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Das Herz schlägt Blau
Weiß Von Thomas Molke / Fotos von Pedro Malinowski
Bonita Niessen bei der Eröffnungsnummer Heribert Feckler hat gemeinsam mit Dieter Falk auf ein Libretto von Ulf Schmidt unter dem Titel Kennst du den Mythos...? die Vereinsgeschichte des FC Schalke 04 aus 111 Jahren in Musik und Szene gesetzt. Jan Peter hat dazu Filmmaterial zusammengestellt, das in großen Videoprojektionen auf der Bühne gezeigt wird. In einem Video führt Anna Thalbach auf unterhaltsame Art durch die Zeit, wobei sie optisch jeweils dem Zeitgeist angepasst ist. Die Neue Philharmonie Westfalen ist auf der Bühne positioniert und wird von Feckler selbst geleitet. Hinter dem Orchester sind der Opern- und Extrachor positioniert, wobei die Bestuhlung Stadion-Atmosphäre einfängt. Ein Steg führt durch das Orchester zu einem runden Podest, das mit dem Orchestergraben herabgelassen werden kann. Die Solisten treten in der Regel vor dem Orchester auf und werden durch Mikrofone verstärkt. Die Aussteuerung ist hierbei allerdings noch ein bisschen ausbaufähig, da zumindest im ersten Rang die Solisten teilweise vom Orchester übertönt werden. Vor allem der Ton bei den Videos mit Anna Thalbach ist stellenweise zu leise eingestellt, so dass man Thalbach nicht immer gut verstehen kann, was gerade für die Zuschauer, die sich noch nicht intensiv mit der Vereinsgeschichte auseinander gesetzt haben, bedauerlich ist. Schalker Geschichtsstunde mit den Herren des Opernchors Direkt zu Beginn wird die Stimmung kräftig aufgeheizt, wenn von den Seitenrängen riesige Fahnen von Schalke 04 wehen und Bonita Niessen im obligatorischen blauen Kleid wie eine Statue aus dem Orchestergraben emporgefahren wird und verkündet, dass die Geschichte des FC Schalke 04 einem Mythos gleicht. Und da dürften bei den zahlreichen Fans in der folgenden Revue einige Erinnerungen wach gerüttelt werden. So geht es um die legendären Ballmann-Brüder, die Anfang der 20er Jahr das englische Kurzpass-Spiel nach Gelsenkirchen gebracht haben und damit den Grundstein für den sogenannten "Schalker Kreisel" gelegt haben. Eine Hymne wird angestimmt auf große Ausnahmetalente wie Fritz Szepan und Ernst Kuzorra, die den Verein in die Erstklassigkeit geführt haben, und natürlich darf in diesem Zusammenhang auch Reinhard "Stan" Libuda nicht fehlen. Feckler und Falk haben diese Erinnerungen mit Melodien unterlegt, die nah am Geist der Unterhaltungsmusik der jeweiligen Zeit sind. So lässt die Musik zu den Ballmann-Brüdern die Leichtigkeit der 20er Jahre wieder auferstehen, während mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten durchaus düstere Jahre aufziehen, auch wenn der Verein zwischen 1934 und 1942 insgesamt sechs seiner sieben Meistertitel erlangt. Mit dem Beginn der Bundesliga wird das Publikum dann in die "Halbzeit"-Pause geschickt. Anna Thalbach führt als Erzählerin in einer Videoprojektion durch die Schalker Vereinsgeschichte (vorne: Heribert Feckler am Pult der Neuen Philharmonie Westfalen). Nach der Pause werden die Erinnerungen emotionaler, was allerdings vielleicht auch daran liegt, dass sie beim Publikum durch eigenes Erleben noch präsenter sind. Ein musikalischer Höhepunkt ist ein Rap von Giuseppe Todaro, der die bewegenden Jahre des ständigen Auf- und Abstiegs in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts beschreibt. Hier trifft Todaro genau den Nerv des Publikums. Mythologisch wird es im Vorfeld auch mit Ikarus, wenn der Höhenflug des Vereins mit dem griechischen Jüngling verglichen wird, der bei seinem Flug der Sonne zu nahe gekommen ist. Doch im Gegensatz zu Ikarus hat sich der Verein aus jeder noch so misslichen Lage wieder aufrappeln können. Erinnert wird dann in einer packenden Szene an den Elfmeter-Krimi in Mailand 1997, als Schalke 04 just in dem Jahr den UEFA-Pokal gewann, als bundesweit der stufenweise Ausstieg aus der Kohleförderung beschlossen wurde, was für zahlreiche Gelsenkirchener Bergleute Arbeitslosigkeit bedeutete. Hier geht der Abend auch dann den Zuschauern unter die Haut, die sich ansonsten nicht so sehr für Fußball interessieren. Doch auch das Trauma der Vereinsgeschichte im Jahr 2001, als Schalke für vier Minuten deutscher Meister war und dann doch noch die Meisterschaft verloren hat, wird an diesem Abend bewegend aufgearbeitet. Wenn dann am Ende die Schalker Hymne angestimmt wird und im Publikum einige Zuschauer mitsingen, lässt sich erahnen, was den wahren Fußballfan im Stadion begeistert. Rapper Giuseppe Todaro mit den Tänzerinnen
Vielleicht fehlt allerdings auch
gerade diese Fußball-Atmosphäre, um den Abend wirklich in vollem Umfang genießen
zu können. Die Solisten des Hauses und die für diese Produktion engagierten
Gäste geben mit dem Opern- und Extrachor wirklich alles, um fußballerische
Leidenschaft zu wecken. Doch leider ist man darauf angewiesen, dass das Publikum
diesen Ball auch aufnimmt. Dies geschah allerdings vor allem bis zur Pause an
diesem Abend nur bedingt. Wenn auf der Bühne nach dem Grauen des Dritten Reiches
Respekt vor andersdenkenden Menschen gefordert wird und zahlreiche Fans dafür werben, für
Zivilcourage aufzustehen, ist es schon schade, dass ein Teil des Publikums
sitzen bleibt, wenn das Lied "Steh auf, wenn du Schalker bist" ertönt. Hier
könnte man, selbst wenn man eine andere Mannschaft favorisiert, über seinen
Schatten springen und sich für den guten Zweck erheben. Andererseits ist es
jedoch erstaunlich, dass an diesem Abend überhaupt Fußball-Fans den Weg ins
Opernhaus gefunden haben, wo doch zeitgleich im Fernsehen das Europa-Pokal Spiel
gegen Nikosia stattfand. Dass Schalker Fans an einem solchen Abend ins Theater
gehen und nicht mit ihrem Verein am Bildschirm fiebern, zeigt, dass dieser
Abend das Fußballherz in Gelsenkirchen erreicht hat. So gibt es am Ende großen
Applaus für alle Beteiligten, und die von Michael Schulz angekündigten "zwei
Halbzeiten" sind dann mit Blick auf die Länge des Abends dann auf jeden
Fall in die
Verlängerung gegangen.
FAZIT Dieser Abend öffnet einerseits die
Pforten für ein ganz neues Publikum und lässt das alte Publikum vielleicht
erkennen, welche magische Kraft in dem Phänomen "Fußball" steckt.
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ProduktionsteamMusikalische Leitung Filmregie Projektleitung Bühne Kostüme Choreographie Chor Licht Dramaturgie
Opern- und Extrachor des MiR Junger Chor Beckhausen Neue Philharmonie Westfalen Trommlergarde des FC Schalke 04
SolistenErzählerin Solisten Rapper Tänzerinnen Statisterie Statist Live-Kamera Band
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