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Gute Laune mit Donizetti
Von Thomas Tillmann
/ Fotos von Michele Crosera Über die sehr traditionelle, das Budget der Fondazione Teatro La Fenice nicht sehr strapazierende Produktion des Elisir d'amore von Hausregisseur Bepi Morassi, in der hübsch bemalte Prospekte ein wirkliches Bühnenbild ersetzen, ist nicht viel mehr zu sagen als dass sie in ihrer schlichten, gutes Timing und Gespür für leise Komik erkennen lassenden und viele gute Einzeleinfälle verbindenden Erzählweise dem Publikum gute Laune macht - was will man mehr? Als Entdeckung ist (der nicht zuletzt bei YouTube sehr gut repräsentierte) Yijie Shi nicht mehr zu bezeichnen, dazu hat er schon zu viele wichtige Stationen in seiner Biografie, aber man kann sich gut vorstellen, dass er im schwach besetzten Flórez-Fach eine Riesenkarriere machen wird. Vergleicht man beide, so wird man etwa in der berühmten Arie "Una furtiva lagrima" (die er dem Wunsch des Publikums entsprechend willig wiederholte) das allerletzte Finish, eine tiefere Durchdringung des gesungenen Wortes vermissen, darstellerisch den ganzen Abend lang wohl auch den einen oder anderen Zwischenton, aber das ist Kritik auf höchstem Niveau, die Stimme an sich hat eine angenehme, nicht zu allgemeine Farbe, ist sehr beweglich, piano- wie höhenstark und spricht ohne jeden Druck an - bravo. Szenenbild - hier mit anderen Darstellerinnen als in der besprochenen AufführungDaneben hatte es die aus Sibirien stammende Irina Dubrovskaya trotz respektablen Koloraturenfeuerwerks als Adina mit ihrem gut geführten, flinken, aber doch recht kleinen Sopran nicht ganz leicht, das Level ihres Partners zu erreichen, vor einigen Jahren noch wäre sie sicher die Giannetta gewesen, die in Arianna Donadelli eine Interpretin mit einer so winzigen Stimme gefunden hatte, dass man sich wunderte, wie sie es überhaupt auf eine größere Bühne geschafft hat. Marco Filippo Romano rettete die Ehre der jüngeren italienischen Sängergeneration als ordentlicher, strammer Belcore mit zupackend-virilem Ton, Omar Montanari gab als Dulcamara dem Affen reichlich Zucker, wusste auch mit eher gesprochenen als gesungenen Passagen Eindruck zu machen und konnte sich freuen, mit Stefano Montanari einen perfekten Sängerbegleiter an seiner Seite zu haben, der Donizettis Partitur wirklich liebte, mit großer Leidenschaft und Sachkenntnis dirigierte und für ansteckend gute Laune aus dem Graben sorgte (und in T-Shirt und Stiefeln auch auf der Bühne seinen großen Auftritt hatte). Einziger Wermutstropfen in dieser Dernière war das pausenlose Geplapper nicht nur der an Opernhausmanieren nicht gewöhnten Touristen, die ohne Bedenken Getränke mit ins Parkett brachten und auch während der Vorstellung ihre Tablets zückten, sondern auch des Hauspersonals, das im Dunkeln für mein Empfinden auch keine SMS schicken müsste und Facebookchats auf die Pausen verschieben könnte.
Ach, ein solcher Opernabend macht einfach Spaß, nicht enden wollender Beifall zeugte davon, dass die Mehrheit des bunt gewürfelten Fenice-Publikums es ebenso sah. Dank der neuen chinesischen Tenorhoffnung und des feurigen Dirigats war auch die musikalische Qualität herausragend. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Regie
Bühnenbild und Kostüme
Licht
Choreografie
Chor
Solisten
Adina
Nemorino
Belcore
Il dottore Dulcamara
Giannetta
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