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Der Rosenkavalier

Komödie für Musik in drei Aufzügen
Text von Hugo von Hofmannsthal
Musik von Richard Strauss


In deutscher Sprache mit Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 4 h 15' (zwei Pausen)

Premiere am 22. Februar 2014, Opernhaus Magdeburg


 



Theater Magdeburg
(Homepage)

Wenn die Zeit verrinnt

Von Joachim Lange / Fotos von Nilz Böhme

Der Rosenkavalier ist ein funkelndes Opern-Schmuckstück. Und ein heikles obendrein. Für das Volle-pulle-Terzett, das der Liebhaber der Orchester- und Stimmenopulenz Richard Strauss zu dem so lebensweisen wie fremd-charmanten Text Hugo von Hofmannsthals da in den dritten Akt komponiert hat, braucht man exzellente Protagonistinnen, damit das nicht zum Geschrei wird. Und es braucht einen Dirigenten, der das Orchester spätestens da so im Griff hat, damit es eine Chance gibt, etwas von dem, was man in den Übertiteln mitliest, auch wieder zu erkennen. Wenn alle Beteiligten ihr Geschäft verstehen, dann erkennt man es auf jeden Fall emotional, dann hört man mit dem Herzen, wovon hier die Rede ist: Vom Verzicht auf Liebe, der für die Feldmarschallin nicht weniger schmerzlich ist, nur weil sie es so kommen sah. Die Verblüffung ihres halb so alten Liebhabers Octavian über die Wandelbarkeit seines Herzens. Die bange Aussicht des jungen Mädchens Sophie, dem sie allesamt mit dem Baron Ochs auf Lerchenau gerade einen groben, für sie viel zu alten Kerl vom Leibe geschafft haben, auf ein Glück, das vielleicht nur ein Traum ist…

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Octavian (Lucia Cervoni) und die Marschallin (Noa Danon)

In Magdeburg ist das der vokale Höhepunkt einer Inszenierung, die diesem 1911 in Dresden uraufgeführten, erfundenen, besonders hermetischen Pseudorokoko mit einer Inszenierungsidee auf den Leib rückt und trotzdem nicht scheitert. Weil es genau die richtige Idee ist. Und weil Regisseurin Olivia Fuchs auch sonst nichts falsch macht und dem Stück gibt, was des Stückes ist. Die Frivolität der Liebesnacht einer verheirateten Fürstin in den Dreißigern mit ihrem 17jährigen Cousin und die Melancholie einer Philosophie der Zeit; die Überreichung der Silberrose und die wie ein Blitz einschlagende Liebe auf den ersten Blick zwischen Octavian und Sophie und deren Übergang in die komödiantische Kollision von altem Land- und reichem Neuadel im Hause Faninal; schließlich die Verkleidungsmaskerade im Wirtshaus, bei der der Ochs am Ende zwar alt aussieht, aber doch auch Noblesse beweist, als er das Spiel durchschaut und bei der die Feldmarschallin einen großen Auftritt hat, aber am Ende ziemlich allein bleibt. Das ist alles als präzises Zusammenspiel aus der Musik entwickelt.

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Octavian ( Lucia Cervoni) und Sophie (Julie Martin du Theil)

Der Raum ist ein Palais im matten Widerschein der Melancholie, der von Akt zu Akt immer desolater wird. In dem die Zeit, sprich der Uhrensand von der Decke rieselt, und dessen Wände zuweilen als Projektionsflächen werden. In Vorspiel, wenn die alt gewordene Marschallin sich zu erinnern beginnt, sind es Meereswogen, dann mal Blüten oder eine Eislandschaft. Schließlich sieht man auch Bilder, die auf den drei Jahre nach der Uraufführung ausbrechenden ersten Weltkrieg verweisen. Das beschädigt dennoch nichts, weil die britische-deutsche Regisseurin und ihre Ausstatterin Niki Turner stets das rechte Maß wahren, Geschmack haben, Eleganz zelebrieren, die Komödie deftig werden, aber nie zum Klamauk um kippen lassen.

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Ochs auf Lerchenau (Manfred Hemm) und Ensemble

Wenn ganz am Ende im Trümmer-Palais (sprich Beisl) die alte Frau (mit mimischen Grandezza: Gerda Haase!) einen Tee vom ihrem grau gewordenen schwarzen Diener serviert bekommt, hat das so viel Charme, dass man gerne verschmerzt, dass der berühmte letzte Griff nach dem Taschentuch nicht den Punkt aufs i setzen darf.

Weil die vier entscheidenden Rollen exzellent besetzt sind, ist es zu verschmerzen, dass Iago Ramos als Tenor wie in einer Casting-Show sehr eigenwillig losträllert, Roland Fenes mit seinem Faninal etwas Mühe hat oder man dem Intrigantenpärchen eine pointiertere Eloquenz gewünscht hätte. Doch so viel attraktive Eleganz zur blühenden und gut verständlich singenden Marschallin wie bei Noa Danon kriegt man nicht alle Tage geboten.

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Die Marschallin (Noa Danon), hinten Octavian ( Lucia Cervoni) und Sophie (Julie Martin du Theil)

Auch Lucia Cervoni ist ein etwas hell timbrierter, doch hinreißender Octavian, der in allen Uniformen gute Figur macht, Julie Martin du Theil eine glockenklare, jungendlich selbstbewusste Sophie und Manfred Hemm ein markanter, in seiner hier wohldosierten Grobheit außergewöhnlich sympathischer Ochs. Zugegeben, man merkt schon, dass der Magdeburgischen Philharmonie einiges zur Delikatesse eines Strauss-Orchesters fehlt. Das klingt am Anfang etwas arg pauschal, aber Kimbo Ishii steigert sich, und hat da, wo es darauf ankommt, das Heft in der Hand.


FAZIT

Der Beitrag des Opernhauses Magdeburg zum Richard Strauss Jahr kann sich hören und vor allem sehen lassen.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Kimbo Ishii

Inszenierung
Olivia Fuchs

Bühne und Kostüme
Niki Turner

Dramaturgie
Ulrike Schröder



Opernchor des Theaters Magdeburg

Mitglieder des Opernkinderchores des
Konservatoriums „Georg-Philipp Telemann“

Magdeburgische Philharmonie  


Solisten

Die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg
Noa Danon

Der Baron Ochs auf Lerchenau
Manfred Hemm

Octavian
Lucia Cervoni

Herr von Faninal
Roland Fenes

Sophie
Julie Martin du Theil

Jungfer Marianne Leizmetzerin
Ute Bachmaier

Valzacchi
Manfred Wulfert

Annina
Undine Dreißig  

Ein Polizeikommissar
Wolfgang Klose

Ein Wirt
Andreas Früh

Ein Sänger
Iago Ramos

Ein Flötist
Jung-Bo Hahm

Eine adelige Witwe
Emilia Abacioaie

Drei adelige Waisen
Bo Mi Lee
Uta Zierenberg
Ilka Hesse

Eine Modistin
Jenny Stark

Ein Tierhändler
Yong Hoon Cho

Ein Friseur
Siegfried Buda

Vier Lakaien der Marschalpin
Mihail Sandu
Bartel Bukowski
Michael Mohr
Jörg Benecke

Leopold
Fran Heinrich

Ein Hausknecht
Pawel Stanislawow

Die alte Fledmarschallin
Gerda Haase

Mohamed
Buschra Elmalih



Weitere
Informationen

erhalten Sie vom
Theater Magdeburg
(Homepage)



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