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West Side Story

Musical nach einer Idee von Jerome Robbins
Buch von Arthur Laurents
Gesangstexte von Stephen Sondheim
Musik von Leonard Bernstein


in deutscher Sprache, Songs in englischer Sprache (ohne Übertitel)

Aufführungsdauer: ca. 3h (eine Pause)

Premiere im Theater Detmold am 13. September 2014
(rezensierte Aufführung: Gastspiel im Theater- und Konzerthaus Solingen am 12. Juni 2014)


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Landestheater Detmold
(Homepage)
Bandenkrieg aus dem Theaterkoffer

Von Stefan Schmöe / Fotos: Landestheater Detmold


Szenenfoto Die "Jets"

Heute Gastspiel in Solingen. Das Reisen und das Bespielen von Bühnen ohne eigenes Ensemble gehört für ein Landestheater wie das in Detmold zum künstlerischen Auftrag und damit zum Alltag. In diesem Fall hat man die West Side Story in der Regie von Kay Metzger und der Ausstattung von Petra Mollérus im Gepäck, und die zeigt exemplarisch, wie man mit wenigen, reisetauglichen Mitteln spannendes Theater machen kann. Ein paar rollbare Bühnenelemente reichen aus, auf der einen Seite triste Betonmauer, auf der anderen Innenraum, von den Akteuren mit ein paar Handgriffen verschoben und den Erfordernissen angepasst. Selbst die Balkonszene dieser modernen Romeo-und-Julia-Variante lässt sich damit sehr schön und beinahe archetypisch einfangen: Sie steht oben, er klettert die Eisensprossen der (Beton-)Wand hinauf, den Rest besorgt die kluge Beleuchtung.

Szenenfoto

Die "Sharks"

Als Intendant des Detmolder Theaters leistet Kay Metzger sehr erfolgreich den Spagat, einerseits dem heimischen Stammpublikum ein kontinuierlich anspruchsvolles Programm zu bieten (in dieser Spielzeit mit Written on Skin als Opern-Höhepunkt), gleichzeitig aber bei den vielen Gastspielen auf ein weniger opernerfahrenes Publikum einzugehen. Im Falle der West Side Story möchte man sicher auch verstärkt junge Zuschauer gewinnen. Das mag ein Grund sein für Metzgers Neigung zur Stilisierung: Vieles sehr scharf zuzuspitzen, schnell fassbar und manchmal überdeutlich. Hier sind die beiden rivalisierenden Straßengangs schon farblich deutlich unterschieden. Die einheimischen Jets sind in blau und grau, die puertoricanischen Sharks in orange und schwarz gekleidet. Obwohl Police Officer Krupke eindeutig nach Ney York gehört, lässt Metzger keinen Zweifel daran, dass diese Geschichte gerade irgendwo in der Vorstadt einer deutschen Metropole spielt. Die Sprache passt sich vorsichtig (aber nicht anbiedernd) deutschem Schulhofslang an. Hier lassen sozial Unterprivilegierte ihre angestauten Aggressionen an anders Unterprivilegierten aus. Man muss nicht gleich das große Wort von der "Parallelelgesellschaft" bemühen, aber soziale Milieus mit strengem Ehrenkodex (dazu gehört, dass man bei Liebschaften unter sich bleibt), gibt es sicher auch im beschaulichen Detmold (im doppelt so großen Solingen sowieso).

Szenenfoto Und dazwischen: Maria und Tony (hier: Katharina Ajyba und Kai-Ingo Rudolph)

Die wie beiläufig mitinszenierte Aktualität gibt der Aufführung Profil, und wenn sie mitunter doch etwas "pädagogisch" wirkt, dann weniger dieser Ausrichtung als vielmehr der allzu deutlichen Überzeichnung. Metzger hat handwerklich ganz ausgezeichnet gearbeitet, in der Personenregie sitzt jede Geste, jede Figur erhält ein individuelles Profil. Nie verleugnet die Inszenierung, dass wir hier im Theater sind - das ist keine möglichst realistische Nachzeichnung einer vermeintlichen Realität, sondern ein Kunst-Stück mit Wiedererkennungswert. Aber der Tony von Patrick Schenk (mit im Piano etwas flattriger, im Forte aufblühender, jugendlich leichter Stimme) ist etwas zu nett, die Maria (Catalina Bertucci mit schönem, opernhaft lyrischem Sopran) etwas zu naiv, die Mitglieder der Gangs ein wenig zu schräg (und ein wenig zu bemüht jugendlich). Da fehlt der Regie zum ganz großen Glück ein wenig Coolness, Lässigkeit, Leichtigkeit jenseits aller Theaterpädagogik.

Die Choreographie von Richard Lowe ist flott, das große Ensemble tanzt, singt und spielt sehr engagiert und ordentlich. Herauszuheben ist die ganz ausgezeichnete Anita von Sigrid Brandstätter. Das eigene Orchester haben die Detmolder diesmal daheim gelassen, denn in Solingen und im benachbarten Remscheid sind die Bergischen Symphoniker beheimatet, die unter der Leitung ihres Chefdirigenten Peter Kuhn die aggressiv harten Passagen der Musik wirkungsvoll knallig spielen, in den heikleren lyrischen Stücke trotz gelegentlicher kleiner Wackler sehr passabel musizieren.


FAZIT

Eine stellenweise etwas angestrengt pädagogische, aber im Ganzen überzeugende Produktion.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Peter Kuhn

Inszenierung
Kay Metzger

Ausstattung
Petra Mollérus

Choreographie
Richard Lowe

Fight Coordinator
Martin Kiuntke

Dramaturgie
Elisabeth Wirtz



Die Bergischen Symphoniker


Solisten

* Besetzung der rezensierten Aufführung

Riff
Raphael Dörr
* Sascha Stead

Tony
Kai-Ingo Rudolph
* Patrick Schenk

Action
Raphael Dörr
* Sven Niemeyer

Arab
Jörn Ortmann

Baby John
* Fabian Kaiser
Stephan Luethy

Snowboy
Keegan Raven May

Professor
Gaëtan Chailly

Diesel
Fabian Kaiser
* Robin Koger

Graziella
Caroline Lusken

Velma
Charline Pinxteren-Dujardin

Anybodys
Stevie Taylor

Betsy
Mireia Facal

Sandy
Isabella Heymann

Jessi
Alexia Anderson Koutzis

Mary Lou
Karina Campos Sabas

Bernardo
* Martin Kiuntke
Robin Koger

Maria
Katharina Ajyba
* Catalina Bertucci

Anita
Ico Benayga
Andrea Sánchez del Solar
* Sigrid Brandstetter

Chino
Adonai Luna

Pepe
Egid Minác

Indio
Narcís Subatella Sánchez

Luis
Jérôme Peytour

Juano
Stephan Carluccio
* Vladimir Karadjov
Patrick Zimmermann

Rosalia
Sorina Kiefer

Consuelo
Janina Moser

Francisca
Julia Bielinski

Teresita
Gisela Fontarnau i Galea

Doc
*Joachim Ruczynski
Wolfgang von der Burg

Schrank
Johannes-Paul Kindler
*Henry Klinder

Krupke
* Manfred Ohnoutka
Jürgen Roth

Gladhand
Marco Struffolino

Eine Frau
Brigitte Bauma
*Milena Stefanski
Anna Werle

Eine Pennerin
Guta G. N. Rau



Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Landestheater Detmold
(Homepage)



Da capo al Fine

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