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L'elisier d'amore (Der Liebestrank)

Opera comica in zwei Akten
Libretto von Felice Romani nach Eugène Scribes Le philtre
Musik von Gaetano Donizetti


in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (eine Pause)

Premiere am 29. Januar 2015 im Opernhaus Düsseldorf


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Rheinoper
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Berauscht euch!

Von Ursula Decker-Bönniger / Fotos von Matthias Jung


Neckische, an die Figuren der Commedia dell'arte erinnernde Spielereien und gefühlvolle Schwärmereien zum Thema Liebe und Zaubertrunk, so könnte man die beiden wichtigsten Aspekte von Donizettis musikalischer Komödie L'elisir d'amore zuspitzen: Der junge Nemorino ist in dieser "melodramma" bzw. "opera comica" hoffnungslos in die attraktive junge Pächterin Adina verliebt. Auch gegenüber anderen Bewerbern, z.B. dem selbstverliebten, von seinem Charme überzeugten Sergeant behält die kesse Angebetete die Fäden des Spiels in der Hand, bis das Schicksal Nemorino zu einem reichen Erbe verhilft. Und als der zuvor Verlachte sich plötzlich vor anhimmelnden Verehrerinnen nicht retten kann, ist selbst der profitgierige Quacksalber Dulcamara überrascht. Sollte sein als Zaubertrunk verkaufter billiger Rotwein wahre Wunderkräfte besitzen?

Szenenfoto

Adina und Giannetta

Regisseur Joan Anton Rechi verlegt die Handlung für die Neuinszenierung der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf in eine zeitlose Hochzeitsgesellschaft. Die schwangere Gianetta und ihr Matrose reichen sich die Hand zum Lebensbund. Zu Beginn der ersten Szene hat man sich zum Festmahl versammelt. Die Bewegungen sind eingefroren, während Schönling Dulcamara wie ein moderner Dionysos im matt seidenen, golden schimmernden Outfit kostümiert die leeren Weinflaschen ergreift. Wer nun erwartet von sich steigernden, bacchantischen Streichen und Spielereien unterhalten zu werden, wird enttäuscht. Es gibt zwar Einiges, was zum Schmunzeln verführt: Zum Beispiel konterkariert Gianetta als Hochschwangere, mitunter Schreiende, von schmerzhaften Wehen Geplagte das Geschehen. Und die freiheitsliebende Adina lässt sich in einem unbemerkten Moment gegen ihren Willen von der Festgesellschaft im wahrsten Sinne des Wortes an Belcore ketten. Nun muss sie ihn und er sie in jeder Situation im Schlepptau ertragen, weil der Schlüssel fehlt. - Aber Joan Anton Rechi vermag diese witzigen Regieideen nur begrenzt auf die Handlung bzw. die Musik zu beziehen oder allzu vorhersehbar zu steigern. Die Personenregie bleibt an der Oberfläche, während das Bühnenbild von Alfons Flores einen starken Eindruck hinterlässt und die romantische Fantasie anzuregen vermag.

Szenenfoto

Dulcamara

"Berauscht euch" fordert der im Programmheft zitierte Charles Baudelaire in seiner symbolistischen Prosadichtung "Spleen de Paris". In diesem Sinne hat Flores den Bühnenhimmel mit an feinen Fäden hängenden, im Scheinwerferlicht kristallin blitzenden Weingläsern ausgestattet. Je nach Szene, Musiknummer und Stimmung wechselt die Farbe, senkt sich der Glashimmel bedrohlich, verwandelt sich der Bühnenboden zusätzlich in einen funkelnden Irrgarten. Sinnlicher Höhepunkt dieser von Dulcamara eifrig unterstützten Verwandlungen ist die Romanze "Una furtiva lagrima" im zweiten Akt, in dem Nemorino vor einem Meer von leicht bewegtem Glitzer die Macht der Liebe besingt. Ein auch musikalisch stimmungsvoll romantischer Moment, der von der von dem klaren, hell timbrierten Ovidiu Purcel mit leichter Träne gewürzt wird.

Szenenfoto

Nemorino

Aber dieser Premierenabend machte auch deutlich, welche Kraft die Sänger im Belcanto benötigen und welche Schwierigkeiten Donizettis schnell wechselnder Ausdruck und Tempi in Kavatine, Chor- und Ensemblenpassagen mit sich bringt. Insbesondere im ersten Akt hatten beispielsweise Belcore, Dulcamara und Orchester in den schnellen Parlando- und Strettapassagen Probleme, sich auf ein gemeinsames Tempo zu einigen. Und auch die Lautstärkeabstimmung zwischen Gesangssolisten und Orchester ließ zu wünschen übrig. In der Cavatine "Della crudele Isotta" übertönte das Orchester die Solistin, ebenso in dem wundervollen Duett "Chiedi all' aura lusinghiera".

Szenenfoto

Adina und Nemorino

Im zweiten Akt besserte sich das musikalische Gesamtbild. Anett Fritschs klangschöner, mit leichtem Vibrato und lupenreinen Spitzentönen ausgestatteter Sopran ergänzte sich wunderbar mit dem bassbaritonalen Parlando Günes Gürles. Spontan applaudierte das Publikum auch nach ihrer letzten Arie, in der Adinas Leidenschaft in einem Feuerwerk an geschmeidigen Koloraturläufen zu funkeln beginnt. Bogdan Baciu weiß als selbstverliebter Belcore mit schnellem Parlando, virtuosen Verzierungen und melodischen Bögen das Publikum zu verzücken, auch Günes Gürles bassbaritonale, buffoneske Darbietung überzeugt. Ovidiu Purcell ist ein hell und klangschön timbrierter, textverständlich singender, jugendlicher Kellner Nemorino.


FAZIT

Zugegeben Donizettis L'elisir d'amore ist ein Belcanto-Klassiker, bei dem das Publikum vor allem auf die Romanze "Una furtiva lagrima" wartet. Aber bei dieser Inszenierung und Premierendarbietung vermisst man die Sorgfalt, sodass die musikalischen Spritzigkeiten und Kontraste dieses Kunstwerks verblassen.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Lukas Beikircher

Inszenierung
Joan Anton Rechi

Bühne
Alfons Flores

Kostüme
Sebastian Ellrich

Licht
Volker Weinhardt

Chor
Christoph Kurig

Dramaturgie
Bernhard F. Loges



Chor der Deutschen Oper am Rhein

Düsseldorfer Symphoniker


Solisten

Adina
Anett Fritsch

Nemorino
Ovidiu Purcel

Belcore
Bogdan Baciu

Dulcamara
Günes Gürle

Giannetta
Luiza Fatyol

Bräutigam
Dong-In Choi



Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Rheinoper
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