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Glückliche Reise

Operette in drei Akten (fünf Bildern)
Text von Max Bertuch und Kurt Schwabach, Fassung für die Wuppertaler Bühnen von Johannes Weigand
Musik von
Eduard Künneke

in deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (eine Pause)

Übernahme-Premiere im Opernhaus Wuppertal am 18. November 2012
(Premiere im Teo Otto Theater Remscheid am 31.10.2012)


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Wuppertaler Bühnen
(Homepage)
Beschwingtes Fernweh der 30er Jahre


Von Thomas Molke / Fotos von Uwe Stratmann

Von den mehr als 20 Operetten, die Eduard Künneke im Zeitraum von 1919 bis 1949 komponierte, findet man im Repertoire der Opernhäuser heutzutage eigentlich nur noch sein wohl bekanntestes Werk Der Vetter aus Dingsda, obwohl seine Operette Glückliche Reise von 1932, die eigentlich unter dem Titel Liebe ohne Grenzen ihre Uraufführung im Theater am Kurfürstendamm in Berlin erleben sollte, lange Zeit vergleichbare Erfolge feiern konnte. Zu nennen ist hier zum einen die Verfilmung von Thomas Engel aus dem Jahr 1954 mit Paul Hubschmid, Inge Egger, Paul Klinger, Peer Schmidt und Ina Peter in den Hauptrollen. Zum anderen hat auch Max Raabe dazu beigetragen, dass beispielsweise durch seine Einspielung des Schlagers "Am Amazonas" mit dem Palast-Orchester die schmissigen Melodien Künnekes nicht in Vergessenheit geraten sind. Um diesem Werk auch auf der Bühne wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken, hat Opernintendant Johannes Weigand diese Operette in einer peppigen Inszenierung auf den Spielplan gestellt.

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"Am Amazonas, da wohnen unsere Ahnen und werfen mit Bananen": Stefan (Olaf Haye, Mitte) schwärmt vom Urwald (links hinten: Ludmilla (Annemarie Tributh), rechts: Homann (Gregor Henze) in der Mitte: Damenchor).

Die Handlung ist ähnlich verrückt, wie man es aus den Operetten der 20er und 30er Jahre gewohnt ist. Robert von Hartenau und Stefan Schwarzenberg kehren nach vielen Jahren aus dem brasilianischen Urwald nach Berlin zurück, um dort zwei Berliner Mädchen kennen zu lernen, mit denen sie bereits seit gewisser Zeit in Briefkontakt stehen. Allerdings haben es alle in ihren Briefen mit der Wahrheit nicht so genau genommen. So hat die eine, Monika Brink, eine Sekretärin in einem Reisebüro, sich einerseits als wohlhabende Millionärin ausgegeben, die ständig auf Reisen ist, während sie andererseits auch noch die Briefe für ihre Freundin und Kollegin Lona verfasst hat, die bereits mit dem wesentlich älteren Regierungsrat Hübner verlobt ist. Die beiden Männer hingegen haben in ihren Briefen den Eindruck erweckt, eine große Farm in Südamerika zu bewirtschaften, obwohl sie eigentlich völlig mittellos sind. Nachdem die ganzen Lügengeschichten aufgeflogen sind, siegt nach einer durchwachten Nacht die Liebe, und Robert und Stefan beschließen, mit den beiden Mädchen nach Südamerika aufzubrechen, auch wenn nicht klar ist, wie sie die Überfahrt eigentlich finanzieren wollen.

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"Schatz, der erste Satz": Monika (Annika Boos) zwischen ihrem Chef Homann (Gregor Henze, links) und Stefan (Olaf Haye, rechts)

Johannes Weigand verzichtet in seiner Inszenierung auf eine Aktualisierung der Handlung und fängt so mit den liebevoll gestalteten Kostümen von Markus Pysall das Flair der frühen 30er Jahre des letzten Jahrhunderts ein. Der Urwald im ersten Bild entspricht mit dem knallbunten Hintergrund und den aufgemalten Pflanzen wohl eher der westeuropäische Vorstellung der damaligen Zeit über ferne Länder als den realen Zuständen, was sich auch in den Prospekten des Reisebüros Homann im zweiten Bild widerspiegelt. Durch musikalische Zwischenspiele werden die Umbaupausen zwischen den einzelnen Bildern geschickt überbrückt und lassen keine Langeweile aufkommen. Was einzelne Sprechpassagen vor allem im ersten Bild an Längen aufweisen, holen die flotten Melodien mit den einfallsreichen Choreographien von Götz Hellriegel an Tempo wieder auf, so dass die zweieinhalb Stunden nahezu im Flug vergehen und man beschwingt das Theater am Ende verlässt, auch wenn sich der einen oder anderen Frauenrechtlerin vielleicht bei dem präsentierten Frauenbild die Nackenhaare sträuben dürften.

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Zwischen Lona (Elena Fink) und Robert (hier: Boris Leisenheimer) hat es gefunkt.

Der große Erfolg des Abends dürfte neben der stimmigen Inszenierung und der guten musikalischen Umsetzung der teils operettenseligen, teils jazzigen Rhythmen Künnekes durch das Sinfonieorchester Wuppertal vor allem dem spielfreudigen Ensemble zu verdanken sein. Da sind zunächst einmal die Damen des von Jens Bingert einstudierten Chors zu nennen, die nicht nur als reisewütige Tanzgruppe mit dem Fernziel Südamerika in exotischen Kostümen eine gute Figur machen, sondern auch solistisch Akzente setzen, wenn zum Beispiel Käte (Katharina Greiß) als Sekretärin im Reisebüro ständig mit dem Laufburschen flirtet oder Ludmilla (Annemarie Tributh) als ältliche Jungfer insgeheim ihren Chef anhimmelt, von ihm aber keinerlei Beachtung erhält. Auch Qian Zhang ist sich als leicht dümmliche Squaw Sarah im brasilianischen Urwald für keine Demütigung durch die Männer zu schade.

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Und auch für Monika (Annika Boos) und Stefan (Olaf Haye) gibt es ein Happy End.

Eine Glanzleistung liefert Gregor Henze als Reisebüroleiter Homann ab, obwohl sein Einsatz bis kurz vor der Premiere noch in Frage stand. Bei der Generalprobe am Tag zuvor hatte er sich nämlich eine Verletzung am Bein zugezogen, so dass er nur mit einem Beinschiene und einer Krücke auftreten konnte und einige Tanzszenen für ihn kurzfristig umdisponiert werden mussten. Allerdings versteht Henze es jedoch, sein Handicap geschickt in die Inszenierung einzubauen, und erweckt so schon beinahe den Eindruck, die Krücke sei in der Inszenierung beabsichtigt. Großes komödiantisches Talent beweist er auch, wenn er im dritten Bild nach der Pause leicht betrunken den Schlager "Das Leben ist ein Karussell" anstimmt, wobei er sich von zwei Krankenschwestern verwöhnen lässt, bevor er ein Bad im Wannsee nehmen will, ohne Badehose, wie er betont. Auch das Terzett "Schatz, der erste Satz" mit Annika Boos und Olaf Haye entwickelt sich musikalisch und szenisch zu einem weiteren Höhepunkt des Abends.

Die beiden Liebespaare sind ebenfalls gut besetzt. Olaf Haye überzeugt als Stefan Schwarzenberg mit beweglichem Bariton und großartigen Tanzeinlagen, die er sowohl bei dem Evergreen "Am Amazonas" als auch in den zahlreichen Duetten mit Annika Boos zum besten gibt. Boos versprüht als stets unpünktliche Monika Brink quirligen Charme und steht mit ihren Tanzeinlagen Haye in nichts nach. Christian Sturm gefällt als Robert von Hartenau mit großer Spielfreude und tenoralem Schmelz, so dass es für ihn ein Leichtes ist, Lonas Herz zu gewinnen. Elena Fink zeichnet die Lona Vonderhoff gekonnt spröde und verlangt Sturm einige Anstrengung ab, um sie von ihrer geplanten Hochzeit mit dem Langweiler Hübner (Stephan Ullrich) abzubringen. Finks Stimme ist dabei für die Partie schon fast ein wenig zu schwer. Dennoch gibt auch sie mit Sturm ein ideales Paar ab, so dass alle Beteiligten am Ende mit lang anhaltendem und frenetischem Beifall überschüttet werden.

FAZIT

Wer leichte Unterhaltung sucht, ist in dieser Produktion bestens aufgehoben. Vor allem für den Silvesterabend ist diese kurzweilige Operette empfehlenswert.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Tobias Deutschmann

Inszenierung
Johannes Weigand

Bühne und Kostüme
Markus Pysall

Choreographie
Götz Hellriegel

Licht
Henning Priemer

Choreinstudierung
Jens Bingert

Dramaturgie
Ulrike Olbrich

 

Damenchor
der Wuppertaler Bühnen

Statisterie der
Wuppertaler Bühnen

Sinfonieorchester Wuppertal


Solisten

*Premierenbesetzung

Lona Vonderhoff
*Elena Fink /
Manja Sabrowski

Robert von Hartenau
Boris Leisenheimer /
*Christian Sturm

Monika Brink
Annika Boos

Stefan Schwarzenberg
Olaf Haye

Homann
Gregor Henze

Regierungsrat Hübner / Kapitän Brangersen
Stephan Ullrich

Sarah
Qian Zhang

Managerin Bielefeld
Dorothee Fischer

Ludmilla
Annemarie Tributh

Käte
Katharina Greiß

Paul
Laurenz Paas


Weitere Informationen
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Da capo al Fine

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