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Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg

Oper in drei Aufzügen
von Richard Wagner
Musik von Richard Wagner

In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 4h 30' (zwei Pausen)

Premiere im Opernhaus Zürich am 30. Januar 2011
Wiederaufnahme: 13. Januar 2013

Besuchte Aufführung: 26. Januar 2013


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Opernhaus Zürich
(Homepage)
Sängerfest zu Beginn des Wagnerjahres

Von Thomas Tillmann / Fotos von Suzanne Schwiertz


Harry Kupfers vielleicht nicht gerade sensationelle, aber auch beim Wiedersehen immer noch sehr stringente Inszenierung des Tannhäuser (unsere Rezension der Premierenserie) erfuhr durch das Engagement von Anja Harteros als Elisabeth keine geringe Aufwertung, was keineswegs die hervorragende Leistung von Nina Stemme im selben Part vor zwei Jahren schmälern soll; beide Künstlerinnen sind auf ihre Weise großartige Besetzungen für die Nichte des Landgrafen. Die Deutsch-Griechin überzeugte in der besuchten Repertoirevorstellung mit dem richtigen jubelnden Überschwang und der leuchtenden Jugendlichkeit in der schlanken, aber nicht kleinen und auch in Mittellage und Tiefe klangvollen, tragfähigen, zurecht immer wieder als sehr edel timbriert beschriebenen Stimme und mit wunderbar verinnerlichten, fein gesponnenen Piani, und in der royalblauen Abendrobe war sie einfach auch eine strahlend schöne Frau auf der Bühne. Wenn man doch beckmessern wollte, dann noch am ehesten wegen ein paar allerhöchster Töne, die nicht ohne hörbaren Kraftaufwand und ohne die letzte Selbstverständlichkeit kamen, und ich fand den Star auch darstellerisch etwas betulich und eindimensional, gerade im Vergleich zu ihrer Vorgängerin, die insgesamt mehr aus der Rolle machte.

Hatte ich vor zwei Jahren noch gedacht, man könnte den Wolfram kaum besser singen als Michael Volle es tat, so belehrte mich Markus Eiche nun eines Besseren: was für eine weiche, entspannte Tongebung, welche stimmliche Schönheit, welche Eleganz in der Phrasierung, welche Legatokultur, welch perfekte mezza voce, welche Textdeutlichkeit (ohne allzu "pädagogisch" zu werden), welche darstellerische Tiefe!


Vergrößerung Venus (Vesselina Kasarova) und Tannhäuser Peter Seiffert)

Peter Seiffert hat größere Fans als den Rezensenten, aber nach drei langen Aufzügen muss ich konzedieren, dass man die schwierige Rolle erst einmal auf diesem Niveau durchhalten muss, auch wenn es vor allem im ersten Aufzug einige unstete, wobbelige Töne im Forte gab und der Schluss dieses Aktes ihn an gewisse Grenzen führte. Positiv ist hingegen hervorzuheben, dass die durchdringende Stimme in vielen Momenten noch über die Vorzüge der Anfängerjahre im lyrischen Fach verfügt, auch der unbedingte Ausdruckswille bis hin zu erfreulich wenigen gebrüllten Passagen ist durchaus zu loben. Darstellerisch steht ihm die beträchtliche Körperfülle allerdings inzwischen einige Male im Weg, da wird das eine oder andere Mal geschmunzelt im Parkett, das permanente Hochziehen der Frackhose im zweiten Teil müsste wohl auch nicht sein.

Jan Hendrik Rootering dagegen hat sich sicher über die späte Anfrage gefreut, noch einmal den Landgrafen zu singen, mit dem er 1986/87 an der New Yorker Met debütiert hat, aber die vielen Jahre sind der sehr klein und blass gewordenen Stimme jetzt doch allzusehr anzuhören, so dass sich das Publikum auch nur zu sehr höflichem Beifall entschließen konnte. Mehr war auch für Vesselina Kasarova an diesem Abend nicht zu holen, was ich ein wenig ungerecht fand, denn vokal blieb sie der gemeinen Venus-Partie kaum etwas schuldig - ein paar gellende Acuti am Ende passten durchaus zur verärgerten Göttin. Dass sie die Rolle indes nach wie vor in einem dem Deutschen allenfalls ähnelnden Idiom singt, scheint nicht abstellbar zu sein.


Vergrößerung

Rockt: (Peter Seiffert)

Unter den Sängern tat sich der attraktive, spielfreudige Erik Anstine als Biterolf mit interessantem, einige Rauhheiten aufweisendem Bass und entschlossenen Tönen hervor, während ich Fabio Trümpys schauspielerische Bemühungen um den Walther eher aufdringlich fand und diese kaum davon ablenken konnten, dass man hier ein stimmliches Allzuleichtgewicht besetzt hatte. In den weiteren Partien gab es keine Ausfälle, Rebeca Olvera ließ als junger Hirte aufhorchen.

Marc Albrecht brauchte am Pult des jetzt Philharmonia Zürich genannten Orchesters bis zum (sehr emphatisch eingeleiteten) dritten Aufzug, um von einer ziemlich allgemeinen, mitunter arg oberflächlichen, etwas unraffinierten al-fresco-Lesart zu berührender Dichte und großer Spannung zu finden, etwas konzeptlos war zuvor das Spiel des Kollektivs und nicht mehr so fein austariert wie in der Premierenserie.


FAZIT

Das Wiedersehen und -hören hat sich mit einigen kleineren Abstrichen gelohnt.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Marc Albrecht

Inszenierung
Harry Kupfer

Szenische Einstudierung
Sylvie Döring

Bühnenbild
Hans Schavernoch

Kostüme
Yan Tax

Lichtgestaltung
Jürgen Hoffmann

Choreografie
Philipp Egli

Choreinstudierung
Ernst Raffelsberger

Video-Bearbeitung
Timo Schlüssel



Chor, Zusatzchor
und Chorzuzüger
der Oper Zürich

Statistenverein am
Opernhaus Zürich

Tänzerinnen und
Tänzer

Philharmonia Zürich

Englischhorn:
Maria Alba Carmona Tobella


Solisten

Heinrich,
Landgraf von Thüringen
Jan-Hendrik Rootering

Tannhäuser
Peter Seiffert

Wolfram von Eschenbach
Markus Eiche

Walter von der Vogelweide
Fabio Trümpy

Biterolf
Erik Anstine

Heinrich der Schreiber
Peter Straka

Reinmar von Zweter
Tomasz Slawinski

Elisabeth, Nichte
des Landgrafen

Anja Harteros

Venus
Vesselina Kasarova

Ein junger Hirte
Rebeca Olvera

Vier Edelknaben
Alissa Davidson
Isabel Kriszun
Rebecca Rüegger
Claire Schurter





Weitere
Informationen

erhalten Sie vom
Opernhaus Zürich
(Homepage)



Da capo al Fine

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