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Das Rheingold

Vorabend des Bühnenfestspiels
für drei Tage und einen Vorabend
Der Ring des Nibelungen

Libretto und Musik von Richard Wagner

In deutscher Sprache mit niederländischen und englischen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (ohne Pause)

Premiere der ersten Vorstellungsserie im Muziektheater Amsterdam am 4. September 1997

Premiere dieser Wiederaufnahmeserie am 15. November 2012

Besuchte Aufführung: 18. November 2012


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De Nederlandse Opera
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Von Thomas Tillmann / Fotos von Marco Borggreve


Mitte der neunziger Jahre trat Pierre Audi an, um zum ersten Mal Wagners Ring-Tetralogie in den Niederlanden zu inszenieren. Was für eine gute Idee, diese Produktion, die auch auf CD, DVD und SACD erschienen ist, im Zuge des Wagnerjahres noch einmal (und wohl zum letzten Mal) wiederaufzunehmen, anstatt in finanziell harten Zeiten den Markt mit einer (womöglich überflüssigen, grauenhaften) Neuproduktion zu überschwemmen. Und in der Tat hat Audis ganz auf Wesentliches konzentrierte, im besten Sinne werktreue Inszenierung ja auch keinen Staub angesetzt, sondern hebt sich in ihrer Dezenz und Zeitlosigkeit von manch ärgerlicher, eitel idiosynkratische Ideen verfolgender, auf enervierenden Aktionismus setzender, psychologisch oder ideologisch überfrachteter, durch Auswahl einer bestimmten historischen Epoche einengender oder allzu märchenhaft ohne Tiefgang nacherzählender Werksicht wohltuend ab, lässt der Musik ihren Raum - und jedem Zuschauer für eigene Assoziationen und Erkenntnisse.


Vergrößerung Alberich (Werner Van Mechelen) flirtet mit den Rheintöchtern (Lisette Bolle, Barbara Senator und Bettina Ranch).

Beeindruckend ist natürlich auch nach wie vor George Tsypins Bühnenbild mit den riesigen im Raum aufgehängten Glas- und Metallflächen, nicht zuletzt auch wegen des tollen Lichts und der Pyrotechnikeffekte, die ich hier nicht albern oder bemüht fand. Und auch die Kostüme von der bereits verstorbenen Eiko Ishioka sind nach wie vor bemerkenswert, besonders die Nibelungen mit ihren dicken Köpfen, Beinchen und Popos und die Götter in ihren weiten, ein wenig an römische Togen erinnernden Gewändern bleiben in Erinnerung.


Vergrößerung

Alberich (Werner Van Mechelen) hat, was er wollte: das Rheingold.

Welch gute Idee auch, hinsichtlich der musikalischen Leitung auf Kontinuität zu setzen, und so stand noch einmal der ehemalige Chefdirigent Hartmut Haenchen (dessen erhellende Werkeinführung - größtenteils in deutscher Sprache - auf CD erhältlich ist) am Pult des exzellent musizierenden Nederlands Philharmonisch Orkest, das in dieser Produktion in die Szene integriert ist. Der deutsche Dirigent hat es nicht nötig, durch bizarre Tempi und andere Mätzchen auf sich aufmerksam zu machen, auch keine Lautstärkenexzesse gibt es da, sondern kontrollierten, trotzdem stets spannungsgeladenen, farbenreichen Wagner, wie er sein soll.

Thomas Johannes Mayer ist ein noch junger Göttervater mit einer Stimme, die noch nicht immer Heldenbaritonformat hat und noch mehr Farbe und Volumen haben dürfte. Immerhin, Dank seiner ersten Diktion überzeugte der Sänger doch über weite Strecken. Von Vladimir Baykov hätte man gern mehr gehört als die paar Phrasen des Donner, Marcel Reijans angenehmer lyrischer Tenor war mir schon öfter in der Amsterdamer Oper aufgefallen, diesmal war er ein guter Froh.


Vergrößerung Mime (Wolfgang Ablinger-Sperrhacke) und die Nibelungen (Statisterie der Nederlandse Opera).

Dagegen hinterließ Stefan Margita als Loge bei mir einen zwiespältigen Eindruck: So elegant er mit kaum verbrauchtem, tragfähigem lyrischen Tenor und darstellerisch differenziert eingesetzten Mitteln für sich einnahm, so undeutlich und schwach war die längste Zeit seine Aussprache des deutschen Textes. Dies war gerade die Stärke von Werner Van Mechelen, der als Alberich nicht nur hervorragend deklamierte und beklemmend spielte, sondern auch sehr markant und sehr seriös sang, was mancher Kollege brüllt oder spricht. Wolfgang Ablinger-Sperrhacke sah mit seinen Beulen am Kopf und dem insekten-käferhaften Kostüm angemessen furchtbar aus als Mime und spielte ihn auch beeindruckend intensiv, ohne je zu übertreiben. Nicht nur überrumpelnde Phonstärke, sondern auch das Aufspüren von Zwischentönen zeichnete die Porträts der Riesen durch Stephen Milling (Fasolt) und Jan-Hendrik Rootering (Fafner) aus.

Wie schon 2004 und 2005 gab Doris Soffel die Fricka; rein vokal hätte man damals schon gelegentlich beckmessern können (was ich auch bereits bei ihrer Interpretation im Kölner Ring getan habe), der Ton ist nicht mehr immer wirklich üppig, aber die interpretatorisch-deklamatorische Kraft ihres Singens und ihre Präsenz lassen immer noch fast jeden Einwand verstummen. Dagegen blieb Anna Gabler als ihre Bühnenschwester vokal wie darstellerisch blass, während Marina Prudenskaya sehr berührend und mit kraftvoller, auch in der Tiefe keine Grenzen kennender Stimme eine erstklassige Erda war, und auch an den Rheintöchtern gab es nichts auszusetzen.


Vergrößerung

Donner (Vladimir Baykov), Froh (Marcel Reijans), Loge (Stefan Margita), Wotan (Thaoms Johannes Mayer) und Fricka (Doris Soffel) schwächeln ohne Freias Äpfel.


FAZIT

Der eindringliche Vorabend machte zweifellos Lust auf die Fortsetzung im April. Und auf einen der "adventure seats" hoch oben auf der Bühne, von denen man den Akteuren aus ungewohnter Perspektive zuschauen und den Dirigenten noch genauer bei seiner großartigen Arbeit beobachten kann und irgendwie selber Teil des Ring wird.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Hartmut Haenchen

Inszenierung
Pierre Audi

Bühne
George Tsypin

Kostüme
Eiko Ishioka
Robby Duiveman

Licht
Wolfgang Göbbel
Cor van den Brink

Video
Maarten van der Put

Dramaturgie
Klaus Bertisch



Statisterie der
Nederlandse Opera
Nederlands Philharmonisch
Orkest


Solisten

Wotan
Thomas Johannes Mayer

Donner
Vladimir Baykov

Froh
Marcel Reijans

Loge
Stefan Margita

Alberich
Werner Van Mechelen

Mime
Wolfgang Ablinger-Sperrhacke

Fasolt
Stephen Milling

Fafner
Jan-Hendrik Rootering

Fricka
Doris Soffel

Freia
Anna Gabler

Erda
Marina Prudenskaja

Woglinde
Lisette Bolle

Wellgunde
Barbara Senator

Floßhilde
Bettina Ranch





Weitere Informationen
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De Nederlandse Opera
(Homepage)



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