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Musiktheater
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Die Zauberflöte

Deutsche Oper in zwei Aufzügen
Libretto von Emanuel Schikaneder, Dialogfassung Kobie van Rensburg
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart

in deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 3h 10’ (eine Pause)

Premiere im Großen Haus des Theater Münster am 30. November 2013

              
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Theater Münster
(Homepage)
Unterhaltung statt Aufklärung       


Von Ursula Decker-Bönniger / Fotos von
Oliver Berg

Mozarts Zauberflöte. Eine deutsche Oper in zwei Aufzügen. Sie wurde 1791 in Wien uraufgeführt und gilt in Fachkreisen als uninszenierbar. Die Ideen der französischen Revolution, die Freimaurersymbole, der altägyptische Isis- und Osiriskult, das Wiener Volkstheater mit seinen unterhaltsamen Späßen, Zaubereien und Bühnenmaschinerien, die biblischen Anspielungen, gute und böse Mächte, die Kraft der Liebe - mit seinen vielfältigen Themen und unterschiedlichen Quellen, mit dramaturgischen und musikalischen Kontrasten und Brüchen stellt das Werk jeden Regisseur vor besondere Herausforderungen. Humanitärer Kern und immer wiederkehrendes Motiv der Handlung ist der Triumph der Liebe. Prinz Tamino beweist wiederholt „männlich standhaftes Betragen“, weiß sich immer der „richtigen Lehre“ unterzuordnen und hält sich an das ihm auferlegte Schweigegebot, obwohl seine geliebte Pamina es als Liebesentzug interpretieren muss. Papageno, eher der Welt und den sinnlichen Genüssen zugewandt, ist ohne die Heimat im Reiche der Königin der Macht einsam und will lieber sterben als ohne Freundin zu sein. Und Pamina? Als von Sarastro Entführte und von ihrer Mutter Verstoßene ist sie die eigentlich Leidtragende und liebt ihren Tamino, obwohl sie sich auch von ihm verbannt fühlt.

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Olga Polyakova als Königin der Nacht

"Es war einmal..." Regisseur, Bühnenbildner und Videokünstler Kobie van Rensburg taucht diese sonderlichen Auffassungen von Liebe in ein familientaugliches Science Fiction-Märchen. In der Ouvertüre erfahren wir, dass das harmonische Gleichgewicht in Unordnung geraten sei, seit der König auf dem Sterbebett die Herrschaft, „den Siebenfachen Sonnenkreis“, nicht an seine geschiedene Ehefrau, die Königin der Nacht, übergab sondern an  Sarastro, den „Oberpriester einer im Reich der Sonne lebenden Bruderschaft“. Grund der Entführung Paminas sei die schwindende Kraft des Siebenfachen Sonnenkreises. Textblöcke, Bildzitate aus Metropolis, Schwarz-Weiß-Projektionen von Sternenhimmel, Raumkapsel- und Raketenflügen im All, bewegte Mandalas als Symbol des „Siebenfachen Sonnenkreises“ erinnern zunächst an Stummfilmdarbietungen. Und im Reich der Königin der Nacht, in den barocken Koloraturen ihrer ersten Arie entfaltet diese strenge, mit Licht und Schatten spielende Ästhetik ihren besonderen Charme. Konterkariert wird dieser Ansatz vor allem im ersten Teil von allerlei unterhaltsamen Effekten, Video-Zaubereien und witzigen Bild- oder Textkommentaren: Um Taminos Notlandung anzudeuten  wippt eine kleine, sinkende Fallschirmspringerfigur durchs All. Der den Prinzen bedrohende Drache ist ein auf der Leinwand hin- und herfliegender Dinosaurier. Und der Solist Youn-Seong Shim darf aus Angst vor dem Tier zunächst in seine Muttersprache verfallen und twittert  „schön, scharf, sexy“ beim Anblick der 3 Damen – auf Spacebook. Papagenos Auftritt bringt Farbe ins Spiel. Als Publikumsliebling fängt er vom Lampenhimmel kommende leuchtende Schmetterlinge im Parkett. Kostüme und Gesten charakterisieren sein Auftreten humorvoll als gockelhaft und selbstverliebt. Die Zauberwelt, der Tamino begegnet, sind in Bärenfellen steckende Kinder mit rot leuchtenden Augen, die eigentlich nur kuscheln wollen. Und die „grimmigen Angreifer“ , denen Parmina und Papageno begegnen, verwandeln sich auf der Leinwand in ein mechanisch tanzendes Roboterballett.

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Juan Fernando Gutiérrez als Papageno

Eher im Märchenreich scheint van Rensburg auch die Figur der Pamina anzusiedeln. Sie räkelt sich wie ein nach Liebe sehnendes Schneewittchen in einer kuscheligen, mit luftigen Tüchern und Kissen ausgestatteten Schlafstätte und so recht mag man nicht verstehen, warum sie mit Papageno flieht. Die Welt Sarastros wirkt - sieht man einmal von den witzigen Mr. Spock-Ohren des ersten Priesters ab – ernst, farblich und philosophisch wie einem anthroposophischen Bilderbuch entnommen. Mehr und mehr bewegt man sich in einer Welt starrer szenischer Bilder. Die Videoprojektionen beschränken sich auf bewegte Animationen abstrakter Symbole, die Sarastros Arien und Worte begleiten. Im Schlussbild finden sich alle vereint und gekrönt vom Tamino und Pamina als Symbol der Liebe. Insgesamt wirkt die Inszenierung wie ein unterhaltsames Sammelsurium aus unterschiedlichsten Quellen, Regieideen und Klischees.

Chor, Extrachor, Gesangssolisten und Orchester präsentieren unter der Leitung Fabrizio Venturas eine textverständliche, engagierte Darbietung. Lukas Schmid ist bis auf die tiefen Register ein ausdrucksstarker Sarastro. Youn-Seong Shim stellt einen kraftvollen Prinzen dar. Mit schlankem, lyrischem Sopran präsentiert Olga Polyakova die dramatischen Koloraturen der Königin der Nacht. Henrike Jakob überzeugt als barock schillernde Pamina. Juan Fernando Gutiérrez weiß das Publikum auch schauspielerisch zu unterhalten. Eva Bauchmüller ist eine stimmlich und schauspielerisch überzeugende Papagena, Gregor Dalal ein klangvoller Erster Priester. Philippe Clark Hall stellt mit leichtem, verspielten Tenor den teuflischen Monostatos dar. Sara Daldoss Rossi, Lisa Wedekind und Suzanne McLeod ergänzen sich stimmlich wunderbar als Erste, Zweite und Dritte Dame. Felix Zhang, Laura Goblirsch und Naomi Schicht faszinieren als Drei Knaben mit perfekt einstudiertem, ätherischem, homogenen Gesang und differenziertem Spiel, um Pamina vor dem Selbstmord zu retten.

FAZIT

Ein bisschen Märchen, ein bisschen Film, viele Effekte und Videozaubereien, eine Inszenierung, die auf belustigende Unterhaltung setzt


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Fabrizio Ventura

Inszenierung
Kobie van Rensburg

Bühnenbild
Kobie van Rensburg,
Kerstin Bay

Kostüme
Dorothee Schumacher

Choreinstudierung
Inna Batyuk

Dramaturgie
Margrit Poremba

 

Statisterie,
Opern- und Extrachor
des Theater Münster

Sinfonieorchester Münster

 

Solisten

*Besetzung der besuchten Aufführung

Sarastro
Lukas Schmid

Tamino

Youn-Seong Shim

Sprecher/ 1. Priester

Gregor Dalal

2. Priester/ 1. Geharnischter

Enrique Bernardo

2. Geharnischter/ 4. Priester

Plamen Hidjov

3. Priester

Lars Hübel

Königin der Nacht

Olga Polyakova

Pamina

Henrike Jacob

1. Dame

Sara Daldoss Rossi

2. Dame

Lisa Wedekind

3. Dame

Suzanne McLeod

Knaben

Lisa Trentmann /
Felix Zhang*

Adriane Canavarro /
Laura Goblirsch*

Tomke Malin Niehaus /
Naomi Schicht*

Papageno

Juan Fernando Gutiérrez

Papagena

Eva Bauchmüller

Monostatos

Philippe Clark Hall


Weitere Informationen

erhalten Sie vom
Theater Münster
(Homepage)



Da capo al Fine

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