnitt von damals gibt es nicht. Doch dass dieser Leipziger Ring ein Meilenstein der Rezeptions-Geschichte ist (neben dem "Jahrhundertring" von Chereau, der kurz danach Bayreuth erschütterte, oder vielleicht auch dem aktuellen von Frank Castorf), das ist unstrittig. An die Großtat von damals knüpft der neue Ring - das kann man jetzt nach seiner Vollendung resümieren - definitiv nicht an. Siegfried und Brünnhilde auf ihrem "Felsen"-BalkonDie von Rosamund Gilmore dem Ringpersonal zur Seite gestellten Tänzer, die alles Mögliche verkörpern (Wotans Raben, Frickas Mägde, den Rhein oder irgendwelche Schatten), rufen zwar für Momente das getanzte Feuer von damals in Erinnerung. Auch beim Trauermarsch könnte man den Mann, der da im Hintergrund einen Toten über den Schultern entlang schleppt, zu einer Referenz an Herz hoch interpretieren. Man vergisst nie wieder, wie bei ihm der alte Wotan um seine ermordete letzte Hoffnung auf eine bessere Welt trauert. Solche Geniestreiche unterlaufen Gilmore nicht. Die wohl gewaltigste Opernstaatstrauer missglückt sogar regelrecht. Es wirkt albern, wenn Hagen Siegfried einfach erdolcht und der auf einen erlegten Hirsch plumpst, damit er von den dienstbaren Geistern bequem von der Bühne gezogen werden kann. Und dann räumen sie auch gleich noch die Klappstühle mit weg! Viele von Gilmores szenischen Lösungen kommen über diese Melange aus praktisch und kleinteilig nicht hinaus. Gunthers Mannen - eine Armee im Reservemodus Carl-Friedrich Oberles Einheitsbühnenbild hat freilich das Format, das zum großen Untergang gebraucht wird. Es ist so durchdacht, dass es für alle Schauplätze, die gebraucht werden, bequem langt. Fünf 14 Meter hohe Säulen imaginieren die Selbstüberhebung der Herrschenden, ein gewaltiges Panorama im Hintergrund mit Rhein- bzw. Meerblick mag durchaus für den Machtanspruch stehen. Und das Felsen-Liebesnest für Siegfried und Brünnhilde ist hier ein geräumiger Balkon. Dank Licht und Nebel wirken weder die hochpräzise singenden, elegant mystischen Nornen noch die auch in der Malaise immer noch schick und sexy daherkommenden Rheintöchter deplatziert. Vor allem mit Brünnhilde, aber auch mit Siegfried meint es Nicola Reichert (Kostüme) nicht so gut. Und was die Gibichungen betrifft, so haben diese Sektflöten-Krieger mit ihren beigen Ausgehuniformen, mit Gamaschen und gezückten Pistolen in den behandschuhten Händen, nun wirklich nichts Furchterregendes an sich. Ihr auf den Punkt zielender Gesang aber schon! Ein Konzertflügel als ScheiterhaufenDas Martialische bleibt ohnehin der Musik überlassen. Samt der eigens angefertigten Stierhörner, mit denen Hagen seine Leute zusammentrommelt und mit denen man nur zu zweit Töne erzeugen kann, die aber jedem Tanker den Weg durch den dichtesten Nebel bahnen würden. Unterm Strich ist es Ulf Schirmes Ring, denn der Chef des Hauses am Pult des Gewandhausorchesters liefert ein grandioses Ring-Finale. Das ist sinnlich und suggestiv der musikalischen Erzählung auf der Spur, groß gedacht, und manchmal ohne falsche Zurückhaltung aufgedreht. Dabei durchaus auf Überwältigung aus, aber doch so reflektiert, dass einem das (Mit-)Hören und (na ja auch) -Sehen nie vergeht. Wunderbare Streicher, die Bläser mit vollem Einsatz inklusive Mut zum Risiko, wie das live halt so ist. Der Untergang Dass sich Ulf Schirmer als Intendant nicht vom Jubiläumskalender vor sich hertreiben ließ, sondern mit langem Atem als musikalischer Leiter diesen Ring und sein Ensemble ganz nach seinen Vorstellungen und der aktuellen Leistungsfähigkeit seines Hauses geschmiedet hat, zahlt sich jetzt aus. Das Ensemble wird von Thomas Mohr (als strahlendem Siegfried) und Christiane Libor (als kraftvolle Brünnhilde) angeführt und überzeugt in jeder weiteren Position. Ob nun Tuomas Pursio (Gunther) und Marika Schönberg (Gutrune) oder Rúni Brattaberg (Hagen) und Kathrin Göring (Waltraute) und alle anderen - musikalisch und vokal herrschen Freude! Am Ende der große Untergang. Tabula rasa ohne Götter und Menschen.
Mit einer musikalisch fulminanten Götterdämmerung, ist der Nibelungen-Ring in Leipzig geschlossen worden. Szenisch hat Rosamund Gilmore zwar keinen großen Wurf gelandet, aber die Geschichte klar erzählt. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Chor
Licht
Dramaturgie
Chor der Oper Leipzig
Brünnhilde
Siegfried
Gutrune
Gunther
Hagen
Alberich
Waltraude
1. Norn
2. Norn
3. Norn
Woglinde
Wellgunde
Floßhilde
Tänzerinnen und Tänzer
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