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Das Spiel der Männer
Von Joachim Lange /
Fotos von
Wilfried Hösl
Für das Wagnerjahr haben sie in München vorgearbeitet. Und das, ganz wie es sich für ein gut dotiertes deutsches Nobelhaus wie die Bayerische Staatsoper gehört, mit einem kompletten Nibelungen-Ring. Andreas Kriegenburg und der scheidende GMD Kent Nagano haben ihn im Sommer vollendet. Aber 2013 steht nicht nur bei Richard Wagner, sondern auch bei dem anderen Heroen des 19. Jahrhunderts, Giuseppe Verdi, der 200. Geburtstag in nahezu jedes Opernhaus. Nicht nur deswegen war ein neuer Rigoletto in München (über-)fällig. Sondern auch, weil die Vorgängerinszenierung von der Filmfrau Doris Dörrie so rabiat auf den Planeten der Affen geschossenen und dabei ziemlich ramponiert worden war, dass kaum ein Tenor im Affenkostüm das La donna è mobile schmettern wollte.
Rigoletto (Francesco Vasallo) wird durchgereicht
In der aktuellen Neuinszenierung des hierzulande unbekannten ungarischen Theater-Regisseurs Árpád Schilling muss der Herzog von Mantova nur in eine Strickjacke. Und da fühlt sich der Maltese Joseph Calleja offenbar nicht unwohl, darf er doch obendrein mit der famos höhensicheren und überraschend anrührenden Patricia Petibon als Gilda meistens von der Rampe aus schmettern. Da auch Franco Vassallo einen Rigoletto im Verdi-Großformat beisteuert, die mezzosatte Nadia Krasteva in der Doppelrolle als Giovanna und Maddalena besticht, alle übrigen Rollen sorgfältig besetzt sind und Marco Armiliato am Pult des Bayerischen Staatsorchesters für den nötigen Schwung und die erforderliche Düsternis bei diesem unverwüstlichen Verdi-Hit sorgt, schließt das Münchner Opernjahr mit einem musikalischen Ausrufezeichen. Musikalisch ein Traumpaar, am Modebewusstsein ließe sich noch arbeiten: Gilda (Patricia Petibon) und der Herzog (Joseph Calleja) Bei der Premiere wurde allerdings das Regieteam vom Publikum mit einem veritablen Buhsturm und von der Kritik mit Vorwürfen in Richtung konzertante Austrocknung bedacht. Ausstatter Márton Ágh beschränkt sich in der Tat auf wenige Versatzstücke. Er reduziert den Hof von Mantova im Grunde auf zwei gewaltige fahrbare Tribünen, steckt das gesamte Personal in unverbindlich sommerlich helle Allerweltskostüme und versieht sie mit Masken. Schilling verwendet keinerlei Ehrgeiz darauf, etwa eine höfische Hierarchie oder einen Zeitbezug opulent zu illustrieren. Er beschränkt sich darauf, eine Männergesellschaft zu zeigen, für die das Leben ein Spiel und die Frauen der Einsatz dabei sind. Alle sitzen am Anfang aufgereiht auf den Tribünen. Ein Lichtspot hebt die hervor, die etwas zu sagen haben, Rigoletto ist mitten unter ihnen und wird auf einem Meer von Händen durchgereicht. Wenn der Graf Monterone (mit Bassgewalt: Dimitry Ivashchenko) auftritt, um Rigoletto zu verfluchen, dann teilt sich die Tribüne effektvoll in zwei Hälften. Die bleiben die Raumelemente, die nur variiert werden. Am Ende sind es nur starre Puppen, die dort sitzen. Wenn der Herzog das erste Mal sein La donna è mobile singt, dann marschieren lauter Frauen über die Bühne, so als würde man die Leporellos Registerarie aus dem Don Giovanni illustrieren. Wobei die Frauen hier alle ziemlich selbstbewusst sind und ihr eigenes Spiel spielen. Nur haben sie eben die schlechteren Karten. Überzeugend: Franco Vasallo als Rigoletto Am Ende taucht Gilda bis zu Kenntlichkeit verkleidet im Brautkleid in der Spelunke auf, in der sie sich für ihren Geliebten opfert. Sicher bleibt die Personenführung sparsam, doch Schilling folgt auf besondere Weise der Musik. Wenn sich etwa der Herzog (als Student) von Gilda mit einem schmetternden Addio verabschiedet, was ja gegen jede Logik eines heimlichen Treffens ist, dann treten die beiden hier aus jedem Handlungs-Zusammenhang, folgen der musikalischen Logik und singen an der Rampe vom Souffleurkasten aus in den Saal. So muss Gilda diesmal auch nicht in den Sack, sondern sitzt in einem eigentümlichen Zweirad, ist mit Blut übergossen und geht am Ende einfach ab, während Rigoletto seine Verzweiflung mit voller Wucht in den Saal abfeuert. Der antwortet mit Jubel. FAZITIn München endet das Opernjahr mit einem szenisch sparsamen und musikalisch überzeugenden Rigoletto als Auftakt für das Verdi-Jahr 2013 Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne und Kostüme
Licht
Chor
Dramaturgie
Solisten
Il Duca di Manotva
Rigoletto
Gilda
Sparafucile/ Il Conte di Monterone
Maddalena/ Giovanna
Marullo
Borsa Matteo
Il Conte di Ceprano
La Contessa di Ceprano
Usciere
Paggio della Duchessa
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