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Cappriccio

Ein Konversationsstück für Musik in einem Aufzug
Libretto von Clemens Krauss und Richard Strauss
Musik von Richard Strauss


In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 20' (keine Pause)

Repertoireaufführung im Rahmen der Richard-Strauss-Tage 2014 am 19. November 2014
Premiere dieser Produktion: 28. November 1993)


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Sächsische Staatsoper Dresden
(Homepage)
... das Souper ist serviert

Von Joachim Lange / Fotos von Matthias Creutziger

In dieser Capriccio-Inszenierung an der Semperoper lässt sich die im Stück ausführlich diskutierte Frage, was denn wichtiger sei, das Wort oder die Musik, relativ leicht beantworten. Wenn man sie so belanglos in Szene setzt wie Marco Arturo Marelli vor 21 Jahren, dann rettet nur die Musik das Stück. Wobei der selbstreferentielle Witz, mit dem Strauss und Clemens Krauss in ihrem Libretto vorgehen und sozusagen live das, was passiert, als Entstehen von Kunst kommentieren, einen gleichsam modernen Charme hat. Und auch die Donnerrede des Theaterdirektors La Roche ist streckenweise so allgemeingültig, dass man sie ziemlich direkt auf die Zustände auch des heutigen Theaters anwenden kann. Die darin mitschwingende Eitelkeit dieses Theaterpraktikers inklusive.

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Adrian Eröd (Olivier), Steve Davislim (Flamand), Georg Zeppenfeld (La Roche)

Nimmt man die Entstehungszeit dieser 1942 in München uraufgeführten Konversationsoper ins Visier, dann kann man es durchaus als einen Akt wenn nicht des Widerstandes, so doch der Verweigerung gegenüber den Forderungen der braunen Herren im Lande sehen. Erklärt doch der immer noch berühmteste Komponist des Reiches hier die Frage, ob die Dichtkunst oder die des Komponierens der Vorrang gebühre, zur wichtigsten der Zeit!

Dass man diese abgehobene Debatte aus der Zeit des Ancien Regime 1775 auf einem Schloss in der Nähe von Paris durchaus schlüssig mit den Verwerfungen der Entstehungszeit verknüpfen kann, ohne ihm Gewalt anzutun, lässt sich mit zwei exemplarischen Deutungen in Frankreich belegen: Vor 14 Jahren mit Robert Carsens Interpretation im Palais Garnier und vor kurzen mit dem Geniestreich von David Marton in Lyon. In diese Gruppe ernstzunehmender Annäherungen fällt Marellis Inszenierung nicht. Sie gehört zu den schwächsten Strauss-Schaustücken, die in Dresden in der entsprechenden Schmuck-Vitrine stehen. Aber sei's drum.

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Steve Davislim (Flamand), Adrian Eröd (Olivier), Daniela Sindram (Clairon), Christoph Pohl (Der Graf)

Die Gemeinde, die Thielemann und die Semperoper mit ihren üppig ausgestatteten Strauss-Festtags-Feuerwerk nach Dresden lockten, will sowieso in ersten Linie erleben, wie Strauss 2014 authentisch zu klingen hat und hören, wie man das auf dem höchstmöglichen Niveau singt. Und da kommen alle in beglückender Weise auf ihre Kosten und haben wirklich Grund für den euphorischen Jubel! Besser, musikalisch empfundener, einfühlsamer musiziert, eloquenter im Parlando und betörender gesungen in den ariosen Aufschwüngen ist das wohl nirgends auf der Welt zu haben.

Kein Wunder, wenn sich denn der Chef der Sächsischen Staatskapelle (die das Strauss-Orchester Nr. 1 ist) schon mal selbst die Ehre gibt und sich voll ins Zeug legt und die Musiker das Beste an Hingabe in sich freisetzen. Und wenn man sich einfach mal eine Idealbesetzung leistet - das ist wohl im Falle der Capriccio Gräfin nach wie vor Renée Flemmig, die sich betörend verströmt, gleichsam auf dem Orchester entlang gleitet. Sinnierend, schön, verletzlich, selbstbewusst, nie unter Druck. Einfach hinreißend. Aber auch um sie herum herrscht der pure Stimmluxus.

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Renée Fleming (Die Gräfin)

Vor allem Georg Zeppenfeld ist ein phänomenaler Theaterdirektor La Roche. Man hört in jeder Phrase seines Gesangs: Da ist ein kraftvoller, selbstbewusster und pragmatischer Kämpfer für die Kunst am Werke. Dass er sich selbst mit einem Quantum Eitelkeit für den eigentlich wichtigsten Künstler hält, spricht bei Zeppenfeld keineswegs gegen diesen La Roche. Auch das für seine jeweilige Kunst und die Gunst der Gräfin streitende Paar ist mit Steve Davislim als Musiker Flamand und Adrian Eröd als Dichter Olivier glänzend besetzt.

Mit herrlichem Mezzo setzt sich die dunkel strömende Daniela Sindram als Schauspielerin Clairon selbstbewusst in Szene. Und hat damit u.a. beim Grafen einigen Erfolg. Den übernahm in der Vorstellung am 19. November Dietrich Henschel kraftvoll und vital von der Seite aus, weil bei Christoph Pohl die Grippe zugeschlagen hatte. Als Karikatur eines übereifrigen italienischen Sängernachwuchses machten sowohl Christina Poulitsi als auch Manuel Núñez Camelino auf sich aufmerksam. Geradezu liebevoll berührend schließlich die Domestiken, der vergessene Souffleur Monsieur Taupe von Johannes Preißinger und als alter Haushofmeister Bernd Zettisch. Der sich nach seinem "Das Souper ist serviert" in Richtung einer kleinen Büste ganz oben rechts verbeugt. Die könnte durchaus Richard Strauss sein.


FAZIT

Die aufpolierte Capriccio-Produktion ist ein musikalisches Glanzstück bei den Richard-Strauss-Tage in Dresden.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Christian Thielemann

Inszenierung
Marco Arturo Marelli

Bühne
Marco Arturo Marelli

Kostüme
Dagmar Niefind-Marelli

Licht
Friedwalt Degen

Chor
Wolfram Tetzner

Choreographie
Manfred Schnelle

Dramaturgie
Hella Barting



Sächsischer Staatsopernchor Dresden

Sächsische Staatskapelle Dresden


Solisten

Die Gräfin
Renée Felmming

Der Graf, ihr Bruder
Dietrich Henschel

Flamand, ein Musiker
Steve Davislim

Olivier, ein Dichter
Adrian Eröd

La Roche, der Theaterdirektor
Georg Zeppenfeld

Die Schauspielerin Clairon
Daniela Syndrom

Monsieur Taupe
Johannes Preißinger

Eine italienische Sängerin
Christina Poulitsi

Ein italienischer Tenor
Manuel Núñez Camelino

Eine junge Tänzerin
Megan Wilcox

Der Haushofmeister
Bernd Lettisch

Acht Diener
Rafael Harnisch
Andreas Heinze
Torsten Schäpan
Mirko Tuma
Martin Schubert
Michael Auermüller
Uwe Otto
Thomas Müller



Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Sächsische Staatsoper Dresden
(Homepage)



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