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Rigoletto

Melodramma in drei Akten (4 Bildern)
Libretto von Francesco Maria Piave nach Victor Hugos Versdrama Le roi s'samuse
Musik von Giuseppe Verdi


in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 40' (eine Pause)

Premiere am 15. Dezember 2012 an der Bayerischen Staatsoper München
(rezensierte Aufführung: 21. Dezember 2012)




Bayerische Staatsoper München
(Homepage)

Das Spiel der Männer

Von Joachim Lange / Fotos von Wilfried Hösl

Für das Wagnerjahr haben sie in München vorgearbeitet. Und das, ganz wie es sich für ein gut dotiertes deutsches Nobelhaus wie die Bayerische Staatsoper gehört, mit einem kompletten Nibelungen-Ring. Andreas Kriegenburg und der scheidende GMD Kent Nagano haben ihn im Sommer vollendet. Aber 2013 steht nicht nur bei Richard Wagner, sondern auch bei dem anderen Heroen des 19. Jahrhunderts, Giuseppe Verdi, der 200. Geburtstag in nahezu jedes Opernhaus. Nicht nur deswegen war ein neuer Rigoletto in München (über-)fällig. Sondern auch, weil die Vorgängerinszenierung von der Filmfrau Doris Dörrie so rabiat auf den Planeten der Affen geschossenen und dabei ziemlich ramponiert worden war, dass kaum ein Tenor im Affenkostüm das „La donna è mobile“ schmettern wollte.

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Rigoletto (Francesco Vasallo) wird durchgereicht

In der aktuellen Neuinszenierung des hierzulande unbekannten ungarischen Theater-Regisseurs Árpád Schilling muss der Herzog von Mantova nur in eine Strickjacke. Und da fühlt sich der Maltese Joseph Calleja offenbar nicht unwohl, darf er doch obendrein mit der famos höhensicheren und überraschend anrührenden Patricia Petibon als Gilda meistens von der Rampe aus schmettern. Da auch Franco Vassallo einen Rigoletto im Verdi-Großformat beisteuert, die mezzosatte Nadia Krasteva in der Doppelrolle als Giovanna und Maddalena besticht, alle übrigen Rollen sorgfältig besetzt sind und Marco Armiliato am Pult des Bayerischen Staatsorchesters für den nötigen Schwung und die erforderliche Düsternis bei diesem unverwüstlichen Verdi-Hit sorgt, schließt das Münchner Opernjahr mit einem musikalischen Ausrufezeichen.

Foto

Musikalisch ein Traumpaar, am Modebewusstsein ließe sich noch arbeiten: Gilda (Patricia Petibon) und der Herzog (Joseph Calleja)

Bei der Premiere wurde allerdings das Regieteam vom Publikum mit einem veritablen Buhsturm und von der Kritik mit Vorwürfen in Richtung konzertante Austrocknung bedacht. Ausstatter Márton Ágh  beschränkt sich in der Tat auf wenige Versatzstücke. Er reduziert den Hof von Mantova im Grunde auf zwei gewaltige fahrbare Tribünen, steckt das gesamte Personal in unverbindlich sommerlich helle Allerweltskostüme und versieht sie mit Masken. Schilling verwendet keinerlei Ehrgeiz darauf, etwa eine höfische Hierarchie oder einen Zeitbezug opulent zu illustrieren. Er beschränkt sich darauf, eine Männergesellschaft zu zeigen, für die das Leben ein Spiel und die Frauen der Einsatz dabei sind. Alle sitzen am Anfang aufgereiht auf den Tribünen. Ein Lichtspot hebt die hervor, die etwas zu sagen haben, Rigoletto ist mitten unter ihnen und wird auf einem Meer von Händen durchgereicht. Wenn der Graf Monterone (mit Bassgewalt: Dimitry Ivashchenko) auftritt, um Rigoletto zu verfluchen, dann teilt sich die Tribüne effektvoll in zwei Hälften. Die bleiben die Raumelemente, die nur variiert werden. Am Ende sind es nur starre Puppen, die dort sitzen. Wenn der Herzog das erste Mal sein „La donna è mobile“ singt, dann marschieren lauter Frauen über die Bühne, so als würde man die Leporellos Registerarie aus dem Don Giovanni illustrieren. Wobei die Frauen hier alle ziemlich selbstbewusst sind und ihr eigenes Spiel spielen. Nur haben sie eben die schlechteren Karten.

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Überzeugend: Franco Vasallo als Rigoletto

Am Ende taucht Gilda – bis zu Kenntlichkeit verkleidet – im Brautkleid in der Spelunke auf, in der sie sich für ihren Geliebten opfert. Sicher bleibt die Personenführung sparsam, doch Schilling folgt auf besondere Weise der Musik. Wenn sich etwa der Herzog (als Student) von Gilda mit einem schmetternden Addio verabschiedet, was ja gegen jede Logik eines heimlichen Treffens ist, dann treten die beiden hier aus jedem Handlungs-Zusammenhang, folgen der musikalischen Logik und singen an der Rampe vom Souffleurkasten aus in den Saal. So muss Gilda diesmal auch nicht in den Sack, sondern sitzt in einem eigentümlichen Zweirad, ist mit Blut übergossen und geht am Ende einfach ab, während Rigoletto seine Verzweiflung mit voller Wucht in den Saal abfeuert. Der antwortet mit Jubel.

FAZIT

In München endet das Opernjahr mit einem szenisch sparsamen und musikalisch überzeugenden „Rigoletto“ als Auftakt für das Verdi-Jahr 2013


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Marco Armiliato

Inszenierung
Árpád Schilling

Bühne und Kostüme
Márton Ágh

Licht
Christian Kass

Chor
Stellario Fagone

Dramaturgie
Miron Hakenbeck



Statisterie und Chor der
Bayerischen Staatsoper

Bayerisches Staatsorchester


Solisten

Il Duca di Manotva
Joseph Calleja

Rigoletto
Franco Vasallo

Gilda
Patricia Petibon

Sparafucile/ Il Conte di Monterone
Dimitry Ivashchenko

Maddalena/ Giovanna
Nadia Krasteva

Marullo
Tim Kuypers

Borsa Matteo
Dean Power

Il Conte di Ceprano
Christian Rieger

La Contessa di Ceprano
Iulia Maria Dan

Usciere
Goran Juriæ

Paggio della Duchessa
Yulia Sokolik


Weitere
Informationen

erhalten Sie unter

 
Bayerische Staatsoper München
(Homepage)



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