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Musiktheater
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Der Liebestrank
 (L’elisir d’amore)

Melodramma giocoso in zwei Akten
Libretto von Felice Romani nach Augustin Scribes  Le Philtre
Musik von Gaetano Donizetti


In italienischer Sprache mit deutschen Seitentiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 30’ (eine Pause)

Premiere im Theater am Domhof am 19. Januar 2013
(rezensierte Vorstellung am 25. Januar 2013
)

 

Logo: Theater Osnabrück

Theater Osnabrück
(Homepage)

Ein Liebestrank aus Milch und Schnaps          

Von Ursula Decker-Bönniger / Fotos von Marek Kruszewski

Wie man das musiktheaterbegeisterte Publikum bei diesen frostigen Temperaturen mit einer herzigen, italienschen Liebesgeschichte  aufwärmen kann, zeigt das Theater Osnabrück mit seiner neuen, beeindruckend stimmigen Produktion: einer unterhaltsamen, humorvoll untermalten Inszenierung von Donizettis L’Elisir d’amore.

1832 im Mailänder Teatro Canobbiana uraufgeführt  gehört dieses Melodramma giocoso zu den nach wie vor besonders erfolgreichen Werken des bis zu fünf Opern pro Saison komponierenden Donizetti. Wundervolle Melodien, differenziertes, abwechslungsreiches Formspiel von Kavatine, Chor- und Ensemblepassagen; dazu ein temperamentvoll schmachtender, hoffnungslos verliebter, junger Mann, dem das Schicksal zu einem reichen Erbe verhilft, eine kesse Angebetete, die die Fäden des Spiels in der Hand behält, ein an die Commedia dell’arte erinnernder, über die plötzlichen Zauberkräfte seiner Mixtur überraschter Quacksalber  sowie ein von seinem Charme überzeugter Sergeant. Regisseur Guillermo Amaya verlegt die Handlung ins ländliche Italien der 1950/60er Jahre, wo der junge Nemorino vergeblich um die Zuneigung der kapriziösen Molkereichefin Adina wirbt.  L’elisir d’amore ist hier keine Flasche Bordeaux, sondern ein alkoholischer „Zaubertrank“ namens White Russian, ein Mix aus überwiegend Schnaps und Milch.

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Die Horrovision Nemorinos: Sergeant Belcore und Adina (Susan Vent) als Hochzeitspaar

Amaya würzt die Geschichte mit kleinen  witzigen Einlagen, ohne den romantischen Charakter zu schmälern. So wird man gleich zu Beginn in das Gesellschaftsleben vor Ort eingeführt: Parallel zur den marschigen Klängen der Introduktion sieht man einheitlich gewandete ArbeiterInnen munter und gutgelaunt Milchflaschen  verpacken und stapeln. Bei der Qualitätskontrolle scheint die Milch - zum Erschrecken Aller - nicht in Ordnung zu sein. Die probierende Gianetta hält sich – passend zu den Fortissimo-Akkordschlägen – den Mund zu, um Schlimmeres zu verhindern und eilt von dannen.  Dottore Ducamara betritt mit einem klapprigen Piaggio-Kleinlastwagen die Bühne. Regisseur Amaya hat ihm einen Gehilfen an die Seite gestellt, eine Art Arlechino, der die langweiligen Ausführungen des Dottore witzig und schlagfertig kommentiert und das Publikum pantomimisch unterhält.  Er ist es auch, der als Adina verkleidet das Publikum im zweiten Akt  in einer improvisierten Szene belustigt. Und die lange Einleitung zum ersten Auftritt des Becore wird genutzt, um ihn - analog zu seiner Selbstverliebtheit - aus dem Bühnenhimmel herabschweben zu lassen. Bühnenbildner Alexandre Corazzola, der auch für die angemessenen, unaufdringlichen Kostüme verantwortlich zeichnet, sorgt mittels  Drehbühneneinsatz für  bewegte, abwechslungsreiche Innen- und Außenansichten der Molkerei Latte Adina und einen schnellen, reibungslosen Szenenwechsel.

Auch musikalisch überzeugt die Darbietung unter der umsichtigen Leitung Daniel Inbals. Zu einem engagierten Sängerensemble und rhythmisch beschwingt aufspielenden Osnabrücker Sinfonieorchester gesellen sich ein sängerisch und schauspielerisch bestens aufgelegter Chor und Extrachor,  der homogen und textverständlich auch die beschleunigenden Finali meistert, und im zweiten Akt Blechbläser der Bläserphilharmonie Osnabrück  auf der Bühne.

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Quacksalber Dulcamara und sein Assistent Giacomo (Jacques Freyber)

Christina Haase, die in der besuchten Vorstellung die Rolle der Adina sang, stellt eher eine kapriziöse, denn empfindsame Adina dar. Sie kultiviert ihre schlank geführten Koloraturen und lupenreinen Spitzentöne soubrettenhaft mit neckischem Augenklappern. Tina Cowling übernahm in dieser Vorstellung die konkurrierende, nach Liebe suchende Gianetta. Bariton Daniel Moon ist ein mit Kraft, Koloraturen und Verzierungen selbstverliebt prahlender Sergeant Belcore,  Grenadijus Bergorulko ein buffonesk und virtuos plappernder Dottore Dulcamara.  Besonderes Lob gilt Jacques Freyber, der an der Seite Dulcamaras für die buffoneske Untermalung sorgt. Star des Abend war der erst 26 Jahre alte, anrührend spielen- und singende Tenor Davide Guisti, der kurzfristig für den erkrankten Daniel Wagner die Rolle des naiven Nemorino übernahm. Kraftvoll,  mit Träne und italienischem Schmelz wusste er auch gegen Ende des zweiten Aktes noch dynamisch differenziert, mit lyrischer Wärme das Publikum in "Una furtiva lagrima" zu begeistern.

FAZIT

Eine unterhaltsame, humorvoll gewürzte Inszenierung und musikalisch ansprechende Darbietung



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Daniel Inbal

Inszenierung
Guillermo Amaya

Bühne, Kostüme, Video
Alexandre Corazzola

Choreinstudierung
Markus Lafleur

Dramaturgie
Maria Schneider

 

Chor und Extrachor
des Theaters Osnabrück

Osnabrücker Symphonieorchester


Solisten

*rezensierte Aufführung

Adina
Susan Vent /
*Marie-Christine Haase


Nemorino
Daniel Wagner /
*Davide Giusti


Belcore
Daniel Moon

Il Dottore Dulcamara
Genadijus Bergorulko

Giannetta
Marie-Christine Haase /
*Tina Cowling

Giacomo
Jacques Freyber







Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Osnabrück
(Homepage)





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