Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum



Il trovatore

Dramma in vier Akten
von Salvatore Cammarano
Musik von Giuseppe Verdi

In italienischer Sprache mit niederländischen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 50' (eine Pause)

Konzertante Aufführung im Concertgebouw Amsterdam
am 14. September 2013


Homepage

Zaterdagmatinee
(Homepage)
Ein Trovatore comme il faut

Von Thomas Tillmann /


Mit einer fast komplett italienischen und damit muttersprachliche Kompetenz einbringenden, fein aufeinander abgestimmten Besetzung für Verdis Il trovatore erfüllte Casting Director Mauricio Fernández einmal mehr die Erwartungen bei der ersten Zaterdagsmatinee der Saison 2013/2014.

Maria Agresta ist eine der interessanteren italienischen Sopranistinnen unserer Tage, in denen viele Virtuosität und Dramatik erfordernde Partien Verdis schwerer zu besetzen sind als hochdramatische von Wagner - Anna Netrebkos langweilige, weder technisch noch interpretatorisch wirkliche Eignung oder gar Meisterschaft erkennen lassende CD ist da schon als symptomatisch zu bezeichnen (dass manche Kollegen trotzdem jubeln, zeigt, dass sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, denn die Russin ist ja nicht die erste seit der Aufzeichnung der menschlichen Stimme, die ein solches Album vorlegt, und dass die Netrebko eine attraktive Frau ist, ist kein wirkliches Kriterium für die Besprechung einer Tonaufnahme). Die Agresta ist mit ihrem dunkel getönten lyrischen Sopran sicher noch auf dem Weg ins Spintofach, die Stimme besitzt aber bereits die nötige Stamina, die man schon für die erste Arie braucht, spätestens aber für den letzten Akt, und das technische Finish etwa für Triller, Koloraturen und zum Teil wirklich sensationelle Piani, sie weiß elegant zu phrasieren und punktet mit ihrer leuchtenden Höhe, mit denen sie auch Ensembleszenen wunderbar krönt, die Stimme strömt, klingt wunderbar gesund und berührt auch wirklich.

Piero Pretti ist trotz seiner eher lyrischen, aber nicht allzu hellen Tenorstimme alles andere als ein vokales Leichtgewicht, auch wenn er etwa mit dem Duca di Mantova vorerst sicher noch besser beraten ist als mit dem Manrico (den er allerdings auch schon in einigen italienischen Städten gegeben hat, trotzdem war er der einzige Sänger, der den Klavierauszug dabei hatte). Man freute sich über das schöne Legato, das er keinen Augenblick aufgab, über die feinen Piani an den richtigen Stellen, das investierte Herzblut, die Sorgfalt und den Geschmack bei der Gestaltung im Ah! Si ben mio, die große Bandbreite an Farben und Nuancen, die Eleganz, mit der er die Stretta eben nicht zum Reißer werden ließ, sondern zu einem echten vokalen Höhepunkt. Natürlich kann man diese Partie auch dramatischer besetzen, aber man muss es nicht, wenn so viel Anderes auf der Habenseite zu finden ist.

Nicola Alaimo kreierte einen brutalen, zornigen, aber eben auch sehr verliebten, verletzten Luna, sein Il balen war der Showstopper des Nachmittags, bewies er doch hier, dass er seine mächtige Stimme dank großer mezza-voce-und Pianoqualitäten auch sehr intim und elegant einsetzen kann. Nicht ganz mein Fall war Renata Lamanda mit etwas topfigem, herben Ton und klingelnder, behäbiger Höhe, dennoch war sie natürlich eine ordentliche Azucena mit einiger Ausstrahlung, Persönlichkeit und eindrucksvoller Tiefe. Mirco Palazzi bestach als Ferrando mit einer leicht ansprechenden, flexiblen, über die richtige tonliche Fülle, eine ordentliche Portion Schwärze, aber auch souveränes Legato verfügenden Bassstimme; allerdings hätte man aus der gruseligen Erzählung interpretatorisch noch etwas mehr machen können. Annalisa Stroppa war eine auch in ihren kurzen Beiträgen eine sehr persönliche Farbe erkennen lassende Ines, und auch Erik Slik (Ruiz), Lars Terray (vecchio zingaro) und Alan Belk (messo) erledigten ihre Aufgaben auf ansprechendem Niveau.

Allerhöchste Qualität bot der Groot Omroepkoor in der exzellenten Einstudierung von Nicholas Jenkins, da hörte man wirklich die gesamte dynamische Bandbreite in Vollendung, eine durchdachte Phrasierung, da klapperte kein Einsatz, im Gegenteil, da hatte man die längste Zeit das Gefühl, als käme der Gesang aus einer, nicht aus Dutzenden von Kehlen.

Giancarlo Andretta hatte sich für einen federnden, mitunter beinahe tänzerischen, stets eleganten Impetus ohne vulgäre Überzeichnungen und eigenwillige Effekte entschieden, er entlockte dem Radio Filharmonisch Orkest einen warmen Klang und arbeitete den Sängerinnen und Sängern stets zu – so soll es sein.


FAZIT

Verdis so oft gescholtener, in diesem Jahr 160 Jahre alter Troubadour erlebt in den letzten Jahren so etwas wie eine Renaissance, man schaut gespannt auf die angekündigten Produktionen an der Staatsoper Berlin im Herbst oder bei den Salzburger Festspielen des kommenden Sommers. Diese konzertante Aufführung hat in musikalischer Hinsicht einen hohen Standard gesetzt.
Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Giancarlo Andretta

Choreinstudierung
Nicholas Jenkins



Groot Omroepkoor

Radio Philharmonisch
Orkest


Solisten

Il conte di Luna
Nicola Alaimo

Leonora
Maria Agresta

Azucena
Renata Lamanda

Manrico
Piero Pretti

Ferrando
Mirco Palazzi

Ines
Annalisa Stroppa

Ruiz
Erik Slik

Un vecchio zingaro
Lars Terray

Un messo
Alan Belk





Weitere Informationen
erhalten Sie von
Zaterdagmatinee
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2013 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -