Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur OMM-Homepage Zur Musiktheater-Startseite E-mail Impressum



Die Walküre

Erster Tag zum Bühnenfestspiel Der Ring des Nibelungen
Text und Musik von Richard Wagner

in deutscher Sprache mit Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 4h 30' (zwei Pausen)

Premiere am 7. Dezember 2013 im Opernhaus Leipzig


Theater-Logo

Oper Leipzig
(Homepage)

Bewegung ist alles….oder auch nichts

Von Joachim Lange / Fotos: Oper Leipzig / Tom Schulze

Ihren Beitrag zum großen Wagner-Jubiläumsjahr haben die Leipziger geleistet. Mit den drei frühen, aus dem Bayreuther Festspielhaus verbannten Werken sogar recht originell. Das Ding mit dem Ring in der Musikalischen Komödie und vieles andere kann man sich außerdem zu Gute halten. Wenn man will, dann lässt sich auch die kleinere, erste Hälfte des neuen Rings noch dazu rechnen. "Hälfte", weil mit Rheingold und Walküre zwei von vier Teilen stehen. "Kleinere", weil sich die Spieldauer des Rheingolds nicht allzu sehr vom ersten Aufzug der Götterdämmerung unterscheidet….

Szenenfoto Sieglinde und Siegmund

Nachdem Göttervater Wotan am Ende der Walküre-Premiere seine aufmüpfige Lieblingstochter Brünnhilde ins künstliche Straf-Koma versetzt und der tatsächlich auf sein Geheiß leibhaftig auftauchende, dafür zuständige Loge mit einer lässigen Handbewegung ein mäßig züngelndes Feuerchen entfacht hatte (für dessen Überwindung es keinen Superhelden braucht ), mischten sich unter den Beifall für die Protagonisten etliches Buhs für Ulf Schirmer.

Szenenfoto

"Wer Du bist, wüßt ich gern." Siegmund, Sieglinde, Hunding

Am Pult des Gewandhausorchesters ist das Unternehmen in Leipzig natürlich Chefsache. Doch obwohl er auch etliche packende Szenen imaginierte, fragte man sich besonders im ersten Aufzug, was ihn bewogen haben mag, derart auf der Bremse zu stehen und dieser so hinreißenden (alle Moralvorstellungen und Tabus brechenden) Wiederbegegnung der Zwillinge als Liebespaar die Dramatik zu versagen. Zum Glück hatten der sicher und klar auftrumpfende Siegmund Guy Mannheim und die leuchtende Sieglinde Christiane Libor genug Kraft, hier nicht einzubrechen. Auch James Moellenhoff blieb als Hunding stets souverän. Bei der großen Grundsatzdebatte über den Frontalangriff auf die herrschende Moral, die Wotan gegen seine Frau Fricka bekanntlich nicht sonderlich gut besteht, wird das besser. Auch im dritten Aufzug findet Schirmer schon mit dem Walkürenritt zu mehr packendem Drive. Doch es bleibt ein seltsam zwischen Ausbremsen und dann wieder Bläser- und Schlagwerkauftrumpfen changierendes Dirigat.

Szenenfoto Brünnhilde und Wotan

Bei den Protagonisten ist insgesamt Erfreuliches zu vermelden. Vor allem der neue Wotan Markus Marquardt besticht mit einer tadellosen Eloquenz und noblen Wucht als Göttervater. Kathrin Göring ist eine überzeugende Fricka, die so elegant streitet wie sie im wohl schönsten Kostüm aussieht, das Nicola Reichert zu der Neuproduktion bisher beigesteuert hat. Die stimmlich schlanke, manchmal auch spitze Brünnhilde von Eva Johansson schlägt sich mehr als respektabel, bleibt aber Geschmacksache. Die Walküren veranstalten den üblichen Walkürenlärm. Dieser Hit soll ja zum Fürchten sein. Und das packen die wie die Flinten-Amazonen ausstaffierten Damen mit ihrem "Hauptsache laut" allemal.

Regisseurin Rosamund Gilmore bleibt konsequent, weil sie szenisch auch in der Walküre auf die Wirkung der Bühnenarchitektur von Carl Friedrich Oberle setzt und die Personenführung wiederum an eine Hilfstruppe von mythischem Personal delegiert. Zwei einflüglige Reben(hälften) oder zwei einhörnige Widder-(hälften) verweisen auf das Walten der Götter und Brünnhilde hat immer ihren Grane-Schatten mit Gladiatoren-Aura dabei.

Szenenfoto

Siegmund und Sieglinde

Es beginnt in und auf einem wuchtigen Hunding-Bunker mit Lichtgittern und Stacheldraht auf dem Dach, und mit Stahltüren, dem Nothunggriff als Kleiderhaken und einem stabilen Tisch drinnen. Auf den wuchten sich dann die beiden etwas fülligen Zwillinge zum Liebesspiel, was nicht ohne unfreiwillige Komik ist. Zum Glück findet das dann in der Pause statt. Wotan trägt seinen Clinch mit Fricke vor recht lädierten herrschaftlichen Fassadenbruchstücken aus. Wenn Brünnhilde bei der Todesverkündigung zur Rebellin wird, sind es noch zwei einsame Wandteile. Die Metaphorik des Walkürenfelsen hat für sich genommen einen gewissen gespenstisch futuristischen Reiz. Eine schräg stehende Arkadenfassade erinnert an ein Vorbild aus Mussolinis Rom. Die unzähligen Stiefelpaare an die rekrutierten toten Helden. Neun solcher Musterexemplare in uniformiertem Weiß sind dann selbst in den intimsten Vater-Tochter-Abschiedsmomenten mit choreographischen Beiträgen dabei. Was freilich kaum davon ablenkt, dass Gilmore den Begriff Standpunkt hier etwas allzu wörtlich auf Wotan und seine Sippschaft anwendet. Und den eigenen ganz gut verbirgt. Wohl dafür gab es auch für sie einige lautstarke Buhs.


FAZIT

Die Ringfortsetzung in Leipzig ist vokal auf ansprechendem Niveau gelungen, doch beim Orchester und vor allem bei der szenischen Deutung enttäuschte diese Walküre.


Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Ulf Schirmer

Inszenierung
Rosamund Gilmore

Bühne
Carl Friedrich Oberle

Kostüme
Nicola Reichert

Choreographie
Rosamund Gilmore
in Zusammenarbeit mit den Tänzern

Video
Andy Zabel

Licht
Michael Röger

Dramaturgie
Christian Geltinger

Ein Tanzensemble

Gewandhausorchester Leipzig

Solisten

Siegmund
Guy Mannheim

Sieglinde
Christiane Libor

Hunding
James Moellenhoff

Wotan
Markus Marquardt

Brünnhilde
Eva Johansson

Fricka
Kathrin Göring

Gerhilde
Katja Beer

Ortlinde
Eun Yee You

Waltraute
Monica Mascus

Schwertleite
Sandra Janke

Helmwige
Josefine Weber

Siegrune
Jean Broekhuizen

Grimgerde
Karin Lovelius

Rossweiße
Bonnie Cameron

Grane
Ziv Frenkel



Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Oper Leipzig
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2013 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -