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Die Frau im grünen Kleid Von Christoph Wurzel / Fotos von Hans Jörg Michel Gescheitert in der Kunst, gescheitert im Leben – das ist die Bilanz des jungen Komponisten Fritz, der männlichen Hauptfigur in Schrekers Der ferne Klang. Seine Oper „Die Harfe“ ist wegen des misslungenen dritten Aktes bei der Uraufführung durchgefallen, weil es dem Komponisten nicht gelang, „das Glück zu besingen“. Eben das „Glück“ ist dieser ferne Klang, dem Fritz von Anbeginn erfolglos nachjagt. Nur in Schrekers wunderbarer Orchestermusik klingt er mehrmals als sphärische Harfen- und Celestamusik auf. Aber im Leben kann Fritz es nicht realisieren. Der Frau, die er liebt, rennt er in der Jugend davon, der Karriere und dem Erfolg zuliebe. Als er ihr später wieder begegnet, ist sie ihm nicht gut genug. Als beide sich endlich ein drittes Mal gefunden haben, stirbt er in ihren Armen. 3. Akt: Ein anderer Liebestod: Grete (Astrid Weber) und Fritz (Michael Baba)
2. Akt: Greta – umschwärmt von Männern und doch einsam (Premierenbesetzung: Cornelia Ptassek) Im 3. Akt erscheint sie wieder, erfahrungsklug, als reife Frau und gelöst, während sie von fern den Niedergang des Künstlers Fritz miterlebt. Im Schlussbild wendet sie sich ihm zu, zärtlich, empathisch, fast erlösend - im einzigen und letzten Moment kurzen Glücks zwischen beiden. Einer szenischen Psychoanalyse vergleichbar verdeutlicht die Inszenierung Gretes Entwicklung besonders während der ausführlichen Zwischenspiele, die Schreker als klangliche Ereignisse an zentralen Stellen seiner Oper einbaut. Sie werden hier zu Verwandlungsmusiken im doppelten Sinn. Immer trägt Grete das grüne Kleid, aber Szene für Szene scheint ihre Persönlichkeit zu wachsen und zu reifen. Traumsequenzen und Erinnerungen, als Videoprojektionen in den weißen Bühnenraum geworfen, lassen bewundernswert kongruent zu Schrekers assoziativreicher Musik Gretes innere Bilder entstehen. Besonders schön im dritten Akt, wo sich ein Kubus auf der Bühne dreht, als kleinere Bühne auf der Bühne, auf deren offner Seite andeutungsweise Fritz’ Oper gespielt wird, deren Rückwände aber die projizierten Erinnerungs- und Hoffnungsbilder vorbeiziehen lassen. 1. Akt: Traumphantasie. Grete (Premierenbesetzung: Cornelia Ptassek) auf der Suche zu sich selbst Genau, als sei es ein Schauspiel, werden die Figuren geführt. Bühnenrealismus vermischt sich mit phantastischen Elementen, kafkaesken Situationen und Momenten surrealer Magie. So öffnet auch die Inszenierung, ebenso wie die Musik, für den Betrachter weite Felder der Assoziation. Ein wunderbarer Gleichklang von Musik und Szene entsteht. Die kann unter Dan Ettingers Leitung ihren eigentümlichen Reiz wunderbar entfalten. Für Schrekers suggestive Klangwelt entwickelt das Orchester eine beeindruckende Sensibilität, vor allem für die einkomponierte Stilvielfalt, die besonders im 2. Akt die bunte, flirrende Welt des Vergnügens musikalisch evoziert. Auch das Mannheimer Sänger-Ensemble zeigt sich dieser sensitiven Musik wie der differenzierten Regie gleichermaßen bestens gewachsen. Astrid Weber war in der B-Premiere eine ausdrucksstarke Grete. Stimmlich ebenso farbenreich wie emphatisch ließ sich die Sängerin auf diese herausfordernde Partie mit ihrer großen Bandbreite psychischer Situationen ein. Als Fritz überzeugte Michael Baba als rastlos nach Erfüllung suchender, fast schon besessener Künstler, der an seinem eigenen Anspruch zerbricht. Die solistischen Einlagen im 2. Akt wurden durch Raymond Ayers als Graf mit der Ballade vom bleichen König und Andreas Hermann als Chevalier mit dem Couplet über die Blumenmädchen von Sorrent zu besonderen gesanglichen Höhepunkten. Bis in die kleinen Rollen hinein waren die Solistinnen und Solisten als Charaktere in höchsten Maße prägnant. Fast unheimlich Bartosz Urbanowicz als skurriler Dr. Vigelius und in mysteriöser Undurchsichtigkeit Marie-Belle Sandis als das „alte Weib“. Im bunten, nahezu grotesken Treiben in der Casa di maschere zeigte der Chor stimmlich wie darstellerisch enorme Bühnenpräsenz. FAZIT
Die
Inszenierung beeindruckt durch starke Bilder, die der Psychologie des
Stücks klug entsprechen und zugleich viel Raum für eigene Assoziationen
lassen. Die musikalische Interpretation lässt Schrekers sinnlich intensive
Klangwelt ausdrucksvoll erstehen. Die Solistinnen und Solisten überzeugen
als homogenes Ensemble. Eine der stärksten Operneindrücke dieser Saison. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Regie
Bühne
Kostüme
Licht
Chor
Video
Dramaturgie
Solisten*rezensierte Aufführung
Grete Graumann
Fritz, ein junger Komponist
Der alte Graumann / Der Baron
Seine Frau
Der Wirt des Gasthauses „Zum Schwan“ /
Ein Schmierenkomödiant /
Dr. Vigelius, ein Winkeladvokat
Ein altes Weib
Mizi
Milli
Mary
Eine Spanierin / Kellnerin
Der Chevalier /
1. Chorist
2. Chorist
Ein Mädchen
Eine Choristin
Eine andere Choristin
Ein Polizist
Ein junger Mann
Gäste
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