Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur Homepage Zur Musiktheater-Startseite E-mail Impressum



Vasco de Gama (Die Afrikanerin)
Große Oper in fünf Akten
Libretto von Eugène Scribe
Musik von Giacomo Meyerbeer
Erstaufführung der kritischen Ausgabe

in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 4h 50' (zwei Pausen)

Premiere im Opernhaus Chemnitz am 2. Februar 2013


Homepage

Theater Chemnitz
(Homepage)
Einmal Portugal – Indien und zurück

Von Joachim Lange / Fotos von Dieter Wuschanski

Vergrößerung in neuem Fenster

Vasco da Gama zwischen den Frauen seines Herzens, links sein Konkurrent Don Pedro und über ihm die Verlockung des Weltruhms

Die Oper Chemnitz eröffnet das Verdi-Wagner Jahr mit einer Grand Opéra von Giacomo Meyerbeer (1791-1864). Darauf muss man erst mal kommen. Aber so verkehrt ist das nicht. Auch wenn Wagner ja bekanntlich über seinen recht weltoffenen französischen Konkurrenten lästerte, dass dessen Musik „Wirkung ohne Ursache sei“. Immerhin gesteht er ihm damit zumindest die gewaltige Wirkung zu, die der gefeierte Protagonist der Grand Opéra nun mal hatte. Die hat er, wie sich immer wieder zeigt, auch heute noch. Und dass, obwohl die Grand Opéra bei weitem (noch) nicht auf so viel Wieder-Entdeckereifer trifft, wie ihn die Barockoper für sich verbuchen kann.

Vergrößerung in neuem Fenster

In der Grand Opera ist auch ein Schiff mit lauter Frauen an Bord kein Problem

Dabei war das Genre als sprichwörtliche Große Oper im 19. Jahrhundert durchaus bei sich selbst. Immer Fünfakter in zeitlichen Dimensionen wie bei Wagner, große Chöre und Tableaus, das Orchester in vollem Einsatz, Ballette nicht zu vergessen und dazu für die Lovestory noch den großen historischen Gegenstand als Hintergrund-Panorama. Grand Opéra ist Event pur. Für die Oper so was wie ein von der Kette gelassenes Hollywood fürs Kino. Maßlos. Opulent. Mit Holzhammerlogik. Auf Verführung aus. Also irgendwie verrückt und faszinierend zugleich! Und die Afrikanerin, deren gekürzte Uraufführung 1865 Meyerbeer nicht mehr erlebt hat, ist ein Prachtexemplar der Gattung. Ein originelles Entree ins Verdi-Wagner-Jubiläumsjahr also, das mitunter sogar wie eine Verlängerung des deutschen und des italienischen Großkomponisten ins Französische klingt.

Vergrößerung in neuem Fenster

Selika bedroht Ines mit der Waffe, neben ihr der getreue Nelusko und vorne rechts Don Pedro, der noch nicht weiss, dass er in sein Verderben segelt

Was die exzellente Robert Schumann Philharmonie unter ihrem Chef Frank Beermann hier mit der ungekürzten Fassung anklingen lässt, der Meyerbeer ursprünglich den Titel Vasco da Gama geben wollte. Vor allem aber verführen sie mit ihrer sehr französischen, melodiegeschmeidigen Opulenz zur ausschweifenden Belcanto-Eloquenz der durchweg hervorragenden Protagonisten. Wie ein opulentes französisches Fünf-Gänge-Menü. Bei dem man unterwegs nicht immer sicher ist, ob alles zusammenpasst, am Ende aber den Hochgenuss verspürt. Was sich Librettisten-Star Eugèn Scribe da an Lovestory und Weltgeschichte zusammen gestrickt hat, ist schon ziemlich hanebüchen. So wechselt der von Bernhard Berchtold geschmeidig und strahlend gesungene Vasco ziemlich bedenkenlos zwischen seiner angebeteten Inès (mit der Guibee Yang das Ensemble überglänzt) und der Titelheldin.

Vergrößerung in neuem Fenster

Rettung in letzter Sekunde, Vasco hat in Indien schon das Messer an der Kehle, da rettet ihn die Königin

Die gar keine Afrikanerin, sondern eine indische Königin ist und das erste Mal als Sklavin auftaucht. Claudia Sorokina beglaubigt grandios den Aufstieg dieser Sélika zur Königin und sich am Ende sogar opfernden Liebenden. Hochdramatisch - unterm magischen Giftbaum. Doch wo einem vor dem geistigen Auge der Blockbuster-Wunderbaum aus „Avatar“ aufsteigt, da gibt's in Chemnitz nur einen schwebenden Urwaldprospekt, einen Glaskasten mit Grünzeug und eine der Balletteinlagen, die bei Anke Glasow vor allem Emotionen illustrieren. Dass die Regie zum musikalischen Luxusmenü nur szenisches Schwarzbrot reicht, mag der Versuch sein, Opulenz nicht zu doppeln, bleibt aber schade.

Den Kampf mit den Tücken der Tableaus nimmt Peters-Messers gar nicht erst auf. Er arrangiert sich mit ihnen. Auch den gedanklichen Bogen von dem blutrünstigen Zusammenprall der Kulturen von Meyerbeer direkt bis in die Gegenwart zu schlagen, das überlässt die Regie den Zuschauern. Die werden das aber in den knapp fünf Stunden selber hinkriegen. Für den Rest darf die Oper Chemnitz den Beifall für eine Großtat kassieren.


FAZIT

Die Oper Chemnitz macht Giacomo Meyerbeers letztes Werk Vasco da Gama oder Die Afrikanerin zu dem, was ist: eine Grand Opéra. Und das lohnt in der Qualität, die Chemnitz bietet allemal.




Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Frank Beermann

Inszenierung
Jakob Peters-Messer

Bühne
Markus Meyer

Kostüme
Sven Bindseil

Choreographie
Anke Glasow

Choreinstudierung
Simon Zimmermann

Dramaturgie
Carla Neppl


Chor der Oper Chemnitz

Robert-Schumann-
Philharmonie Chemnitz



Solisten

Don Pédro
Kouta Räsänen

Don Diègo
Martin Gäbler

Inès, seine Tochter
Guibee Yang

Vasco de Gama
Bernhard Berchtold

Don Alvar
André Riemer

Der Großinquisitor von Lissabon /
Der Oberpriester des Brahma
Rolf Broman

Nélusko, Sklave
Pierre-Yves Pruvot 

Sélika, Sklavin
Claudia Sorokina

Anna, Begleiterin der Inès
Tiina Penttinen

Ein Matrose / Ein Priester
Tommaso Randazzo

Ein Ratsdiener
Harald Meyer




Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Chemnitz
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2013 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -