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Der Prinz von Homburg

Oper in drei Akten
Text von Ingeborg Bachmann nach dem Schauspiel von Heinrich von Kleist
Musik von Hans Werner Henze
Revidierten Fassung (1991)

in deutscher Sprache mit Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h (keine Pause)

Premiere am 13. Januar 2013 im Großen Haus



Staatstheater Mainz
(Homepage)

Im Staub landen die Freunde Brandenburgs

Von Joachim Lange / Fotos von Martina Pipprich

Als der Prinz sein Grab sieht, will er nichts als Leben. Dieser Träumer mit dem Job eines Generals der Reiterei. Der nur Augen für seine angebetete Natalie hat, als der Schlachtplan erläutert wird. Und der dann, mitten im Kampf, die Gelegenheit beim Schopfe packt und gegen einen ausdrücklichen Befehl auf eigene Faust losschlägt. Was folgt ist das Kriegsgericht, das ihn zum Tode verurteilt. Und sein Absturz aus den Gefilden von Ruhm und Ehre in die Jämmerlichkeit eines um sein Leben Flehenden. So menschlich nachvollziehbar es ist, wie er versucht, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen - sympathisch ist er dabei nicht. Erst, als der Kurfürst die Entscheidung über eine Begnadigung in seine Hände legt, richtet er sich wieder auf.

Foto kommt später Ein Prinz, der schnell zu Boden geht

Was Hans Werner Henzes Freundin Ingeborg Bachmann vor über einem halben Jahrhundert aus dem Kleist-Drama zum Opernlibretto destilliert hat, ist nach wie vor ein packendes Stück, das fabelhaft funktioniert. Als Schauspiel, und erst recht mit der Dimension, die die Musik hinzufügt. Die 1991 von Henze noch einmal überarbeitete, eher aufgelichtete Fassung verlangt enorme vokale Kräfte und eloquente Virtuosität von den Protagonisten. Für Vida Mikneviciute, die Mainzer Natalie, ist weder das eine noch das andere eine Hürde. Sie überragt das hervorragende Ensemble noch einmal deutlich. Für seinen intensiv gestalteten Prinzen geht Christian Miedl bis an seine Grenzen. Alexander Spemann ist ein so souveräner Kurfürst, wie Thorsten Büttner ein besorgter Prinzen-Freund Graf Hohenzollern.

Foto kommt später

Nach der Schlacht: Ohne Schuldbewusstsein vor dem Kurfürsten

Der Mainzer GMD Hermann Bäumer meidet am Pult des Philharmonischen Staatsorchesters zwar die ausgestellte schroffe Zuspitzung, geht aber emotional in die Vollen, schafft es, den Protagonisten den musikalischen Rückenwind zu geben, um mit Transparenz zu faszinieren und mit Henzes Vitalität zu berühren. Was ja bei avancierten Werken der Moderne auch keine Selbstverständlichkeit ist. Dabei bleibt alles stets mit dem Bühnengeschehen verwoben. Dort umgehen Regisseur Christof Nel und sein Ausstatter Roland Aeschlimann sowohl den Versuch, einen Sommergarten, ein Schlachtfeld oder einen Kerker auf die Bühne zu projizieren, als auch die Reduktion auf einen Diskurs über Befehlstreue oder Empfindungen.

Foto kommt später Ein Traum von Ruhm und Glück

In Mainz erleben wir eine Innenschau, eine durchchoreografierte, beinahe surreale Alptraumwelt. Die Bühne ist ein abstrakter Raum, der aus den Fugen in einer metaphorischen Schieflage und von lauter Rissen durchzogen ist. Dass die Gräben auf dem Schlachtfeld und das Grab für den Verurteilten den gleichen Wortstamm haben, wird hier augenscheinlich. Für Atmosphäre sorgen eine raffiniert stimmungsvolle Beleuchtung und die stilisierte Verlängerung von Friedrichs Traumbildern in den Bewegungen der anderen. Hier wollen sie in der Schlacht eigentlich alle losschlagen, wenn sich Homburg entschließt, den Befehl des Kurfürsten zu missachten. Sie zucken und treten brutal den einen zusammen, der an den Befehl erinnert und daran festhalten will. Hier sieht Friedrich, wie sie unter seinen Blicken wie unter Schüssen zusammensinken. So wie er bei seiner drohenden Hinrichtung.

Foto kommt später

Auf in die Schlacht

Mit diesem virtuos eingesetzten Stilmittel fügt Nel am Ende auch eine Deutungspointe an. Zu dem berühmten finalen Schlachtruf des Prinzen „In den Staub mit den Feinden Brandenburgs“ sinken sie allesamt, wie von feindlichen Kugeln getroffen, im Losstürmen nieder. Nur keine Illusionen über die preußischen Tugenden, und den fragilen Kompromiss, den Kleist anbietet, soll das wohl heißen. Hier galt's der militärischen Logik, also dem Krieg. Und der hat immer einen hohen Preis. Dem Zeit Lebens politisch wachen Henze hätte möglicherweise (nicht nur) dieses deutliche, aber nicht plakative Fazit gefallen.


FAZIT

Am Staatstheaters Mainz überzeugt Christof Nel mit seiner Inszenierung von Hans Werner Henzes Prinz von Homburg ebenso wie das Orchester und das Ensemble. Das Publikum in Mainz war zu Recht begeistert.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Hermann Bäumer

Inszenierung
Christof Nel

Szenische Analyse
Martina Jochem

Bühne
Roland Aeschlimann

Kostüme
Barbara Aigner

Dramaturgie
Carsten Jenß



Herrenchor des
Staatstheater Mainz

Philharmonisches
Staatsorchester Mainz


Solisten

Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg
Alexander Spemann

Die Kürfürstin
Sanja Anastasia

Prinzessin Natalie von Oranien
Vida Mikneviciute

Feldmarschall Dörfling
Heikki Kilpeläinen

Prinz Friedrich Artur von Homburg
Christian Miedl

Graf Hohenzollern
Thorsten Büttner

Obrist von Kollwitz
Hans-Otto Weiß

Wachtmeister
Dietrich Greve

Erster Offizier
Christian Rathgeber

Zweiter Offizier
Richard Logiewa

Dritter Offizier
Dmitriy Ryabchikov

Erste Hofdame
Saem You

Zweite Hofdame
Ahra Cho

Dritte Hofdame
Judith Christ-Küchenmeister

Erster Heiducke
Alexej Egorov

Zweiter Heiducke
Marc-Eric Schmidt


Weitere
Informationen

erhalten Sie vom
Staatstheater Mainz
(Homepage)



Da capo al Fine

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