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Musiktheater
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Der Zauberer von Oz (The Wizard of Oz)

Musical in zwei Akten
Adaption des Romans The Wizard of Oz (L. Frank Baum) von John Kane für die Royal Shakespeare Company (RSC) nach dem Drehbuch des Turner Entertainment Co.-Films, Tanz und Gesangsarrangements von Peter Howard, Orchestrierung von Larry Wilcox, Hintergrundmusik von Herbert Stothart
Musik und Gesangstexte von Harold Arlen und E. Y. Harburg

Songs in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln, Dialoge in deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 3h (eine Pause)

Premiere im Großen Haus des Musiktheaters im Revier am 12. April 2015

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Musiktheater im Revier
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Großer Spaß für Jung und Alt

Von Thomas Molke / Fotos von Pedro Malinowski


L. Frank Baums 1900 erschienenes Märchenbuch The Wizard of Oz dürfte sich in den USA einer vergleichbaren Beliebtheit erfreuen wie in Deutschland Grimms Märchen. Dass die Geschichte über die abenteuerliche Reise von der kleinen Dorothy aus Kansas auch in Europa eine riesige Fangemeinde besitzt, ist wohl vor allem der legendären Verfilmung von 1939 mit der zauberhaften Judy Garland zu verdanken, die durch den Song "Somewhere Over the Rainbow" Unsterblichkeit erlangte. Die diversen Bühnenadaptionen des Stückes, von denen die Fassung der St. Louis Municipal Opera aus dem Jahr 1945 die bekannteste Version darstellt, unterscheiden sich allerdings nicht nur musikalisch vom MGM-Film. Auch Dorothys drei Wegbegleiter im Land Oz, die Vogelscheuche, der Blechmann und der Löwe, sind im Roman und in den meisten übrigen Bearbeitungen nicht als Charaktere konzipiert, die Dorothy bereits als Arbeiter und lieb gewonnene Freunde auf der Farm ihrer Tante Em und ihres Onkels Henry begegnet sind. Erst in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts gab Ian Judge von der Londoner Royal Shakespeare Company eine Bearbeitung in Auftrag, die nicht nur die komplette Filmmusik von Harold Arlen und E. Y. Harburg übernimmt, sondern sich auch ansonsten ziemlich nah am Drehbuch orientiert. Seitdem erweckt diese so genannte RSC-Fassung den alten Film wieder zum neuen Leben und kann gewissermaßen als Vorläufer von kommerziellen Musicals wie König der Löwen oder Tarzan betrachtet werden.

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"Somewhere Over the Rainbow": Dorothy (Dorin Rahardja) mit Toto

Sandra Wissmann, die bereits in den vergangenen Spielzeiten mit Die Comedian Harmonists und Cabaret im Kleinen Haus unter Beweis gestellt hatte, dass ihre Inszenierungen ein Garant für ausverkaufte Veranstaltungen sind, ist nun die Aufgabe übertragen worden, dieses Märchen für Jung und Alt im Großen Haus auf die Bühne zu bringen. Betrachtet man den frenetischen Applaus, mit dem das Ensemble und das Regie-Team bei der Premiere gefeiert werden, lässt sich konstatieren, dass Wissmann mal wieder alles richtig gemacht hat. Dabei entführt sie die Zuschauer in eine bunte märchenhafte Traumwelt, die zwar einerseits eine deutlich erkennbare Nähe zur Filmvorlage aufweist, andererseits jedoch auch ganz eigene Akzente setzt. So verwandeln sich nicht nur die drei Arbeiter, Professor Marvel und die böse Miss Gulch in Figuren aus dem Märchenland Oz. Auch ihrer Tante Em begegnet Dorothy dort in Gestalt der Glinda, der guten Hexe des Nordens, und ihr Onkel Henry tritt als Wächter in der Smaragdstadt auf. Nur Toto muss in der Inszenierung in Kansas bleiben, was wohl vor allem an dem niedlichen Hündchen liegen dürfte, das zwar optisch die Erinnerung an den Hund im Film weckt, sich aber keineswegs willig zeigt, sich in irgendeiner Form in die Inszenierung einbinden zu lassen. Da helfen auch die Leckereien nichts, die Dorin Rahardja als Dorothy ihm permanent in den Kansas-Szenen zusteckt. So ist der Hund zwar süß anzusehen, lenkt allerdings vom eigentlichen Geschehen in Kansas ab und stiehlt vor allem Rahardja bei ihrer gefühlvollen Interpretation des berühmten Songs "Somewhere Over the Rainbow" regelrecht die Show.

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Dorothy (Dorin Rahardja, rechts) trifft in Oz auf Glinda (Anke Sieloff), die gute Hexe des Nordens.

Das berühmte Farbspiel des Filmes wird vor allem in den Hintergrundprojektionen des Bühnenbilds von Britta Tönne aufgenommen. So zeigt sich der Himmel über Kansas nicht nur wegen des aufziehenden Sturmes absolut grau und farblos, während man in Oz auf einen strahlend blauen Himmel und farbigen Wiesen blickt.  Während das Haus von Tante Em und Onkel Henry schlicht und einfach gehalten ist, lässt Tönne im Zauberwald ihrer Fantasie mit herabhängenden Baumstämmen und riesigen Spinnennetzen freien Lauf, zeichnet die Stadt der Munchkins in quietschbunten Farben und präsentiert die Smaragdstadt in leuchtendem Grün. Der Zauberer von Oz verbirgt sich in einer Art Drachenkopf, der aus dem Wagen besteht, mit dem Professor Marvel in Kansas unterwegs war, als er auf Dorothy getroffen ist. Durch großartige Licht- und Nebeleffekte gelingt es ihm aber Dorothy und ihre Freunde derart einzuschüchtern, dass Dorothy ihn zunächst nicht wiedererkennt, obwohl Professor Marvel bereits in Kansas einen grün leuchtenden Umhang umlegte, dessen Farbton in der Smaragdstadt wieder aufgenommen wird. Auch die Kostüme von Martina Feldmann sind märchenhaft gestaltet.

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"We're Off to See the Wizard": Dorothy (Dorin Rahardja) und ihre Freunde (von links: Vogelscheuche (Michael Dahmen), Blechmann (E. Mark Murphy) und Löwe (Piotr Prochera))

Hinzu kommt ein durchweg hervorragendes Ensemble, das den Vergleich mit den Darstellern im Film keinesfalls zu fürchten braucht. Allen voran ist hier Dorin Rahardja zu nennen. Mit mädchenhaftem Charme verleiht sie der Figur der Dorothy eine Tiefe, die den Wandel vom kleinen Mädchen, das sich von ihrer Umwelt nicht ernst genommen fühlt, zur unfreiwilligen Heldin des Stückes, die das Märchenland nicht nur mehr oder weniger zufällig von zwei bösen Hexen befreit, sondern auch die Erkenntnis gewinnt, dass sie das wahre Glück nur in sich selbst finden kann, absolut nachvollziehbar macht. Auch Michael Dahmen, E. Mark Murphy und Piotr Prochera können als Idealbesetzung für Dorothys Freunde bezeichnet werden. Dahmen begeistert als etwas tollpatschige Vogelscheuche auf der Suche nach einem Gehirn durch großartige Slapstick-Einlagen und einen kräftigen Bariton, der vor allem bei den beiden berühmten Nummern "We're Off to See the Wizard" und "If I Only Had a Brain" zur Geltung kommt. Murphy stellt als Blechmann erneut seine hervorragenden tänzerischen Fähigkeiten unter Beweis und begeistert nicht nur durch eine großartige Steppeinlage, sondern findet sich trotz seines Kostüms absolut homogen  in die Tanznummern das eigens für diese Produktion engagierten Musical-Ensembles ein. Prochera verleiht dem ängstlichen Löwen mit Reminiszenzen an Elvis Presley als King of Rock eine ganz persönliche Note, die so in der Filmvorlage noch nicht zu finden ist.

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Dorothy (Dorin Rahardja) gerät in die Fänge der bösen Hexe des Westens (William Saetre) (in der Mitte: Nico Stank als fliegender Affe).

Voll in seinem Element ist auch William Saetre, der die böse Hexe des Westens und Miss Gulch verkörpert. Durch sein intensives Spiel nimmt man ihm in jedem Moment diese durch und durch unsympathische Figur ab. Dabei lässt Saetre es sich auch nicht nehmen, während des großen Wirbelsturms auf seinem Fahrrad radelnd an Seilen in schwindelerregender Höhe über die Bühne gezogen zu werden. Anke Sieloff glänzt als Glinda und stellt erneut ihre großen tänzerischen Fähigkeiten unter Beweis. Statt einer Seifenblase, in der die gute Hexe des Nordens im Film erscheint, wird Sieloff von weiß gekleideten Männern des Musical-Ensembles über die Bühne getragen und gleitet aus den Hebefiguren in eine leichtfüßige Choreographie, die sie regelrecht schweben lässt. Auch fungiert sie in Wissmanns Inszenierung gewissermaßen als Strippenzieherin, wenn sie mit einem Wink ihres Zauberstabs die Verwandlung der Bühne veranlasst. Joachim G. Maaß und Lars-Oliver Rühl überzeugen als Professor Marvel / Oz beziehungsweise Onkel Henry / Wächter. Der von Christian Jeub einstudierte Chor begeistert nicht nur darstellerisch als skurril gekleidete Bewohner von Oz - das eine oder andere Kostüm könnte dabei in der nächsten Spielzeit vielleicht auch in The Rocky Horror Show Anwendung finden -, sondern setzt auch als Munchkins im Munchkinland musikalische Akzente. Hervorragend sind hier die drei Lollipop-Jungen. Thomas Rimes zaubert mit der Neuen Philharmonie Westfalen einen traumhaften Broadway-Sound aus dem Orchestergraben, wobei er es großartig versteht, die Lautstärke der Musik zurückzunehmen, als für einen kurzen Moment im zweiten Akt die Tontechnik komplett ausfällt, so dass die Sänger trotzdem verständlich bleiben. So gibt es am Ende großen Jubel für alle Beteiligten.

FAZIT

Diese Inszenierung ist ein großer Spaß für Jung und Alt und dürfte sicherlich für zahlreiche ausverkaufte Vorstellungen sorgen. Das MiR übernimmt diese Produktion auch wohlweislich in die kommende Spielzeit.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Thomas Rimes

Inszenierung
Sandra Wissmann

Choreographie
Seân Stephens

Bühne
Britta Tönne

Kostüme
Martina Feldmann

Licht
Patrick Fuchs

Chor
Christian Jeub

Dramaturgie
Stephan Steinmetz

 

Opernchor des Musiktheaters im Revier

Statisterie des Musiktheaters im Revier

Neue Philharmonie Westfalen

Solisten

Dorothy
Dorin Rahardja

Tante Em / Glinda
Anke Sieloff

Onkel Henry / Wächter
Lars-Oliver Rühl

Hunk / Vogelscheuche
Michael Dahmen

Hickory / Blechmann
E. Mark Murphy

Zeke / Löwe
Piotr Prochera

Miss Gulch / Böse Hexe
William Saetre

Professor Marvel / Oz
Joachim G. Maaß

Musical-Ensemble
Nicole Luketi
ć
Mandy-Marie Mahrenholz
Julia Schukowski
Franziska Vosseler
Philipp Georgopoulos
Jan W. Schäfer
Nico Stank
Richard Salvador Wolff
Valentin Juteau

Bürgermeister / Jitterbug
Jerome Groß /
Nicolas Groß

Toto
Öhrchen /
Xiva


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Da capo al Fine

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