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Musiktheater
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Götterdämmerung

Dritter Tag zum Bühnenfestspiel Der Ring des Nibelungen
Text und Musik von Richard Wagner

in deutscher Sprache mit Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 5h (zwei Pausen)

Premiere am 30. April 2016 im Opernhaus Leipzig


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Oper Leipzig
(Homepage)

Was lange währt, klingt gut

Von Roberto Becker / Fotos: Oper Leipzig / Tom Schulze

Manches verklärt sich in der Erinnerung. Der Leipziger Ring von Joachim Herz gehört sicher dazu. Vierzig Jahre sind eine lange Zeit. Im Zuschauerraum gibt es sicher den einen oder anderen Augen- und Ohrenzeugen. Einschließlich der damalige Brünnhilde Sigrid Kehl. Einen Videomitschnitt von damals gibt es nicht. Doch dass dieser Leipziger Ring ein Meilenstein der Rezeptions-Geschichte ist (neben dem "Jahrhundertring" von Chereau, der kurz danach Bayreuth erschütterte, oder vielleicht auch dem aktuellen von Frank Castorf), das ist unstrittig. An die Großtat von damals knüpft der neue Ring - das kann man jetzt nach seiner Vollendung resümieren - definitiv nicht an.

Szenenfoto Siegfried und Brünnhilde auf ihrem "Felsen"-Balkon

Die von Rosamund Gilmore dem Ringpersonal zur Seite gestellten Tänzer, die alles Mögliche verkörpern (Wotans Raben, Frickas Mägde, den Rhein oder irgendwelche Schatten), rufen zwar für Momente das getanzte Feuer von damals in Erinnerung. Auch beim Trauermarsch könnte man den Mann, der da im Hintergrund einen Toten über den Schultern entlang schleppt, zu einer Referenz an Herz hoch interpretieren. Man vergisst nie wieder, wie bei ihm der alte Wotan um seine ermordete letzte Hoffnung auf eine bessere Welt trauert. Solche Geniestreiche unterlaufen Gilmore nicht. Die wohl gewaltigste Opernstaatstrauer missglückt sogar regelrecht. Es wirkt albern, wenn Hagen Siegfried einfach erdolcht und der auf einen erlegten Hirsch plumpst, damit er von den dienstbaren Geistern bequem von der Bühne gezogen werden kann. Und dann räumen sie auch gleich noch die Klappstühle mit weg! Viele von Gilmores szenischen Lösungen kommen über diese Melange aus praktisch und kleinteilig nicht hinaus.

Szenenfoto

Gunthers Mannen - eine Armee im Reservemodus

Carl-Friedrich Oberles Einheitsbühnenbild hat freilich das Format, das zum großen Untergang gebraucht wird. Es ist so durchdacht, dass es für alle Schauplätze, die gebraucht werden, bequem langt. Fünf 14 Meter hohe Säulen imaginieren die Selbstüberhebung der Herrschenden, ein gewaltiges Panorama im Hintergrund mit Rhein- bzw. Meerblick mag durchaus für den Machtanspruch stehen. Und das Felsen-Liebesnest für Siegfried und Brünnhilde ist hier ein geräumiger Balkon. Dank Licht und Nebel wirken weder die hochpräzise singenden, elegant mystischen Nornen noch die auch in der Malaise immer noch schick und sexy daherkommenden Rheintöchter deplatziert. Vor allem mit Brünnhilde, aber auch mit Siegfried meint es Nicola Reichert (Kostüme) nicht so gut. Und was die Gibichungen betrifft, so haben diese Sektflöten-Krieger mit ihren beigen Ausgehuniformen, mit Gamaschen und gezückten Pistolen in den behandschuhten Händen, nun wirklich nichts Furchterregendes an sich. Ihr auf den Punkt zielender Gesang aber schon!

Szenenfoto Ein Konzertflügel als Scheiterhaufen

Das Martialische bleibt ohnehin der Musik überlassen. Samt der eigens angefertigten Stierhörner, mit denen Hagen seine Leute zusammentrommelt und mit denen man nur zu zweit Töne erzeugen kann, die aber jedem Tanker den Weg durch den dichtesten Nebel bahnen würden. Unterm Strich ist es Ulf Schirmes Ring, denn der Chef des Hauses am Pult des Gewandhausorchesters liefert ein grandioses Ring-Finale. Das ist sinnlich und suggestiv der musikalischen Erzählung auf der Spur, groß gedacht, und manchmal ohne falsche Zurückhaltung aufgedreht. Dabei durchaus auf Überwältigung aus, aber doch so reflektiert, dass einem das (Mit-)Hören und (na ja auch) -Sehen nie vergeht. Wunderbare Streicher, die Bläser mit vollem Einsatz inklusive Mut zum Risiko, wie das live halt so ist.

Szenenfoto

Der Untergang

Dass sich Ulf Schirmer als Intendant nicht vom Jubiläumskalender vor sich hertreiben ließ, sondern mit langem Atem als musikalischer Leiter diesen Ring und sein Ensemble ganz nach seinen Vorstellungen und der aktuellen Leistungsfähigkeit seines Hauses geschmiedet hat, zahlt sich jetzt aus. Das Ensemble wird von Thomas Mohr (als strahlendem Siegfried) und Christiane Libor (als kraftvolle Brünnhilde) angeführt und überzeugt in jeder weiteren Position. Ob nun Tuomas Pursio (Gunther) und Marika Schönberg (Gutrune) oder Rúni Brattaberg (Hagen) und Kathrin Göring (Waltraute) und alle anderen - musikalisch und vokal herrschen Freude! Am Ende der große Untergang. Tabula rasa ohne Götter und Menschen.


FAZIT

Mit einer musikalisch fulminanten Götterdämmerung, ist der Nibelungen-Ring in Leipzig geschlossen worden. Szenisch hat Rosamund Gilmore zwar keinen großen Wurf gelandet, aber die Geschichte klar erzählt.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Ulf Schirmer

Inszenierung
Rosamund Gilmore

Bühne
Carl Friedrich Oberle

Kostüme
Nicola Reichert

Chor
Alessandro Zuppardo

Licht
Michael Röger

Dramaturgie
Christian Geltinger

Chor der Oper Leipzig

Gewandhausorchester Leipzig

Solisten

Brünnhilde
Christiane Libor

Siegfried
Thomas Mohr

Gutrune
Marika Schönberg

Gunther
Toumas Pursio

Hagen
Rúni Brattaberg

Alberich
Jürgen Linn

Waltraude
Kathrin Göring

1. Norn
Karin Lovelius

2. Norn
Katrin Göring

3. Norn
Olena Tokar

Woglinde
Magdalena Hinterdobler

Wellgunde
Sandra Maxheimer

Floßhilde
Sandra Janke

Tänzerinnen und Tänzer
Unita Gay Galiluyo
Elodie Lavoignat
Sandra Lommerzheim
Juliette Rahon
Alicia Varela Carballo
Sidnei Brandão
Ole Driever
Ziv Frenkel
Mathis Kleinschnittger
Jochen Vogel


Der Leipziger Ring:
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