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Lohengrin

Romantische Oper in drei Aufzügen
Text und Musik von Richard Wagner


In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln


Aufführungsdauer: ca. 4h 40' (zwei Pausen)


Premiere am 20.Oktober 2015 im Theater Bern

 



Theater Bern
(Homepage)

Mit Schirm, Charme und Melone

Von Joachim Lange / Fotos von Annette Boutellier

Als Stephan Märki vor 15 Jahren als Intendant ans Deutsche Nationaltheater nach Weimar kam, musste er als frisch bestallter Chef des Hauses für einen vorher eingetüteten Lohengrin (in der Regie von Hans Peter Lehmann) gerade stehen, für den er gar nichts konnte. Wie die Werke Richard Wagners heutig und spannend auf die Bühne gebracht werden können, bewies Weimar dann mit einem Nibelungen-Ring in der Regie von Michael Schulz. Dieser Ring war der größte künstlerische Erfolg seiner 13 Weimarer Jahre. Ein noch größerer Erfolg des Intendanten war der Fortbestand seines Hauses und der Verhinderung der von der Landesregierung angestrebten Fusion mit Erfurt. In jüngster Zeit wurde die Selbstständigkeit Weimars zur Abwechslung mal von der linken Regierung in Frage gestellt.

Vergrößerung in neuem Fenster Elsa lauscht vom Fenster aus der Anklage (träumt sie?)

Das passiert in Bern nicht. Auch wenn die Häuser in Basel doppelt und in Zürich viermal so gut ausgestattet sind wie das Mehrspartenhaus in der Schweizer Bundeshauptstadt. Doch was Mario Venzago und das Berner Symphonieorchester (das Märki erst in den letzten Jahren wirklich mit der Oper verzahnt hat) und die handverlesenen Protagonisten mit der ersten Regiearbeit des Intendanten Märki an seinem jetzigen Haus abliefern, das kann sich wirklich hören und sehen lassen. Vom tadellosen Daniel Frank als strahlendem Schwanenritter Lohengrin und seiner eher leidenschaftlichen als träumerischen Elsa Mary Mills über das fulminante Gegenspielerpaar der Claude Eichenberger (Ortrud) nebst kraftstrotzendem Jordan Shanahan (als Ehemann Friedrich Telramund) bis hin zum wahrhaft königlich auftrumpfenden Pavel Shmulevich und Kai Wegner als seinem Heerrufer bot Bern Eindrucksvolles.

Vergrößerung in neuem Fenster

Die Ankunft des Schwanenritters (oben sieht Gottfried zu).

Als Regisseur erzählt Märki die Geschichte vom Intermezzo des als Helfer entsandten Gralsritters in Elsas Leben als einen surrealen Traum. Wobei die Brabanter und die Begleiter des Königs gerade einem Bild des Malers René Magritte entstiegen zu sein scheinen. Alle mit Melone auf dem Kopf, einem Schirm und oft mit einem grünen Apfel in der Hand. Elsa ist die zu Unrecht beschuldigte traumatisierte junge Frau, die sich den erlösenden Ritter herbei träumt, der sie aus aller Not befreit und eine Liebe ohne Reu verspricht. Doch der Traum wird zum Alptraum. Was durch die Verlegung der ersten Pause nach Telramunds "So zieht das Unheil in dies Haus!" verstärkt wird. Olga Ventosa Quintana hat ein schlichtes Bühnenhaus (auch a la Magritte) gebaut. Es ist anfangs der Rückzugsort für die am Fenster träumende Elsa. Sie verlässt es erst, als sie wegen angeblichen Brudermordes verklagt wird.

Vergrößerung in neuem Fenster Mit Lohengin bald allein? - Das kann nicht gutgehen.

Genau dieser verschwundene kleine Bruder kündigt den herbeigewünschten Traum-Ritter hoch auf dem Haus an. Dann klappt dieses Haus für Lohengrins effektvollen Auftritt langsam auf. Danach überblenden sich auf der Bühne das große Hochzeitsbett und ein projiziertes Kirchengewölbe, zu einem imaginären Raum, ganz so wie in Elsas Leben. Oder ihrem inneren Gefängnis. In dem sich die Melonen-Menschen wie ferngesteuert bewegen. Oder von der immer mit ihren magischen Kräften spielenden Ortrud bewegt oder irritiert werden. Die gibt hier von Beginn an die wilde Seherin.

Dass der Lohengrin für den Dirigenten Mario Venzago ein Herzenswunsch war, merkt man der Leidenschaft an, mit der er das Berner Symphonieorchester, einschließlich der in den dritten Rang verlagerten Königstrompeten, vom Silberglanz des Vorspiels bis zum letzten Seufzer Elsas führt. Das stumme Schlussduell, das sich Gottfried und Ortrud liefern, entscheidet der künftige "Schützer von Brabant" für sich. Der Jubel am Ende trifft verdientermaßen alle Beteiligten.


FAZIT

Stefan Märki lässt Wagners Schwanenritter in Bern musikalisch und szenisch ganz stark in einer surrealen Traumwelt an Land gehen.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Mario Venzago

Inszenierung
Stephan Märki

Choreographie und szenische Mitarbeit
Chris Comtesse

Bühne
Olga Ventosa Quintana

Kostüme
Elina Schneller

Video
Martin Eidenberger

Chor
Zsolt Czetner

Dramaturgie
Katja Bury


Statisterie Chor und Extrachor
des Theater Bern

Berner Symphonieorchester


Solisten

Elsa
Mary Mills

Lohengrin
Daniel Frank

Heinrich der Vogler, ein deutscher König
Pavel Shmulevich

Ortrud
Claude Eichenberger

Friedrich von Telramund
Jordan Shanahan

Heerrufer
Kai Wegner

1. Edelknabe
Yun - Jeong Lee

2. Edelknabe
Jana Larissa Knobloch /
Franka Friebel

3. Edelknabe
Michaela Polkehn

4. Edelknabe
Adriána Kiss /
Ulrike Schneider

1. Brabantischer Edler
Andries Cloete

2. Brabantischer Edler
Mariusz Chrzanowksi /
Carlos Nogueira

3. Brabantischer Edler
Wolfgang Resch

4. Brabantischer Edler
David Park /
Rolf Scheide



Weitere
Informationen

erhalten Sie vom
Theater Bern
(Homepage)


Stephan Märki im Interview



Da capo al Fine

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