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Musiktheater
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Die Zauberküche

Kinderoper in einem Akt
nach einer Idee von Thomas Witzmann
Gemeinsam erarbeitet von Rüdiger Pape (Regie), Maike Raschke und Thomas Witzmann


Dauer ca. 45 Minuten (keine Pause)

Uraufführung in der Kinderoper Köln am 2. Mai 2013

Logo: Kinderoper Köln

Die Welt ist Klang: Klappershow in der Zauberküche

Von Michael Cramer / Fotos: © Matthias Baus
Szenenfoto

Essen muss man ja täglich mehrfach, das braucht man den Kindern im ausverkauften Haus bei der Uraufführung der Zauberküche in der Kölner Kinderoper nicht extra beizubringen. Aber dass auch Musik quasi als Grundnahrungsmittel immer verfügbar sein sollte, dass die Welt aus Klängen besteht, wenn man nur gut hingehört, und dass man diese Klänge sogar überall selbst erzeugen kann – das ist die Grundbotschaft des Teams, welches Regisseur Rüdiger Pape, die Sängerin Maike Raschke und der Perkussionist Thomas Witzmann, Ideengeber und selbst als Klangkoch auf der Bühne aktiv, aus den Proben heraus entwickelt haben. Die Kinderopern-Chefin Elena Tzavara hat hier erneut ihr gutes Händchen für die Auswahl der Stücke und Akteure bewiesen.

Szenenfoto

Dass die Inszenierung ganz ohne Musikinstrumente auskommt, ist nicht den Einsparbemühungen der Kölner Oper geschuldet, sondern liegt daran, dass neben dem Gesang auch Rhythmus, Takt, Bewegung und Tanzgleichwertige Teile der Musik sind. Und wie Kinder selbst aktiv werden können, wurde ihnen in turbulenten 45 Minuten praktisch und ganz ohne „Klangweile“ demonstriert.

Die Tages-Fee Chorianda wohnt in einem explosionsgefährdeten, geräuschvollen und verqualmten Kessel und hat große Not, hat sie doch ihr Rezeptbuch für den hellen Weltenklang verlegt, den sie bereits zum Frühstück braucht, da ihre Ohren sonst verhungern. Glücklicherweise hat sie mit ihren futuristisch gekleideten Klangköchen Crescendo, Andante und Tremolo eine bewährte Brigade, die ihr in der Klangküche Ohrenspeisen mit „hohem C und einem Schuss Vitamin D“, einen Mittagsohrenschmaus und mit einer "großen Nachtmusik" sogar ein „Mehr-Klänge-Menü“ bereiten.

Szenenfoto

Das Oval des Alten Pfandhauses fungierte als ein einziges großes musikalisches Schlag- und Klapperinstrument. Auf Holzlatten ringsum konnte man mit Kochlöffeln quasi Xylophon spielen, an einer Rutsche, die vom Eingang des Kessels auf einen Herd sogar mit fließendem Wasser („Das ist ja cool“) hingen unzählige Küchengeräte, Töpfe, Pfannen, Geschirr bis hin zu großen Backformen, Einmachkesseln und riesigen Paella-Pfannen. Am Ende eine Art Taucherglocke: Vakuum-Zufluchtsstätte für Chorianda, die sie erst bei schönen Klängen wieder verlassen wollte. Das spannende Rein- und Rauskrabbeln klappte natürlich, denn die drei „Musiker“ (noch dazu Rie Watanabe & Jonny Axelsson) klapperten, klopften, schepperten, raschelten und polterten unentwegt mit allem auf allem. Da gab es ein Konzert für sechs Glasschüsseln mit Eierlöffeln, anstatt eines Schlagzeug-Besens wurde ein Bündel Spaghetti eingesetzt, getrocknete Erbsen dienten als Rassel für südamerikanische Rhythmen. Ohne Berührungsängste wurden die heruntergefallen Exemplare vom kleinen Publikum aufgesammelt und verspeist: Lebensmittel zum Spielen – eigentlich ein Unding – darf man auch essen. Stereo-Sphärenklänge entstanden durch Reiben auf den Rändern zahlreicher Gläser, an dem geriffelte Deckel eines Nutella-Glases konnte man wunderbar ratschen. Verblüffend auch für die Erwachsenen war die ungeheure Präzision und Vielfalt von Ideen, Klängen und Zusammenspiel der Profi-Schlagzeuger; schon ein exzellenter Ohrenschmaus, denn selbst die Pfeffermühle wurde im Takt gedreht. Und wer genau hinhörte, konnte auch die charakteristischen Taktfolgen unterschiedlicher Musikrichtungen erkennen, vom Barock über Klassik bis hin zum Schlager.

Szenenfoto

Chorianda, die phantasievoll gekleidete Maike Raschke, sang a capella mit sicherem glockenreinem Sopran von ihrer Not, wies ihre Klangköche an und ließ sich auch durch manch unruhige Kinder nicht aus der Ruhe bringen. Und zufrieden war sie auch, denn ihre Köche schrubbten und putzen anschließend ihre Klangküche aus Leibeskräften, natürlich nicht einfach so, sondern fein rhythmisch austariert.

Trotz aller Fröhlichkeit, Spaß und reichlichem Zwischenapplaus bei der Aufführung ist sicherlich Einiges bei der jungen Schar hängen geblieben. Nämlich das Vergnügen am Laut alltäglicher Gegenstände, denn das Leben ist Klang und Musik gleichermaßen. Kinder sollen lernen, aufmerksamer in ihre Umwelt hineinzuhören und auch auf die vielfältigen kleinste Töne zu lauschen und bewusster aufzunehmen. Schon eine wirksame Prophylaxe gegen die verdummende musikalische Monotonie und extremen Lautstärkepegel mancherlei Pop-Rock-Musik, die man oft durch geschlossene Autofenster oder trotz Kopfhörern mitbekommt.

Ida und Lotte, die obligaten Begleiterinnen des Rezensenten, haben das Erlebte dann sogleich auf dem Heimweg im Auto und erst recht in der häuslichen Küche begeistert und lautstark umgesetzt; dem Vernehmen nach ist aber nichts entzwei gegangen.


FAZIT

Eine spaßige Idee mit professioneller Umsetzung - ohne moralischen Zeigefinger, aber dennoch wichtig und lehrreich.

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Produktionsteam

Inszenierung
Rüdiger Pape

Bühne und Kostüme
Flavia Schwedler



Solisten

Sängerin / Fee Chorianda
Maike Raschke

Schlagzeuger / Klang-Köche
Rie Watanabe
Thomas Witzmann
Jonny Axelsson


Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Kinderoper Köln
(Homepage)





Da capo al Fine

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