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Massenets Werther in Starbesetzung Von Ursula Decker-Bönniger Berlin hat Platz für alle! Während Zehntausende auf der Fanmeile das Spiel Deutschland – Portugal sehen, finden sich doch erstaunlich viele in der Philharmonie ein, um das Gastspiel der Deutschen Oper, die Premiere von Massenets konzertant aufgeführtem Werther zu erleben. Immerhin gibt der junge Tenorstar Vittorio Grigolo nur am Montag- und Donnerstagabend sein Rollendebüt und an seiner Seite sind so brillante Stimmen wie der Mezzosopran Ekaterina Gubanovas und der Sopran Siobhan Staggs. Massenets Komposition, 1892 nicht in Paris sondern an der Wiener Hofoper uraufgeführt, eignet sich besonders zur konzertanten Darbietung. Es gibt nur wenige Ensembleszenen. Gesang, Erinnerungsmotive, Bühnenmusik, emotionale Befindlichkeit und symphonische Reflexionen – alles fließt ineinander. Und Donald Runnicles und das Orchester der Deutschen Oper Berlin verstehen es meisterhaft den mit Orgel, Celesta, Harfe und Alt-Saxophon besonders farbenreichen Orchestersatz Massenets dynamisch, transparent und homogen im Klang vor Augen zu führen. Ob sich klanggewaltig die tragische Entwicklung der Liebe von Werther und Charlotte ankündigt oder leicht und verspielt die Lebenslust Sophies die düstere Atmosphäre aufhellt, immer scheint der Gesang durch die Musik seine dramatische Intensität zu erhalten. Auch Vittorio Grigolo liebt die theatralen Gesten. Er ist ein symbolisch mit Notenständer und Klavierauszug kommunizierender, stürmisch drängender Werther, der mit wunderbarem Schmelz und klarem, metallisch grundiertem Tenor seine Liebeserklärungen schwärmt, gefühlvoll schmachtet und haucht, während die freundschaftlichen Gefühle dem Ehemann Albert gegenüber im Falsett bekundet werden. Was an diesem Abend an vielen Stellen zu wenig aufleuchtet, sind die großen, lyrischen Bögen, der lange Atem, auf dem sich die schwärmende Leidenschaft verströmt. Ekaterina Gubanova hat diesen langen Atem. In großen, nicht enden wollenden Melodiebögen ist sie zunächst ganz die zurückhaltende, pflichtbewusste junge Frau. Ihr tief grundierter, klangvoll vibrierender Mezzosopran kontrastiert wohltuend mit dem gestenreichen, in ständigem dynamischen Kontrast singenden Grigolo. Und wenn sie, zu Beginn des dritten Aktes Werthers Briefe liest, entfaltet sich ein emotional anrührender, wunderbarer Dialog mit dem Orchester, in dem sie, einsam, ihre Liebe beschwört und zugleich Stärke und Standfestigkeit erfleht, ihr zu widerstehen. Shiobhan Stagg, die junge, australische Sopranistin, die in diesem Jahr den zweiten Preis beim Internationalen Mozartwettbewerb und den ersten Preis beim Richard Strauß Wettbewerb gewann und Stipendiatin des Förderkreises der Deutschen Oper Berlin ist, interpretiert die Rolle der Sophie. Ihr lyrischer Sopran erstrahlt zunächst in verhaltener Fröhlichkeit, erweitert klangschön das musikalische Genrebild des ersten Aktes, um sodann als tönernes, weibliches Gegenbild zu Charlotte die jugendliche Lebenslust zu verkörpern. Sie klebt nicht am Klavierauszug, sondern trägt ihre Passagen meistens auswendig vor, meistert die interpretatorischen Herausforderungen einer konzertant interpretierten Oper mit Bravour. Ebenso Jörg Schörner, der die Rolle des Schmidt, Freund des Amtmanns interpretiert und mit sparsamen Haltungen die Lebendigkeit der szenischen Ausgestaltung nicht allein dem Orchester überlässt. FAZIT Star des Abends ist Donald Runnicles und das Orchester der Deutschen Oper Berlin. Vittorio Grigolo konnte zumindest an diesem Abend den großen interpretatorischen Erwartungen nicht gerecht werden. Ekatarina Gubanova und Shiobhan Stagg überzeugen als Charlotte und Sophie. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung Kinderchor
Solisten
Werther
Charlotte
Albert
Sophie
Schmidt
Johann
Brühlmann
Käthchen
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E-Mail: oper@omm.de
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