Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur OMM-Homepage Zur Musiktheater-Startseite E-mail Impressum



Carmen

Opéra comique in vier Akten
Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach einer Novelle von Prosper Merimée
Musik von Georges Bizet

in französischer Sprache mit deutschen Seitentiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 45' (eine Pause)

Premiere im Theater am Domhof am 2. Mai 2015

 

Logo: Theater Osnabrück

Theater Osnabrück
(Homepage)

Oper in ihren menschlichen Aspekten          

Von Ursula Decker-Bönniger / Fotos von Jörg Landsberg

Nicht immer ist die Aufmerksamkeit des Premierenpublikums so groß, dass man einen Stecknadelkopf fallen hören könnte. Bei dieser einfühlsamen Carmen-Inszenierung im Theater Osnabrück war das der Fall. Vielleicht, weil an diesem Abend Oper als stimmiges, Musik, Gesang, Schauspiel, Bühne, Kostüme und Licht einbeziehendes  Gesamtkunstwerk zu erleben war. Vielleicht, weil Regisseurin Adriana Altaras zwar Elemente des Mythos Carmen aufgreift, aber die Inszenierung nicht mit künstlichen Interpretationsrätseln belastet. Vielleicht weil das Milieu lebendig wie aus dem Leben gegriffen scheint, einem die Protagonisten nahe gebracht werden, sodass Liebe und Eifersucht, Schuldzuweisungen und Verletzbarkeit, Stolz und Ehre wie in einer Soap-Opera miterlebt werden kann.

Bild zum Vergrößern

Mittagspause in der Zigarettenfabrik

Femme fatale oder spanische Bohemienne? Noch bevor die ersten Töne erklingen, leuchtet der Mythos Carmen farbenprächtig auf dem Eisernen Vorhang, um gleich zu den Klängen der Ouvertüre spielerisch und lebensnah mit den sozialen Verhältnissen, mit möglichen Szenen aus dem kindlichen Alltag konfrontiert zu werden. Carmen ist anders. Sie trägt Hosen und liest „El Pais“. Sie fordert Männerfantasien heraus, während die anderen Fabrikarbeiterinnen die Pause nutzen, um sich schön zu machen. Carmen ist nicht frei. Als Zuhälter, Strippenzieher und Boss des Handels mit Prostitution, Drogen, Schmuggel und Hehlerei bringt Altaras schon im ersten Akt Lillas Pastia ins Spiel, dessen Aufstieg vom Besitzer eines kleinen, beengten Wohnwagens im zweiten Akt zum Besitzer eines protzigen, amerikanischen Cabriolets im Bühnenbild verdeutlicht wird. Anschaulich führen Kostüme, Bühnenbild und die Personenregie Altaras das Milieu vor Augen, aber auch die Welt und Bedürfnisse der stationierten Soldaten, des pflichtbewussten Don José, der blind vor Liebe und Eifersucht seinen Gefühlen verfallen ist. Micaëla, die mal als realer Besuch aus der Heimat, mal als Traumfigur wird bruchlos in das Geschehen eingefügt.

Bild zum Vergrößern

Don José (Michael Wade Lee) und Carmen (Almerija Delic) vor Lilas Pastia

Dazu die kontrastreichen musikalischen Nummern und Klangwelten Bizets, die das Osnabrücker Sinfonieorchester unter der umsichtigen Leitung Daniel Inbals anschaulich und differenziert, plastisch und wie aus einem Guss gestaltet vor Augen führt. Mal wird das Szenenende leicht abschattiert, um den musikalischen Kontrast zu mildern, mal reicht ein Geräusch, um die Aufmerksamkeit neu zu lenken, mal wird ein kurzer Dialog eingefügt, um den Szenenwechsel zu verdeutlichen. Der Opern- und Kinderchor sowie das Solistenensemble des Theater Osnabrück schauspielern und singen Carmen in französischer Sprache zwar nicht akzentfrei, aber sprechend und lebensnah, als würden sie im Alltag nicht nur französisch sprechen, sondern singen! Eine außergewöhnliche Leistung. Almerija Delic ist eine kraftvoll aufbrausende Carmen. Lina Liu weiß mit ihrer klangschönen Stimme und einer mit Schleifern und kleinen Verzierungen wohlgestalteten melodischen Linie nicht nur Don José zu verzaubern. Ebenso anschaulich gestaltet Tenor Michael Wade Lee die Rolle des Don Josés farbenreich, mal mit hellem, mal mit kraftvoll brustigem Timbre. Besonders anrührend gelingt das Duett mit Micaëla im ersten Akt und die Blumenarie im zweiten Akt.

FAZIT

Ein Opernabend für die ganze Familie. Regisseurin Adriana Altaras wird mit dieser lebensnahen Inszenierung auch Film- und Soap-Opera-Fans für die Oper begeistern.



Ihre Meinung ?
Schreiben Sie uns einen Leserbrief

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Daniel Inbal

Inszenierung
Adriana Altaras

Bühne und Kostüme
Etienne Pluss

Choreinstudierung
Markus Lafleur

Dramaturgie
Ulrike Schumann

 

Opern-, Extra- und Kinderchor
des Theater Osnabrück

Osnabrücker Sinfonieorchester


Solisten

Don José
Michael Wade Lee

Escamillo
Sungkon Kim

Dancaïro
Mark Hamman

Remendado
Daniel Wagner

Moralès
Jan Friedrich Eggers

Zuninga
José Gallisa

Lillas Pastia
Alexandre Pierre

Carmen
Almerija Delic

Micaëla
Lina Liu

Frasquita
Erika Simons

Mercédès
Eva Schneidereit

Orangenverkäuferin
Kathrin Brauer

Zigeuner
Tadeusz Jedras

Ein Käufer
Ji-Seong Yoo




Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Osnabrück
(Homepage)





Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Zur Musiktheater-Startseite E-mail Impressum

© 2015 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -