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Schach der Königin
Von Joachim Lange / Fotos von Monika Rittershaus
Adolar und Euryanthe im Glück In Frankfurt aber ist es dem Regisseur Johannes Erath gelungen, dieses Stück, ohne in den Text einzugreifen, so ernst zu nehmen, dass niemand gelacht hat. Aber doch die allgemeine Freude über einen höchst gelungenen Opernabend triumphiert. Er hat es sogar geschafft, bei der überlang wirkenden Geschichte die Spannung auch dann noch zu halten, als die Titelheldin nach dem Triumph der Finsterlinge über die reine Unschuld am Boden ist. Und es unbarmherzig so lange weiter geht, bis das finstere Paar Lysiart und Eglantine zur Strecke gebracht und Euryanthe auf dem Sockel der allgemeinen Verehrung weiblicher Reinheit durch eine ziemlich scheinheilige Männergesellschaft in unerreichbare Ferne gerückt ist. Ein Schauerstück. Auch dramaturgisch. Dem kommt man nur mit einer pfiffigen Idee bei, damit das Publikum nicht auf der Strecke bleibt. Oder an diesem dreieinhalb Stunden langen Abend nicht während der Pause abhanden kommt. Diese tragende Idee hat Regisseur Johannes Erath. Und er hat Stefan Herheims Ausstatterinnen-Dreamteam Heike Scheele (Bühne) und Gesine Völlm (Kostüme) an seiner Seite. Was schon mehr als die halbe Miete ist! Es ist einfach grandios, was die beiden da in Frankfurt an Opulenz auf die Bühne bringen und wie Erath diesen Rahmen für großes Theater nutzt. Erath und sein Team nehmen den Eingangschor, der einen gerade wieder errungenen Frieden nach stürmischen Kriegsjahren bejubelt, beim Wort. Sie setzten den Chor als eine vergnügungslustige Gesellschaft in den phantastischen Festroben der Wirtschaftswunderjahre und ihres ausgestellten Wir-sind-wieder-wer-Wohlstandes in Szene. Mit Frauen, die schnell nochmal in den imaginären Spiegel der vierten Wand schauen, um sich mit allen Tricks ins rechte Licht zu rücken. Das ist hinreißend durchinszeniert und hat die Qualität von Ettore Scolas Kultfilms Le Bal. Opulenz pur beim Ball Inmitten einer festsaalgroßen, holzgetäfelten Bar mit gut gefüllten Regalen ist eine ramponierte Bühne in einer romantischen Ruine platziert. Mit einem Sockel für Adolars Schwester Emma (Katharina Ruckgaber darf als Geist auch singen), die einst ihren Geliebten Udo (Michael Porter spielt ebenfalls als Geist mit) im Krieg verlor und sich das Leben nahm. Das ist denn auch Adolars Geheimnis. Das finstere Paar im Stück darf man getrost als direkte Vorfahren von Ortrud und Friedrich Telramund in Wagners Lohengrin ansehen. Lysiart und Eglantine kriegen das Geheimnis raus und nutzten es, um die anstehende Hochzeit von Adolar (auf den Eglantine scharf ist) und Euryanthe (die von Lysiart begehrt wird) zu verhindern. James Rutherford macht das mit der Miene des Biedermanns, während Heidi Melton fulminant mit jedem Pfund von Körper und Stimme als Intrigantin aufdreht und erst im Wahnsinn die Wahrheit ausplaudert, bevor ihr Lysiart den Hals umdreht. Euryanthe am Boden: Die Verleumdung triumphiert. Das läuft ab wie in einem imaginären Schachspiel. Mit der kühl kalkulierenden Verleumdungsstrategie, die die Agenten der Hölle auf Erden allemal gegen die blonde, stets weiß wandelnde weibliche Unschuld anwenden. Ganz gleich, ob die nun Genoveva, Elsa oder eben Euryanthe heißt. Die öffentliche Wette, mit der Lysiarts die Treue Euryanthes in Frage stellt, wird von den Damen des Friedensballes mit Empörung und von den Herren mit sportlichem Ehrgeiz aufgenommen. Die fallen dann, als Euryanthes Treuebruch scheinbar öffentlich erwiesen ist, in einer Art Gruppenvergewaltigung zwar über sie her, sind aber noch kurz vor Ende dieser Szene allesamt selbst über sich erschrocken. Das ist klug gemacht und hält den romantischen Schauer, samt den himmlischen Mächten, die mit Blitz und Donner die Bühnenruine teilen und dem geradewegs aus der Hölle auftauchendem Geisterpersonal in der Bar, mit der Gegenwart erstaunlich gut zusammen. So wie auch die leitmotivische Schachpartie zwischen Adolar und Lysiart, die einmal vom Chor sogar live auf dem Schachbrett-Boden der Bühne nachgespielt wird.
Lysiart und Eglantine nach dem
Schein-Triumph FAZIT
Das war ein Abend, bei dem mal alles stimmte. Außer vielleicht der Text. Aber
das ist verjährt.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Regie
Bühnenbild
Kostüme
Licht
Dramaturgie
Chor und Extrachor
Chor und Extrachor Frankfurter Opern- und Solisten
König
Adolar
Euryanthe
Lysiart
Eglantine
Emma
Udo
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