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Der fliegende Holländer

Romantische Oper in drei Aufzügen
Text und Musik von Richard Wagner
Fassung der Uraufführung von 1843


In deutscher Sprache mit Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 15' (keine Pause)

Premiere am 29. November 2015 in der Oper Frankfurt

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Oper Frankfurt
(Homepage)
Unter'm zerfetzen Segel

Von Roberto Becker / Fotos von Monika Rittershaus

Nach den Königskindern von Humperdinck war man in Frankfurt auf seinen Fliegenden Holländer gespannt. Regisseur David Bösch hatte angekündigt, dass er vor allem die Kontraste, die in dem Stück stecken herausarbeiten, aber auch Komik und schwarze Romantik zu ihrem Recht kommen lassen wolle. Auf ihre Weise lösen Patrick Bannwart (Bühne), Meentje Nielsen (Kostüme) und Olaf Winter (Licht) diese Ankündigung auch ein. In einer nüchtern düsteren Dunkelheit auf See unter zerfetzten (Plaste-)Segeln und herunterbaumelnden Tauen. Und in der heruntergekommenen Brautkleid-Näherei von Frau Marie, wo man weder den Nähmaschinen noch den Elektrokabeln über den Weg traut. Irgendwie müssen sich Daland, aber auch der Holländer und seine zünftige Biker-Gang Richtung dritte Welt versegelt haben.

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"Steuermann, her zu uns": Der Steuermann und die Frauen

Aber es geht ja eh vor allem um die Sehnsucht von Senta, aus ihrer Welt auszusteigen. Und da ist es im Grunde ganz gleich, wo die geographisch verortet ist. Geistig, emotional ist sie wohl immer so deprimierend wie sie hier erscheint. Vor der Premiere hatte die Sopranistin Erika Sunnegårdh zu Protokoll gegeben, dass sie Senta schlichtweg für "krank" halte, wenn sie von dem sagenhaften Mann schwärmt. Für Bösch dagegen ist das nicht krank, sondern eher "eine tiefliegende Todessehnsucht oder eine Sehnsucht nach einer anderen Welt". Dass Erika Sunnegårdh offensichtlich ihre Auffassung in die Rollengestaltung eingebracht hat, gehört zu den starken Seiten der Inszenierung. Mit der geht Bösch diesmal nicht über die Geschichte hinaus, sondern bewegt sich ziemlich strikt in ihren Koordinaten. Und so ist es die ausgefeilte Personenführung im Detail, die neben den großen Bildern ihre Wirkung entfaltet und einen packt. Weniger der Ehrgeiz, jede Holländergewissheit aus den Angeln zu heben. Da hätte es ruhig etwas mehr sein dürfen.

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Mit den zerfetzten Segeln, dem auf die XXL-Motorschraube reduzierten Holländerschiff und seiner motorisierten Mannschaft, mit Frau Maries Werkstattruine unterm Kabelgewirr siehst das alles zwar irgendwie modern aus, ist aber doch nur Behauptung. Denn es bleibt beim geldgeilen Kaufmann Daland, beim rätselhaft düsteren Holländer im langen dunklen Mantel, einer Senta mit der fixen Idee von Erlösung im Jenseits, dem so redlichen wie in Sachen Senta machtlosen Erik und der großen Katastrophe wenn das alles zusammentrifft. Sogar der finale Knall, den das reichlich verschüttete Als-ob-Benzin eigentlich auslösen müsste, um Senta und den Holländer in ihr ersehntes Jenseits zu katapultieren, bleibt nur angedeutet.

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Der Holländer und seine Gang

Musikalisch bietet die Frankfurter Oper einiges auf. Es ist schon faszinierend, wie Erika Sunnegårdh, ihr Senta-"Problem" körperlich ausspielt und dabei vokal an ihre Grenzen geht. Ob es großen Effekt macht, dass die Sopranistin die Senta-Arie in der originalen, höheren a-Moll-Version singt und nicht in der von Wagner für seine Uraufführungs-Senta Wilhelmine Schröder-Devrient, kurzfristig eingerichteten tieferen g-Moll-Fassung (wie im Programmheft vermerkt), mögen die Spezialisten für den letzten Ton beurteilen. Beim ersten Hören fällt da kein Unterschied zum Gewohnten ins Ohr. Wolfgang Koch, der Bayreuther Wotan der letzten drei Jahre, ist natürlich auch ein Holländer mit Format. Weniger, weil seine Stimme sozusagen von selbst ein diabolisches Timbre beisteuert - eher schon, weil er klug gestaltet und für einen furiosen Schlusseindruck genügend Kraft in Reserve behält. Solide sind der sympathische, aber etwas enge Steuermann Michael Porter und der Daland von Andreas Bauer.

Herausragend, wenngleich von der Regie etwas vernachlässigt die Mary von Tanja Ariane Baumgartner. Den nachhaltigsten Eindruck hinterließ Daniel Behle mit seinem mustergültigen Erik. Der Chor stemmte sich auf dem in Frankfurt üblichen Niveau gegen den entfesselten Sturm aus dem Graben. Und so war das Premierenpublikum am Ende hochzufrieden.


FAZIT

Insgesamt ist der neue Frankfurter Holländer vor allem musikalisch gelungen. Szenisch gibt er sich moderner, als er in Wirklichkeit ist. .


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Bertrand de Billy

Regie
David Bösch

Bühne
Patrick Bannwart

Kostüme
Meentje Nielsen

Licht
Olaf Winter

Einstudierung Chor
Tilman Michael

Dramaturgie
Zsolt Horpácsy



Chor und Extrachor
der Oper Frankfurt

Frankfurter Opern-
und Museumsorchester


Solisten

Der Holländer
Wolfgang Koch

Senta
Erika Sunnegårdh

Erik
Daniel Behle

Daland
Andreas Bauer

Mary
Tanja Ariane Baumgartner

Steuermann
Michael Porter



Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Oper Frankfurt
(Homepage)







Da capo al Fine

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