Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
|
|
Festspielreif Von Christoph Wurzel / Foto: Bettina Stöß Ein festspielreifer Don Carlo veredelte schließlich die Berliner Verdi-Tage. Ein Jammer, dass nur die vieraktige Fassung gezeigt wurde, besonders angesichts dieser Besetzung mit Anja Harteros als Elisabeth und Russell Thomas als Carlo. Zu Recht ist Anja Harteros ja mittlerweile an die Spitze der jugendlich-dramatischen Verdisoprane vorgerückt, in ihrer sängerischen wie darstellerischen Präsenz braucht sie keinerlei Konkurrenz mehr zu fürchten. Bei ihr summieren sich die perfekte Kontrolle über die Stimme und eine unverstellte Natürlichkeit zu einem außerordentlichen Charisma. Und der afroamerikanische Tenor Russell Thomas stand ihr ebenbürtig zur Seite, eine junge Stimme mit viel Strahlkraft und perfekter Technik. Beide Stimmen verschmolzen in der Abschiedsszene im letzten Akt zu wundervoller Einheit. Nicht genug dieser Stimmenpracht: Violetta Urmana als souveräne Eboli, Hans-Peter König als wahrhaft majestätischer Philipp und mit pechschwarzem Fürchtebass Albert Pesendorfer als Großinquisitor komplettierten noch diese Spitzenbesetzung. Dalibor Jenis sang den Posa mit kernigem Bariton, mitunter rutschte die Stimme allerdings leicht ins Kehlige. Unter Donald Runnicles zeigten sich auch Chor und Orchester an diesem Abend von ihrer besten Seite. Klare Bilder im Don Carlo Die Regie von Marco Arturo Marelli (auch Bühnenbild, Kostüme und Licht) will nicht mit angestrengten Effekten punkten, sondern lässt den Sängerdarstellern viel Raum für eine subtile und durchweg glaubwürdige Entwicklung ihrer Rollen, was sich bei dieser Besetzung als genau der richtige Weg erweist. Dabei wird eine Aussage unmissverständlich herausgearbeitet: Kritik an der erdrückenden Macht von Staat und vor allem der Kirche über das persönliche Glück. Die mobilen geometrischen Bühnenelemente ergeben für jede Szene den passenden Raum, formen sich aber immer so, dass in der Mitte ein großes, bedrohlich wirkendes Kreuz entsteht. Die Kostüme sind dezent historisch gehalten, alles konzentriert sich auf die Psychologie der Figuren. Eine perfekt ausgeklügelte Lichtregie schafft die eindrucksvolle Atmosphäre und verleiht als Höhepunkt dem Autodafé großartige Wirkung. Dass Regie auch ohne spektakuläre Effekthuberei schlüssige, faszinierende Bilder auf die Opernbühne bannen kann, wird in dieser Produktion geradezu exemplarisch belegt. Weitere Rezensionen zum
Verdi-Schwerpunkt 2013
Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische
Leitung
Orchester der
Solisten
Filippo II
|
© 2014 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de
- Fine -